Grünstadt Leerer Supermarkt könnte Altenheim weichen

Nachdem die Gemeinde Carlsberg beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Kreisebene gewonnen hat, kam sie mit ihrem größeren Ortsteil – wie 13 andere Kommunen mit weniger als 3000 Einwohnern – in den Gebietsentscheid Rheinhessen-Pfalz der Hauptklasse in der Region Neustadt. Am Donnerstag war eine sechsköpfige Jury zu Besuch. Die Mitglieder gaben gute Anregungen für eine positive Weiterentwicklung Carlsbergs.

Im Café Paradies porträtierte Bürgermeister Werner Majunke zunächst den für den Wettbewerb relevanten Teil seiner Ortsgemeinde. Bei einem anschließenden Rundgang stellte er unter anderem Plätze und Anlagen vor, die mit viel ehrenamtlichem Einsatz der Dorfbewohner hergerichtet worden sind. Auf dieses bürgerschaftliche Engagement sei er besonders stolz, denn ohne Freiwillige würde sich in einer Ortsgemeinde mit defizitärem Haushalt kaum etwas bewegen. Toll seien die Angebote des rührigen Seniorenbeirats für alte Menschen und zudem das rege Vereinsleben, das auch viel für die Jugend biete. Majunke verschwieg der Kommission aber auch nicht die Probleme der Fremdenverkehrsentwicklungsgemeinde. So seien in der Streusiedlung (ohne Außenbereiche) 15 Kilometer Ortsstraßen instand zu halten. Das koste nach dem Sanierungskonzept allerdings fünf Millionen Euro. Auch ließen sich Baulücken oft nicht schließen. Zum einen seien die Grundstücke meist viel zu groß und somit für junge Familien unerschwinglich. Zum anderen möchte sich so mancher Eigentümer nicht von seinem Land trennen. Der Bürgermeister zeigte ein rund 4400 Quadratmeter großes, brachliegendes Privatgelände in der Linienstraße, auf dem er sich eine Seniorenresidenz vorstellen könnte. „Doch der Eigentümer fragt, weshalb er verkaufen sollte“, so Majunke. Jury-Leiter Gerhard Schläfer, Gebietsreferent der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Neustadt, bemerkte dazu, dass die Einführung von Wiederkehrenden Beiträgen (für den Straßenausbau) den Verhandlungspartner zum Umdenken bewegen könnte – einfach, weil die Immobilie dann fortwährend etwas kostet. Zu der Idee, ein Altenheim oder eine Anlage für Betreutes Wohnen zu errichten, schlug Diplom-Ingenieur Andreas Diener vor, dies am Standort des leerstehenden Supermarktes in der Brunnenstraße zu verwirklichen. „Da sind wir dran“, sagte Majunke, das Gebäude habe eine wunderbare Lage inmitten aller wichtigen Grundversorgungseinrichtungen inklusive Ärzten und Apotheke. Diener merkte an, dass es in der Flächengemeinde für ältere Bürger schwierig sei, soziale Kontakte fußläufig aufrecht zu erhalten. „Sie sollten die Dichte an Ruhebänken erhöhen“, meinte er. Darüber hinaus regte er mit Blick auf die Tourismusförderung an, einen geschichtlichen Rundweg durchs Dorf anzulegen, bei dem an verschiedenen Punkten dem Ist-Zustand jeweils ein Bild aus früheren Tagen gegenübergestellt wird. Die Geografin Angelika Schmalzried schlug einen Brunnenweg vor, der die kulturhistorisch bedeutsamen Wasserquellen verbindet. Birgit Deutschmann, die ihr Augenmerk auf die Grüngestaltung legte, empfahl eine Bestandsaufnahme, um sich dann genau zu überlegen, ob nicht einigen öffentlichen Grünflächen eine Funktion zugewiesen werden sollte. Ein Stück Wiese lasse sich beispielsweise durch einen hingelegten Baumstamm kostengünstig aufwerten. So hätten Kinder die Gelegenheit, sich motorisch zu beschäftigen. Deutschmann begrüßte das Vorhaben der Kita Spatzennest, die ihr Außengelände zusammen mit dem Verein Naturspur weitestgehend in Eigenleistung in eine Erlebnislandschaft umwandeln möchte. Für das ehrenamtliche Engagement in Carlsberg gab es ein dickes Lob von Jurorin Ute Balz, ebenso wie für die Bemühungen, das Dorf bekannter zu machen, etwa durch den Pfalztrail. Von Jochen Schael, der die Entwicklungskonzepte und wirtschaftlichen Initiativen betrachtete, erntete die Gemeinde unter anderem Anerkennung für das Dorferneuerungskonzept und die Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten. (abf)

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