Grünstadt Köln feiert, Grünstadt klatscht ab

Volle Ränge: Rund 300 Zuschauer besuchten die Meisterschaft und sorgten für eine tolle Stimmung.
Volle Ränge: Rund 300 Zuschauer besuchten die Meisterschaft und sorgten für eine tolle Stimmung.

«GRÜNSTADT.»Schnell tippt Till Frederik Hauchwitz in die Tasten auf seinem Laptop. Eigentlich ist der Herxheimer Kapitän der Hockey-Herren des VfR Grünstadt. Vor kurzem hat er mit seinen Kollegen den Aufstieg in die Erste Hallenhockey-Verbandsliga geschafft. Bei der Deutschen Meisterschaft der weiblichen Jugend A in Grünstadt ist der „Capitano“ für den Liveticker zuständig. „Wir stehen hier nun seit Samstag hinter den Rechnern und sorgen dafür, dass jeder da draußen genauestens Bescheid weiß“, erzählt Hauchwitz. Unterdessen läuft das erste Halbfinale. Die jungen Damen von Rot-Weiß Köln spielen gegen den UHC Hamburg. „Man staunt schon“, sagt Hauchwitz und erklärt: „Die meisten Teams reisen hier mit drei Trainern, einem Betreuerstab und zwei Physiotherapeuten an. Wenn man das mit unseren Auswärtsfahrten in der Verbandsliga vergleicht, dann sind das Welten.“ Als Hauchwitz das sagt, erzielen die Hamburgerinnen das 1:0. Während der Kapitän die Meldung ins weltweite Netz hinausschickt, lässt Adrian Tabacki in der extra für die Meisterschaften installierten Reporterecke der doch schon arg in die Jahre gekommenen Hans-Gustavus-Halle die Spielszene noch einmal Revue passieren. Der Hockey-Abteilungsleiter ist bei diesem Halbfinale für die Kommentare zu den Livebildern, die in einem Livestream im Internet zu sehen sind, zuständig. „Zwei von uns wechseln sich bei den Spielen ab und sind dann Kommentatoren“, klärt Till-Frederik Hauchwitz auf. Und dann muss er gleich wieder an den Laptop. Der Grund: Köln hat ausgeglichen. Es steht 1:1. „Als wir im vergangenen Jahr den Zuschlag für die Austragung der Deutschen Meisterschaften bekommen haben, war das natürlich eine Sensation“, erzählt Tabacki. Die Hockey-Abteilung des VfR Grünstadt verfügt über keine Bundesligamannschaft – nicht bei den Aktiven und auch nicht in der Jugend. Doch in diesem Jahr feiert der VfR sein 100-jähriges Bestehen. Und zu diesem Anlass wollten Tabacki und Co. etwas Besonderes auf die Beine stellen. Der Hockey-Abteilungsleiter erstellte eine umfangreiche Bewerbungsmappe und schickte diese an den Deutschen Hockeybund. „Eigentlich hatten wir als kleiner Verein und kleine Stadt keine Chance, aber diese wollten wir nutzen“, sagt er. Und siehe da: Es hat geklappt. „Wir hatten ja vorher schon die Südwestdeutschen Meisterschaften veranstaltet. Aber klar, das ist eine Hausnummer größer. Hier spielen ja schon junge Bundesliga-Spielerinnen mit“, erzählt Hauchwitz. Die eine oder andere Akteurin könnte vielleicht in den nächsten Jahren schon bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen dabei sein. Zuletzt fand eine Hockey-Meisterschaft in Grünstadt im Jahr 1980 statt. „Damals spielten hier die Knaben A“, erinnert sich Tabacki. Auch in der Gustavus-Halle. Doch damals war die Spielstätte noch besser in Schuss. „Es gibt Bereiche auf dem Spielfeld, da ist der Boden so uneben, dass der Ball hochspringt“, zeigt Hauchwitz auf eine Stelle, die abgeklebt wurde und wie ein Trapez aussieht. Der Grünstadter Mann für den Liveticker betont: „Die Teams haben das aber schon gesehen, sie machen die Strafecken immer auf der anderen Seite.“ Im Foyer der Gustavus-Halle ist es ruhig, das große Angebot an Speisen und Getränken findet sich in einem Nebenraum. „Wir sind 20 bis 25 Helfer, es sind anstrengende drei Tage“, erzählt Tabacki, während die Kölnerinnen ihr Halbfinale gegen den UHC Hamburg mit 3:2 gewinnen und ins Endspiel einziehen. Während der Rot-Weiss-Anhang jubelt und auch im späteren Endspiel unter den 300 Zuschauern für tolle Stimmung in der Halle sorgt, erklärt der Mitorganisator: „Wir haben sehr gute Rückmeldungen bekommen. Gelobt wurden vor allem die kurzen Wege von den Unterkünften zur Halle.“ Viele der acht Teams wohnten im Pfalzhotel in Asselheim. Köln gewinnt das spannende Endspiel gegen Mühlheim mit 5:4 nach Siebenmeterschießen. „Alles reibungslos über die Bühne gegangen“, sagt Hauchwitz und macht den Laptop zu. Die jungen Kölner Spielerinnen feiern auf dem Spielfeld. Die Helfer klatschen sich ab.

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