Eisenberg Hilfe auf dem Weg aus der Sucht

Auch Angehörige von Suchterkrankten leiden.
Auch Angehörige von Suchterkrankten leiden.

Alkohol, Drogen und Medikamente, aber auch Essstörungen, Glücksspiel, Kaufrausch und Medienkonsum – Sucht hat viele Gesichter. Wer abhängig ist, steckt in einem Teufelskreis und braucht Hilfe. In Eisenberg gibt es neuerdings ein Angebot, das genau da ansetzt.

Seit Jahresbeginn können Menschen mit einer Suchterkrankung aus Eisenberg und Umgebung ein neues Angebot der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (PPP) Rockenhausen, einer Einrichtung des Pfalzklinikums, wahrnehmen.

Jeden Donnerstag um 18 Uhr trifft sich die Gruppe unter anderem zu Impulsreferaten rund um das Thema Sucht. Das Angebot soll Betroffenen ermöglichen, sich Hilfe zu holen und sich auszutauschen, bietet aber auch Raum für individuelle Themen. Geleitet wird die Gruppe von Axel Sawitzki, einer erfahrenen Fachkraft der Klinik für PPP Rockenhausen.

Erkenntnis ist der erste Schritt

„Sucht unterscheidet sich grundsätzlich in der Art der Suchtmittel, aber auch durch den Gebrauch“, sagt er. Wichtig sei, die Sucht zunächst als solche zu erkennen. „Verschiedene Kriterien können da helfen. Nicht alle Kriterien treffen auf den Einzelnen zu, aber schon einem Kriterium zustimmen zu können, sollte den Betroffenen zum Nachdenken über seine Gewohnheiten anregen“, betont der Fachmann.

Eine Sucht könne man meist daran erkennen, dass die erwünschte Wirkung des Suchtmittels mit der Zeit nachlasse und mehr konsumiert werden müsse, um die gleiche Wirkung zu erhalten. „Das typische Beispiel hier ist der Alkoholiker, der irgendwann zu härteren Getränken greift und die Menge nach und nach steigert“, erklärt er.

Psychische und körperliche Abhängigkeit gingen häufig mit einem gesteigerten Risikoverhalten einher. „Alkohol oder Drogen im Straßenverkehr können schwerwiegende Folgen haben, der Führerscheinverlust ist da meist nur eine Kleinigkeit. Bei vielen schweren Verkehrsunfällen waren die Fahrer berauscht“, weiß Sawitzki.

Süchtige verlieren die Kontrolle

Kontrollverlust über das eigene Verhalten sei ebenfalls häufig anzutreffen. „Für Suchtkranke ist es nach der Behandlung oft noch lange Zeit schwierig, sich nicht automatisch mit Suchtmitteln zu versorgen und nicht selten höre man Süchtige beispielsweise sagen: Ich bin erst an der Tanke nach drei Bier wieder zu mir gekommen.“ Sie beschrieben solche Handlungen als Blindflug.

Mit einer Suchterkrankung gehe oft auch ein Verlust der Interessen einher. Wenn ein Mensch sich weniger um Familie, Beruf oder Hobby kümmere, könne man schon mal nachfragen, warum das so ist.

Plattform für Suchterkrankte

Ein Weg aus der Sucht kann die ambulante Suchtberatungsstelle in Kirchheimbolanden, eine Nebenstelle der Suchtberatung der Caritas Kaiserslautern, sein oder auch Suchtberatungen in Grünstadt, Alzey, Bad Kreuznach oder Kaiserslautern. „Mit der offenen Suchtgruppe der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Rockenhausen wollen wir Suchtkranken in Eisenberg ein Angebot machen“, sagt Sawitzki. In den Sitzungen werde Wissen vermittelt, es gehe um das Thema Sucht allgemein, die Wirkungsweise von Suchtmitteln, Rückfallprophylaxe, die Stärkung der eigenen Fähigkeiten und Hilfen im abstinenten Leben.

„Zum Glück gibt es Wege aus der Sucht“, betont Sawitzki. Sucht sei ein automatisiertes Handeln, deshalb müsse dieser Automatismus unterbrochen werden. „Dies ist bei jedem etwas anders. Für manche Menschen reicht ein spontaner Entschluss, und sie ändern ihre Gewohnheiten, andere brauchen lange Zeit oder viele Anläufe, um sich von einer vielleicht liebgewonnenen Gewohnheit zu verabschieden“, erklärt er.

Problemlösungsstrategien entwickeln

Wichtig sei dabei, neben dem Verzicht auf Suchtmittel auch eine veränderte Verhaltensweise mit entsprechenden Problemlösungsstrategien einzuüben, um langfristig die Sucht hinter sich lassen zu können. Natürlich gebe es auch Rückfälle. „Man muss einmal mehr aufstehen als hinfallen.“ Diese Devise von Winston Churchill treffe es genau. „Je schneller man nach einem Rückfall wieder aufhört umso besser“, erläutert Sawitzki.

Beim Entzug rate er immer, sich fachlich beraten zu lassen und dabei auch realistische Ziele mit dem Berater auszuhandeln. Der Hausarzt könne da ein hilfreicher Berater sein. „Unser Angebot der offenen Suchtgruppe ist nicht kostenpflichtig, die Finanzierung läuft über die Krankenkassen. Jeder Besucher/jede Besucherin sollte deshalb die Krankenversicherungskarte mitbringen“, unterstreicht er. Die Suchtgruppe soll als dauerhaftes Angebot in Eisenberg installiert werden. Ein Einstieg für Betroffene ist zu jeder Zeit möglich. Die Anmeldung erfolgt beim Erstbesuch.

Termin

Treffpunkt ist jeden Donnerstag ab 18 Uhr im Thomas-Morus-Haus, Jakob-Schiffer-Straße 17, in Eisenberg.

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