Grünstadt Leben in Leerstände bringen

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Bei ihren Bemühungen, die „toten Augen“ im Herzen Grünstadts wieder zu beleben, verfolgen die Stadtverwaltung und das Wirtschaftsforum (WF) die Idee, die verwaisten Geschäftsräume vorübergehend in Kunstgalerien zu verwandeln. Dabei können sie auf die erfolgreiche Ausstellung „4 mal anders“ im Frühjahr in der ehemaligen Bäckerei Wilhelm verweisen. Um nachfolgende Projekte zu entwickeln, findet am 8. Juni eine Impulsveranstaltung statt.

„Wir haben 32 regionale Künstler sowie fünf Institutionen wie die Musikschule Leiningerland und die Kulturwerkstatt angeschrieben“, berichtet Citymanagerin Melanie Cocimano, die sich mit Karin Beck unter anderem um die Liegenschaften kümmert. Darüber hinaus habe man die 40 Eigentümer der aktuell 31 leerstehenden Immobilien – Läden, Büroräume und Wohnungen – eingeladen. Das Problem sei, dass viele nicht von hier seien. Der eine oder andere könnte sich aber vielleicht vertreten lassen. „Selbstverständlich sind auch andere interessierte Bürger, die sich in irgendeiner Weise engagieren wollen, willkommen“, sagt WF-Geschäftsführer Ernst-Uwe Bernard. Die kurzzeitige Belebung von Leerständen durch Kulturschaffende stelle die Objekte in einem anderen Licht dar und diene als Inspiration für künftige Nutzungen jenseits des klassischen Einzelhandels, so Cocimano. Zudem werde durch solche Aktionen die Attraktivität der benachbarten Gebäude gesteigert, was zu einer positiven Wahrnehmung der Kunden führe. Die Besucherzahl in der Innenstadt erhöhe sich. „Und die Künstler haben die Möglichkeit, ihre Werke mal einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren“, erläutert die Citymanagerin und betont, dass dabei nicht nur Maler und Bildhauer angesprochen werden sollen, sondern beispielsweise auch Musiker. Die Plattform sei ebenso offen für Aktivitäten von Vereinen oder für Privatleute, die vielleicht im stillen Kämmerlein ein interessantes Hobby pflegen. Bernard könnte sich außerdem vorstellen, dass Leute, die mit dem Gedanken spielen, in der Innenstadt ein Geschäft aufzumachen, sich aber vor dem „großen“ Schritt noch scheuen, eine Art „Schnupperniederlassung“ anzubieten: Sie mieten einen Laden für eine überschaubare Probezeit. Dass auch die Hauseigentümer etwas von den vorübergehenden Nutzungen haben, zeigen die Vorbereitungen für die Ausstellung „4 mal anders“. „Auf Kosten des Wirtschaftsforums haben wir den Leerstand Wilhelm renoviert, mit Strom und neuen Strahlern ausgestattet“, erzählt Bernard. Nach der Impulsveranstaltung wird eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich möglichst noch vor den Sommerferien erstmals trifft und die Aktionen konkretisiert. Die erste sollte zur Weihnachtssaison auf die Beine gestellt werden. „Uns ist bewusst, dass es dadurch nicht gleich zu langfristigen Vermietungen kommen wird“, sagt Cocimano. Aber auf die Dauer könnten sich Erfolge einstellen. Bei der Impulsveranstaltung wird der Düsseldorfer Touristiker Dietmar Wolf über die „Offensive Kyllburg dajeh“ referieren. Sie hat sich Mitte 2012 gegründet und mit dazu beigetragen, dass in der kleinen Stadt in der Eifel innerhalb von zweieinhalb Jahren 37 Gebäude verkauft wurden. In dem viermal so langen Zeitraum zwischen 2003 und 2012 waren es 66. Auch in Grünstadt hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. In der Fußgängerzone und in der Bahnhofstraße haben fünf neue Läden und Lokale aufgemacht: das Bistro und Eiscafé „1987“, das Dienstleistungsangebot „Floristikhandwerk“, der Obst- und Gemüseladen „Südfrüchte-Paradies“, der Telekommunikationsservice „Funkhaus Grünstadt“ und die Shisha-Bar „Yellow Hookah & Cocktaillounge“. Laut Cocimano sind seit März weitere zehn Ansiedlungsanfragen, drei davon im Gewerbegebiet, an sie herangetragen worden. Die Stadt informiere über Standortfaktoren sowie Förderprogramme und trete als Vermittler auf. INFO „Leerstände im Wandel – mit Kunst den Leerstand beleben“ findet statt am Mittwoch, 8. Juni, 19 Uhr, im Weinstraßencenter. Anmeldung: Melanie Cocimano, Telefon 06359/805-219, E-Mail: melanie.cocimano@gruenstadt.de, oder Karin Beck, Telefon 06359/805-510, E-Mail: karin.beck@gruenstadt.de.

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