Grünstadt Kunst als Politikum

Fleißig am Werkeln: von links Rüdiger Schellhaas-Eberle, Iris Brahm beim Aufbauen ihrer Skulptur, Anna Balthasar unterstützt.
Fleißig am Werkeln: von links Rüdiger Schellhaas-Eberle, Iris Brahm beim Aufbauen ihrer Skulptur, Anna Balthasar unterstützt.

Sieben Kunststudenten der Universität Koblenz werden ihre Kunstwerke für rund zwei Monate in der protestantischen Peterskirche in Sausenheim ausstellen. Das Motto: „Der Geist aber macht lebendig“. Den Auftakt bildet morgen, Freitag, eine Vernissage mit musikalischer Begleitung durch Ronja Bernd aus Carlsberg am Keyboard. Das Projekt ist Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz.

Noch wird in den Kirchenräumen gewerkelt. Ein großes Gerüst steht mitten im Raum. Iris Brahm sitzt darauf und arbeitet an ihrer Himmelsleiter, eine Skulptur aus Draht und goldfarbener Rettungsfolie. „Die Idee kam mir, als ich die schöne Decke mit den Sternen in der Kirche gesehen habe. Ich finde das passt hier wunderbar rein“, sagt die 35-jährige Studentin. Planskizzen hat sie angefertigt. Wie das Endergebnis nun aussehen wird, das weiß die Künstlerin zum Zeitpunkt des RHEINPFALZ-Besuchs noch nicht. „Da es sich um eine so hohe Skulptur handelt, konnte ich das zu Hause nicht ausprobieren. Aber ich habe eine genaue Vorstellung“, sagt sie. Kritisch schaut die Studentin beide Seiten der Folie an, die unterschiedliche Farben besitzen und entscheidet sich dann für die hellere Seite. Noch ein bisschen Arbeit hat die junge Frau, die am liebsten an Skulpturen arbeitet oder sich mit informeller Malerei beschäftigt. „Im Studium haben wir drei große Themengebiete – dreidimensionales Gestalten, Fotografie und Malerei. Jeder Künstler hat da so seine Vorlieben“, weiß die Studentin, die ihr Studium im November beendet und danach in den Schuldienst möchte. In Eigenregie haben sich die sieben Kunststudenten zu einer Künstlergruppe zusammengeschlossen und ihre Exponate extra für diese Ausstellung entworfen, die einen Dialog zwischen Kirche und Kunst herstellen soll. Benotet werden die Werke nicht. Unterstützung erhalten sie von dem Kunsthistoriker und Lehrbeauftragten der Universität Koblenz, Dieter Marcos. „Wir möchten zeigen, dass Kunst wichtig und eine Bereicherung ist “, fügt Studentin Anna Balthasar hinzu. Die 26-Jährige stellt ihre audiovisuelle Installation mit Licht und Schatten im Kirchturm aus. Rüdiger Schellhaas-Eberle, früherer Gemeindepfarrer und Projektleiter, ist zuständig für die Ausstellung des Kultursommers und ergänzt: „Die Studenten haben sich zuvor den Kirchenraum angeschaut und werden ihre Exponate in Beziehung zu den Räumlichkeiten setzen und sie integrieren. Ihr eigenes Kunstverständnis soll mit den Kirchenräumen verschmelzen.“ Über die Chance, in der protestantischen Kirche auszustellen freuen sich die Künstler. Kunst gehöre zum Leben, sind sie sich einig. Noch bis 2021 besteht der Fachbereich Bildendende Kunst an der Uni Koblenz, dann wird er geschlossen. „Es kann sich niemand mehr für diesen Studiengang einschreiben. Mit unserer Ausstellung wollen wir der Kunst mehr Aufmerksamkeit schenken und zeigen, dass sie gebraucht wird und Menschen erfreut. Es soll ein politisches Statement sein“, so Balthasar. Wer zeigt was? Anna Balthasar zeigt eine audiovisuelle Installation im Kirchturm. Maike Baur und Narine Movsisyan haben sich mit analoger Fotografie beschäftigt. Robin Schmitt zeigt Kunstwerke der Malerei. Iris Brahm hat sich für eine Skulptur entschieden, Anna Eufinger für eine Plastik. Laura Fee-Hildebrand hat sich der kameralosen Fotografie gewidmet. Darunter versteht man den experimentellen Umgang mit Fotochemikalien im Labor. Termin Vernissage am morgigen Freitag in der protestantischen Peterskirche, Kirchgasse 11, in Sausenheim. Bis zum Samstag, 21. Oktober, können die Exponate sonntags nach dem Gottesdienst bis 17 Uhr angeschaut werden. Samstags und dienstags zusätzlich von 13 bis 17 Uhr (außer bei Trauungen). Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro (Kinder und Schüler kostenlos). Am Samstag, 30. September, findet ein Orgelfeuerwerk mit vier Händen und vier Füßen um 19 Uhr statt. Finissage am Samstag, 21. Oktober, um 18 Uhr.

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