Grünstadt Leiningerland: Nur einer kommt auf Anhieb durch

In Kirchheim halfen die drei Bürgermeisterkandidaten bei der Auszählung mit: Kay Kronemayer (links), Thorben Becker (Mitte, schw
In Kirchheim halfen die drei Bürgermeisterkandidaten bei der Auszählung mit: Kay Kronemayer (links), Thorben Becker (Mitte, schwarzes Hemd) und Amtsinhaber Robert Brunner.

In vier Dörfern in der Verbandsgemeinde Leiningerland war es am Sonntagabend besonders spannend: Jeweils drei Personen hatten sich in Bockenheim, Carlsberg, Kirchheim und Mertesheim um den Posten des Ortsbürgermeisters beworben. Dabei konnte nur einer der Amtsinhaber glasklar seine Position verteidigen.

Kurt Waßner verfehlt absolute Mehrheit nur sehr knapp

Am Ende fehlten Kurt Waßner nur sieben Stimmen, um bei der Wahl zum Ortsbürgermeister in Mertesheim im ersten Wahlgang direkt das Amt zu übernehmen. Waßner, der noch bis Februar als Verwaltungsmitarbeiter der Verbandsgemeinde Leiningerland tätig war, ging als freier Bewerber ins Rennen und trat gegen Amtsinhaberin Doris Nitzsche (FWG) sowie gegen den Beigeordneten Michael Lässig (parteilos) an. Die Auszählung stieß auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Bereits um 18 Uhr kamen Zuschauer ins Wahllokal im ehemaligen Kindergarten. Doch zunächst war Geduld angesagt, denn zuerst wurden die Stimmen zur Europawahl ausgezählt. Dabei machte die AfD das Rennen: Sie erzielte die meisten Stimmen. Auch bei der Bezirkstagswahl war die AfD mit der CDU und den Sozialdemokraten fast gleichauf. An vierter Stelle folgten die Freien Wähler. Bei der Wahl zum Gemeinderat, die in Mertesheim bereits gestern ausgezählt wurde, zeichnete sich ab, dass der Wahlvorschlag der FWG von vielen Bürgern akzeptiert wurde. Es gab aber auch einige Stimmzettel, die von den Wählern um weitere Vorschläge ergänzt wurden. Das war möglich, weil der Gemeinderat in Mertesheim nach dem System der Mehrheitswahl gebildet wird. Am Abend konnte Amtsinhaberin Doris Nitzsche aber mitteilen, dass alle acht Bewerber, die auf der Vorschlagsliste der FWG standen, mit Mehrheit gewählt worden sind. Damit stehe fest, dass die FWG in jedem Fall den Beigeordneten stellen und vorschlagen werde, dass dieser mit einem Geschäftsbereich ausgestattet wird. „Wir treffen uns am Dienstag, um das Ergebnis zu analysieren und unsere weitere Strategie festzulegen“, sagte Nitzsche. Mit dem eigenen Abschneiden sei sie „nicht zu zufrieden“, so die amtierende Bürgermeisterin. „Es war zu erwarten, dass es auf eine Stichwahl hinauslaufen würde, wobei ich mich natürlich schon frage, warum mir sieben Stimmen gefehlt haben“, resümierte Kurt Waßner. Er erhielt 113 der 238 gültigen Stimmen (47,5 Prozent). Auf Doris Nitzsche entfielen 75 Stimmen (31,5 Prozent) und auf Michael Lässig 50 Stimmen (21 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 75,8 Prozent. 244 der 322 Wahlberechtigten hatten sich an der Bürgermeisterwahl beteiligt, sechs Stimmen waren ungültig. Kronemayer schrammt an absoluter Mehrheit vorbei 553 Stimmen hätte Kay Kronemayer (FWG) auf sich vereinen müssen, um im ersten Anlauf Ortsbürgermeister von Kirchheim zu werden. Doch „nur“ 529 Wahlberechtigte haben ein Kreuzchen beim Herausforderer von Amtsinhaber Robert Brunner (CDU) gemacht. Damit hat er 47,9 Prozent erreicht und blieb knapp unter der magischen 50-Prozent-Grenze. Für Brunner votierten 393 Personen (35,6 Prozent). Deshalb wird es am 16. Juni eine Stichwahl zwischen den beiden geben. Der dritte Kandidat, Thorben Becker (parteilos), der für die SPD antrat, bekam 183 Stimmen. „Ich bin ganz sportlich an die Sache herangegangen, aber natürlich schon etwas enttäuscht“, sagte Becker (30). Kronemayer ärgerte sich auch ein bisschen, „weil es so knapp ist“. Aber der 39-Jährige ist guter Hoffnung, dass er Mitte Juni feiern kann. Brunner (74) kommentierte knapp: „Es war sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Stichwahl kommt.“ Bis das Ergebnis feststand, vergingen nach dem Schließen des einzigen Wahllokals im Dorf drei Stunden. „Es müssen zunächst die Wahlzettel zur Europawahl, zum Bezirkstag und zum Kreistag ausgezählt werden“, stellte Julia Bergtholdt klar, die zusammen mit Stefanie Becker und Nicole Schmidt aus der Verbandsgemeinde Leiningerland die rund 25 ehrenamtlichen Helfer unterstützte. Die ersten drei Urnen wurden aufgeschlossen und ausgekippt. Auseinanderfalten, Stapel bilden, zweimal zählen, auswerten – das zog sich hin. Viel Zeit nahm auch das Aufreißen der Kuverts der 511 Briefwähler in Anspruch – bei zirka 1500 Stimmberechtigten (die Zahl differierte je nachdem, was zu wählen war – zwischen 1485 für den Bezirkstag und 1528 für den Kreistag) ist das ein Anteil von rund einem Drittel. Besonders aufwendig: das Auszählen der jeweils bis zu 46 Kreistagsstimmen bei 1105 Menschen, die zur Urne gegangen sind. Wer Bürgermeister werden soll, wurden 1522 Kirchheimer gefragt, womit die Wahlbeteiligung bei 72,6 Prozent liegt. 17 Stimmzettel waren ungültig. Majunke darf die Geschicke Carlsbergs weiter leiten Werner Majunke bleibt Bürgermeister von Carlsberg. Der Christdemokrat hat die Wahl mit 55,9 Prozent gewonnen. 1027 Stimmen entfielen auf den 71-Jährigen. Seine Mitbewerber erhielten 526 (Jens Mächler, SPD) und 285 (Micha Sommer, parteilos) Kreuzchen. Nach der Verkündung stand Majunke die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Da die Stimmbezirke Carlsberg und Hertlingshausen ausgezählt werden mussten und erst kurz nach 20 Uhr zusammenaddiert werden konnten, blieb es für die Kandidaten bis zum Schluss spannend. Obwohl Majunke im Ortsteil Hertlingshausen 345 Stimmen holte – der 50-jährige Mächler konnte dort 154 Wähler gewinnen –, zeigte er sich nicht siegessicher. Denn erst mit den Zahlen aus dem größeren Stimmbezirk Carlsberg war das Ergebnis endgültig. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Wahllokal in Carlsberg wurde im Bürgerhaus in Anwesenheit von Majunke und Mächler die Nachricht verkündet: Der 71-Jährige wird weiterhin die Geschicke im Doppelort lenken. Für den promovierten Chemiker ist es nun die vierte Legislaturperiode, seit 2004 ist er im Amt. Bescheiden, aber sichtlich zufrieden, sagte er: „Ich freue mich natürlich riesig über den Erfolg.“ Dies werte er als Anerkennung von den Bürgern, die gestern fleißig von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Insgesamt wurden 1838 Stimmen ausgezählt. Dass es zu keiner Stichwahl kam, begrüßte der Ortschef ebenfalls. An Tatendrang mangelt es Majunke nicht. Nun geht für ihn die Arbeit weiter. Die angefangenen Projekte, unter anderem die Sanierung der Kindertagesstätten und der Friedhöfe, stehen auf der Agenda. Weiterhin wünscht sich Majunke eine konstruktive und sachliche Zusammenarbeit im Gemeinderat und eine rege Beteiligung der Bürger am Dorfleben. Doch gestern wurde erst einmal gefeiert – mit Parteikollegen, aber auch mit Vertretern anderer Parteien, die den Sieg des CDU-Manns sportlich nahmen. Jens Mächler gratulierte Majunke zum Erfolg. Der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins sagte im Anschluss zur RHEINPFALZ: „Wir haben einen guten Wahlkampf gemacht. Der Wählerwille zählt, und es kann nur einer gewinnen.“ Er freue sich auf eine gute politische Arbeit für Carlsberg und Hertlingshausen. Ebenfalls sportlich nahm es der dritte Kandidat Micha Sommer, der nicht im Bürgerhaus anwesend war. „Wenn man als Parteiloser antritt, ist es immer schwieriger. Die Menschen wählen die Leute, die sie kennen, und falls sie diese nicht kennen, dann machen sie ein Kreuzchen für eine Partei“, erklärte der 56-Jährige, der sich trotzdem überrascht zeigte, dass er nur 285 Stimmen bekommen konnte. Bechtel und Keidel müssen noch einmal gegeneinander antreten In Bockenheim werden die Wähler noch einmal an die Urne gebeten: Keiner der drei Bürgermeisterkandidaten erreichte die absolute Mehrheit. In die Stichwahl gehen der kommunalpolitisch erfahrene Gunther Bechtel (SPD) und der politische Neuling Uli Keidel (parteilos). Bechtel hatte 562 Stimmen (41,7 Prozent) auf sich vereint, Keidel erhielt von den Bürgern 485 Stimmen (36 Prozent). Exakt 300 Kreuze entfielen auf Dieter Rösener (parteilos). Das entspricht einem Anteil von 22,3 Prozent. „Es hat nicht gereicht, ich akzeptiere den Wählerwillen und gratuliere den beiden, die in die Stichwahl kommen“, sagte Rösener nach Bekanntgabe des Resultats. „Natürlich hoffe ich, dass der Richtige gefunden wird“, meinte er. Einen Tipp, wer das sein könnte, wollte der 68-Jährige gestern Abend gegenüber der RHEINPFALZ nicht abgeben. Der sechs Jahre jüngere Gunther Bechtel sagte: „Ich bin froh, dass ich die meisten Stimmen bekommen habe und ganz vorn liege.“ Er werde weiterhin all seine Kräfte einsetzen, um Bürgermeister zu werden. „Ich sehe das Ergebnis als einen Erfolg“, sagte Bechtel, der sich bereits zum dritten Mal einer Wahl zum Ortsbürgermeister stellte. Der 54-jährige Uli Keidel, der politisch ein unbeschriebenes Blatt ist, freute sich über den Ausgang der Wahl: „Das ist ein sehr gutes Ergebnis für mich“, sagte er nach der Auszählung. Mit Blick auf die Stichwahl am Sonntag, 16. Juni, merkte er an: „Jetzt muss ich noch etwas Überzeugungsarbeit leisten.“ Etwas mehr als 30 Leute haben gestern Abend ehrenamtlich die Stimmen in der Festhalle Emichsburg ausgezählt, wo sich auch die beiden Bockenheimer Wahllokale mit den Stimmbezirken eins und zwei befanden. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,7 Prozent. Während sich bei den drei Kandidaten, Wahlhelfern und Besuchern in der länger andauernden Auszählung Spannung aufbaute, blieb einer sichtlich gelöst und gelassen: Ortsbürgermeister Kurt Janson (parteilos), der nach 15 Jahren nicht mehr kandidiert hatte.

In Carlsberg zeigte sich Werner Majunke (links) nach der Auszählung beider Ortsteile sehr erleichtert, Jens Mächler nahm die Nie
In Carlsberg zeigte sich Werner Majunke (links) nach der Auszählung beider Ortsteile sehr erleichtert, Jens Mächler nahm die Niederlage sportlich und beglückwünschte den Amtsinhaber.
In Mertesheim stieß die Auszählung der blauen Stimmzettel zur Wahl des Ortsbürgermeisters, die Amtsinhaberin Doris Nitzsche hier
In Mertesheim stieß die Auszählung der blauen Stimmzettel zur Wahl des Ortsbürgermeisters, die Amtsinhaberin Doris Nitzsche hier auf den Tisch schüttet, auf großes Interesse.
In Bockenheim hatten die drei Bürgermeisterkandidaten und der Noch-Amtsinhaber Kurt Janson (Zweiter von rechts) gut lachen: Gunt
In Bockenheim hatten die drei Bürgermeisterkandidaten und der Noch-Amtsinhaber Kurt Janson (Zweiter von rechts) gut lachen: Gunther Bechtel, Uli Keidel und Dieter Rösener (von links).
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