Grünstadt Kluger Dialekt-„Räpp“ lässt die Lachtränen strömen

Angenehm, entspannt und aufmerksam war die Stimmung beim Dichterwettstreit. Sie stieg auf ein Höchstmaß des Vergnügens, als Mari
Angenehm, entspannt und aufmerksam war die Stimmung beim Dichterwettstreit. Sie stieg auf ein Höchstmaß des Vergnügens, als Maritta Reinhardt ihren »Räpp« vortrug.

Norbert Schneider aus Rehborn (1. Platz), Maritta Reinhardt aus Wonsheim (2. Platz) und Helga Schneider aus Kaiserslautern (3. Platz) sind, wie in der RHEINPFALZ AM SONNTAG bereits kurz gemeldet, die Hauptpreisträger beim von Michael Geib flott moderierten 66. Pfälzischen Mundartdichterwettstreit. Den lebhaftesten Anklang bei den rund 250 Zuhörern im Bockenheimer Winzerfestzelt fanden am Samstagnachmittag aber die Darbietungen in Sachen des nur für dieses Jahr ausgelobten Sonderpreises Rap. Mehr als einem im Publikum lief da vor lauter Lachen das Wasser aus den Augen.

Man darf vermuten, dass die rührigen Organisatoren des von der Ortsgemeinde veranstalteten Wettbewerbs mit der Auslobung dieses Sonderpreises junge Rapper veranlassen wollten, sich am Wettbewerb zu beteiligen – indes war es die alte Garde, die im Zelt mehr oder weniger rappend auf der Bühne stand und dem Publikum ein dreifaches Vergnügen spendete. Denn die Jury fand drei der eingereichten Raps als gleichwertig – also sollte das Publikum anhand des Vortrags entscheiden. Und so stellten sich Renate Demuth, Maritta Reinhardt und Hermann Josef Settelmeyer als Rapper vor. Keiner von ihnen nahm die üblichen Lizenzen dieser Gattung wie rhythmisch holprige Versfüllung und nur ungefähr aufgehende Reime in Anspruch. Renate Demuth dichtete einen kurztaktigen, mitreißenden Text über die sinnvolle Füllung der noch verbleibenden Lebenszeit im Alter und trug ihn stellenweise im typischen Rap-Rhythmus vor. Herrmann J. Settelmeyer goss ein inhaltlich herkömmliches Pfalzlob in herrlich virtuos gereimte, rasch strömende Zeilen. Renate Demuth indes hatte ein kleines Gerät mitgebracht, das die üblichen Raprhythmen entströmte und legte los. Thema: der vergebliche Versuch, kosmetisch, operativ, sprachlich und mental ewig jung zu bleiben. Das traf die Gattung, enthielt so hinreißende Zeilen wie: „Queelsch de Bauch in e shapewear met Eisegeschdänge / Unn im Hinnergrund oile die Friedhofsgesänge“, um sich am Ende zu mahnen: „Duh dei eischne Lierer sunge / Iwwerloss de Räpp de Junge“. Das war so gescheit und urkomisch, dass das Publikum der erst vor relativ kurzer Zeit zur Bockenheimer Dichterschar gestoßenen Autorin den ersten Preis zuerkannte. Im Hauptwettbewerb traten wie immer zehn Dichter an; die Texte waren dieses Jahr abwechslungsreich und qualitätvoll, die Verfasser mit einer Ausnahme dem Stammpublikum wohlbekannt. Norbert Schneider aus Rehborn stellte rhetorisch donnernd jemanden „In de Senkel“. Die Schlusspointe war, dass es sich um das eigene Spiegelbild handelte. Das war der fachkundigen Jury den ersten Preis wert. Den zweiten erhielt die Rapperin Maritta Reinhardt aus Wonsheim für „Ich dich aach“, die eindrucksvoll verknappte Beschreibung des Erlöschens einer Liebe. Helga Schneider gelang mit „Schlossweihergespenschter“ ein Stück herrlich romantischer Poesie (3. Platz) . Wunderbar, welchen Wohlklang sie der Mundart immer wieder zu geben weiß. Anerkennungspreise gab es für sieben Autoren: Matthias Zech (Speyer) gelang mit „Du“ ein anrührendes Trauergedicht. Hanns Stark (Bobenheim-Roxheim) bedichtet in gereimten Strophen „Wieschde, wieschde Deiwelcher“, die Kopfweh und Stimmungstrübungen bringen. Katrin Schwedhelm aus Dahn, erstmals im Kreis der Sieger vergleicht munter in „De Appelprinz“ den erhofften Liebsten mit einem Apfelbaum. Albert H. Keil aus Dirmstein, nach Jahren wieder einmal dabei, besingt Treue zwischen Eheleuten, auch wenn der Geist sich trübt und erhält dafür den Preis des Publikums. Barbara Franke aus Zweibrücken reflektiert mit „Dädschde“ pointiert Geschlechterrollen. Renate Demuth aus Kaiserslautern häuft in „Morjegraue“ ungewöhnliche Mundartworte, und Manfred Dechert (Ludwigshafen) regt die „Hackordnung“ des dortigen Kunstmuseums zu blutigen Kindheitserinnerungen an. Schließlich wird Gunter Grenner aus Blieskastel mit dem „Peis fer Neie“ ausgezeichnet, und der Dr.-Wilhelm-Dautermannpreis für eine mundartliche Neuerscheinung geht an „Hopp, sing mit!“ von Franz Schlosser.

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