Eisenberg IGS-Sekretärin tritt für Fünftklässler in die Pedale

Überzeugte Radfahrerin: Carolin Graf.
Überzeugte Radfahrerin: Carolin Graf.

Als die künftigen Fünftklässler der IGS Eisenberg kürzlich ihre Aufnahmebriefe in den Briefkästen fanden, war ihnen nicht bewusst, welche Anstrengungen dem vorausgegangen waren. Gebracht hat sie nicht die Post, sondern die Sekretärin der IGS – mit dem Fahrrad.

Das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden hat zuletzt Carolin Graf. Wobei – was angenehm ist, ist Ansichtssache. Denn was die Sekretärin der Eisenberger Integrierten Gesamtschule selbst als angenehm empfindet, treibt manch anderem schon bei dem Gedanken die Schweißperlen auf die Stirn. Doch der Reihe nach: Als leidenschaftliche Nutzerin ihres Rennrades mit 22 Gängen strampelt Carolin Graf pro Jahr etliche Tausend Kilometer ab. 10.000 Kilometer waren es im vergangenen Jahr, erzählt die knapp über 40-jährige Freizeitradlerin.

Einen beträchtlichen Kilometerbeitrag trägt zumindest in der wärmeren Jahreszeit die tägliche Fahrt mit dem Rad von ihrem Wohnort Rockenhausen bis zur Arbeitsstelle nach Eisenberg und wieder zurück bei. Für die 35 Kilometer einfache Wegstrecke braucht Graf dann 70 Minuten, wobei sie die Tour über den Donnersberg umgeht und die etwas flachere Kaiserstraße bevorzugt.

Start in Ramsen

Mit diesen Voraussetzungen wird auch verständlich, weshalb sich die engagierte Sekretärin neulich an ihrem freien Samstag aufs Rad schwang und auf einer Strecke von 105 Kilometern 17 Gemeinden abklapperte, um die Aufnahmebriefe für die künftigen Fünftklässler direkt an der jeweiligen Adresse einzuwerfen. Kurz vor neun Uhr startete Graf in Ramsen ihre Tour.

Bis zum Ausgangspunkt der Tour hat sie ihr Rad allerdings mit dem Auto transportiert, räumt sie ein. Dann aber ging’s bei strahlendem Sonnenschein und annehmbaren Temperaturen über Hettenleidelheim nach Wattenheim bis Altleiningen, weiter über Grünstadt nach Bockenheim, Kindenheim bis Eisenberg. Die letzte Etappe führte nach Kerzenheim, Göllheim, Dreisen bis Endstation Standenbühl und zurück nach Ramsen, wo das Auto für den Heimweg nach Rockenhausen bereitstand. Mittlerweile war es 17 Uhr und die Radlerin einigermaßen geschafft.

Bis auf einen Brief konnte sie alle an die Empfänger ausliefern. Ein einziger musste am folgenden Montag seinen Weg mit der Post antreten, weil das Haus nicht existierte. „Ratlos und keine Hilfe war in diesem Fall sogar das ansonsten allwissende Google-Maps“, bedauert Graf.

Ansonsten gab es kleinere Schwierigkeiten, weil an einigen Briefkästen kein Name angegeben war oder die Hausnummer fehlte. Deshalb musste Graf in manchen Straßen mehrmals auf und ab fahren, bis sie das richtige Haus gefunden hatte. Oftmals von „kritischen Nachbarn beäugt“, wie sie erzählt.

Warum sie diese Strapazen freiwillig auf sich genommen habe, erklärt die Sekretärin so: Sie habe ihr sportliches Hobby zum zweiten Mal sinnvoll mit einer nachhaltigen und klimaneutralen Aktion verbunden. „Und das passt auch genau zum Gedanken unserer Schule.“ Bleibt zu hoffen, dass der Schulträger Donnersbergkreis nicht auf den Gedanken kommt, solch ein lobendes Beispiel, mit dem auch Porto eingespart werden kann, für alle Schulsekretärinnen in seinem Zuständigkeitsbereich verpflichtend einzuführen.

Mit Sicherheit wird sich Carolin Graf auch im nächsten Jahr wieder als freiwillige Zustellerin auf ihr Rad schwingen und Angenehmes mit Nützlichem in Einklang bringen.

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