Grünstadt Jeden Freitag kommen die Grundschüler

OBRIGHEIM. Wo früher Unterricht stattfand, sitzen jetzt Schulkinder in der Ecke und schmökern in Büchern, während andere mit ihren Freunden auf dem Sofa hüpfen bis die Pause wieder endet. Seit ziemlich genau einem Jahr hat die Gemeinde wieder eine Bücherei, die im Gebäude der Grundschule untergebracht ist. „Das war möglich, weil die Schülerzahl nun kleiner ist“, informiert Doris Schweitzer, einer der sieben ehrenamtlichen Bibliothekare. Die Bücherei ist noch jung, aber deshalb ist ihr Bestand noch lange nicht klein: Bereits 3700 Medien sind in den zwei großen Räumen im Erdgeschoss der Schule untergebracht.

Die Buchausleihe erfolgt elektronisch am Computer und es gibt Internet – bisher aber nur für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Bald werden wir noch einen Computer zur Katalogrecherche für unsere Gäste bereitstellen“, sagt Schweitzer. Wird ein bestimmtes Medium gesucht, kann es so schneller gefunden werden.

Dank der Kooperation mit Neustadt ist der Medienbestand aktuell und umfangreich. „Alle sechs Monate werden wir von der Bücherei in Neustadt mit neuem Stoff versorgt, gelesene Bücher werden dann wieder zurückgebracht“, erklärt Bücherei-Gehilfin Yvonne Förster. Dabei werde natürlich immer auf Leserwünsche eingegangen, ebenso bei Neuanschaffungen, die die Gemeindebücherei selbst einkaufe. Dafür stehen ihr jährlich rund 4500 Euro zu Verfügung, finanziert durch die Gemeinde und mit der Unterstützung durch das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) in Koblenz.

Wöchentlich, immer freitags, ist Büchereitag – jeweils abwechselnd für eine der Schulklassen. Gedanken um ein Leseförderprogramm hat man sich in der jungen Bücherei auch schon gemacht. „Und dieses Jahr wollen wir zum ersten Mal einen Lesesommer organisieren“, kündigt Doris Schweitzer an. Dass eine Autorenlesung auch toll wäre, findet Förster.

Doch zuerst auf dem Plan steht ein Tag der offenen Tür. „Den genauen Termin geben wir noch bekannt“, so Schweitzer. Der sei nämlich unbedingt nötig. „Denn leider scheinen noch viele im Ort zu glauben, eine Bücherei gibt es nicht“, sagt Förster etwas betrübt. Verstehen könne sie das allerdings nicht, weil sie regelmäßig Flyer verteile.

Auch habe sie schon versucht, mit dem örtlichen Kindergarten Kontakt aufzunehmen. „Die Kindergartenkinder würden wir gerne in unser Leseförderprogramm aufnehmen.“ „Übrigens bieten wir auch Literatur, die für Erwachsene interessant ist“, wirft Doris Schweitzer ein und richtet die Einladung, die Bücherei doch einmal zu besuchen, auch an die erwachsenen Obrigheimer.

Denn Romane, Sachbücher, Hörbücher, DVDs und Computerspiele sind für alle Altersklassen im Repertoire. Bald soll es auch Zeitschriften geben, kündigt Schweitzer an. „Hefte zu verschiedenen Themenbereichen, die aber nur einmal im Monat erscheinen. Damit wir den Überblick behalten“, sagt Förster lachend.

Mit viel Liebe üben Schweitzer und Förster gemeinsam mit fünf weiteren Bibliothekarinnen ihr Ehrenamt aus, eine Bücherei-Leitung gebe es nicht. „Wir sind ein Team“, bestätigt Schweitzer. Ihre Mission: „Vermitteln, dass man nie früh genug mit dem Lesen beginnen kann“, so Förster.

Eine Philosophie, die bereits ankommt: Durchschnittlich 30 Bücher werden während der Öffnungszeiten montags und donnerstags ausgeliehen. „Letzten Freitag waren es sogar 80“, freut sich Förster, „super, wenn es jeden Freitag so wäre.“ (jsb)

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