Grünstadt Heimat mit Weite

Volker Gallé, Mundartautor, Liedermacher und Kulturmanager aus dem rheinhessischen Mauchenheim, ist Träger des diesjährigen Preises der Emichsburg der Mundartgemeinde Bockenheim. Gemeinde und Förderkreis Mundarttage ehren damit Gallés „Verdienste um Mundart, Dialektliteratur und regionale Kultur“.

Bürgermeister Kurt Janson übergab den mit 1000 Euro dotierten Preis gestern im Rahmen eines Mundartgottesdienstes mit Pfarrer Paul Metzger, dem Moderator des Pfälzischen Mundartdichterwettstreits.

Als Autor schreibe Gallé auf dem Boden einer „tiefgründigen und tiefgründenden regionalen Identität, die ihre Fühler weit über Rheinhessen hinausstreckt“, heißt es in der von Janson vorgetragenen Preis-Begründung. Mit seiner bildhaften, sinnlichen Sprache verstehe Gallé es, Poesie, regionale Geschichte und demokratische Traditionen zu verknüpfen und mit der Utopie eines freien, menschenwürdigen und weltoffenen gesellschaftlichen Zusammenlebens in Einklang zu bringen. Auch Dr. Waltraud Amberger, Grünstadt, die Galle seit gemeinsamen Philosophie- und Literatur-Studienzeiten in Mainz kennt, hob als Laudatorin hervor, dass für Gallé die Verwurzelung in der Heimat keineswegs engstirnige Begrenzung sei, sondern feste „Basis einer Offenheit für kulturelle Vielfalt“, ganz so, wie das der Tradition des Landes am Rhein entspricht: Für Gallé seien Grenzen nicht Anlass zur Abschließung, sondern zur Horizonterweiterung. Und so sei für Gallé Mundartliteratur ein „Medium des Kulturaustauschs und der Gesellschaftskritik“, gegen das „Melancholieverbot“ der auf Hochglanz getrimmten Massenkultur. Amberger hob das vielfältige Verbindungen Schaffende in Gallés Tätigkeit hervor: Er ist Literat und Mundartsänger – wovon er amüsante und tiefgründige Proben gab –, war einer der Gründungsmitglieder der Grünen in Rheinland-Pfalz, ist Redaktionsleiter des Heimatjahrbuchs des Kreises Alzey-Worms, Juryvorsitzender des rheinhessischen Mundartwettbewerbs, engagiert im Zusammenhang mit der KZ-Gedenkstätte Osthofen und der Pflege des Nibelungen-Erbes in Worms. „Jeder einzelne Bereich seines Schaffens und Wirkens hätte ausgereicht, um die Verleihung dieses Preises zu rechtfertigen“, fasste Bürgermeister Kurt Janson zusammen.

Pfarrer Paul Metzger hatte in seine Predigt im schönsten Pfälzisch der Hektik des heutigen Alltags die alte Erfahrung des Propheten Elias entgegengesetzt, nach der Gott nur in der Stille zu spüren ist. Timo Benß an der Orgel und Marie-Luise und Christoph Dingler mit erlesen klangschön vorgetragenen modernen Violin-Duetten gaben dem Gottesdienst seinen schönen musikalischen Rahmen. (hap)

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