Wattenheim Kita: Warum die Gremien für einen Neubau sind

Platzt aus allen Nähten: die Wattenheimer Kita.
Platzt aus allen Nähten: die Wattenheimer Kita.

Wie sollen in Wattenheim die räumlichen Kapazitätsengpässe im Kindergarten gelöst werden? Wäre ein Anbau mit oder ohne gleichzeitiger Sanierung des Bestandes die richtige Lösung oder vielleicht doch lieber ein Neubau? Die Ausschüsse ziehen fraktionsübergreifend an einem Strang.

Die Betriebserlaubnis für die Wattenheimer Kita, die 2021/22 noch 75 Plätze umfasste und derzeit die Betreuung von 80 Jungen und Mädchen gestattet, ist ab dem Sommer auf 85 Plätze aufgestockt worden. Dann ist die Einrichtung laut Bürgermeister Carsten Brauer (CDU) an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt. Dementsprechend erteilte das Landesjugendamt die Genehmigung lediglich auf ein Jahr befristet und nur vor dem Hintergrund der Umsetzung einer räumlichen Erweiterung. Vor der schweren Entscheidung, ob das bestehende Gebäude erweitert oder ein Neubau angestrebt werden soll, hatte die Ortsgemeinde die Architektin Gabriele Obenauer mit einer Bedarfsanalyse beauftragt.

Zunächst erklärte sie dem Bau- sowie Haupt- und Finanzausschuss am Dienstagabend, dass der 1984 errichtete, 1992 vergrößerte und mehrmals umgestaltete Kindergarten nicht mehr den heutigen pädagogischen und gesetzlichen Anforderungen entspricht. Durch die zunehmende Anzahl an Kleinen, die bereits vor dem dritten und sogar vor dem zweiten Geburtstag zu betreuen sind, werde mehr Platz benötigt. Auch brauche man zusätzlichen Raum für Nebenzimmer, Ruhemöglichkeiten und Mittagsverpflegung. Nicht zuletzt habe sich manches gewandelt: So gebe es heute quasi keine Korridore mehr, die nur Räume miteinander verbinden. Stattdessen würden diese Bereiche als Spielflure mitgenutzt.

Da ist schon das erste Problem: Nach der 40 Jahre alten Baugenehmigung gelten diese Gänge als Rettungswege, heute sind sie aber mit Spielsachen voll gestellt. Momentan weist die Kita eine Nettogrundfläche von 576 Quadratmetern auf, darunter sind vier Gruppenräume von jeweils circa 45 Quadratmetern. Allerdings liegt einer davon im Untergeschoss. „Das ist ungünstig, da er nur über eine Treppe erreichbar ist und die Toiletten dort nicht für Kinder ausgelegt sind“, erläuterte Obenauer.

Ein vierter Gruppenraum muss geschaffen werden

Dieser Raum solle deshalb besser dem (zahlenmäßig wachsenden) Personal zur Verfügung stehen – in Ergänzung zum schon vorhandenen Mitarbeiterzimmer im Keller. Insofern müsse ein vierter Gruppenraum, einschließlich Nebenraum, geschaffen werden. Zudem seien vier Schlafzimmer à 20 Quadratmeter zu errichten. Komplett fehlen eine Küche, in der man Mahlzeiten zubereiten kann, und ein Essbereich für zumindest 25 Kinder. Lager, Wasch- und Wickelräume sowie Toiletten seien ebenfalls Mangelware. „Alles zusammengerechnet besteht ein zusätzlicher Bedarf von rund 355 Quadratmetern“, so Obenauer.

Bei einem mittleren Ausstattungsstandard kommt die Architektin auf Kosten in Höhe von 1,45 Millionen Euro. „Das ist auf Basis der Preise von 2022 kalkuliert. Deshalb müssen zehn Prozent aufgeschlagen werden“, machte sie klar, dass jetzt schon mit rund 1,6 Millionen Euro zu rechnen ist. Dazu kämen noch 1,1 Millionen Euro (nach aktuellem Index) für die energetische Sanierung des Bestandes. Das fange bei der Dämmung im Dach an, gehe über die Isolierung der Fassade, den Einbau von Brandschutztüren, Schallschutzdecken und Behindertentoiletten sowie den Austausch von Fenstern bis hin zur Erneuerung technischer Anlagen (Stichworte unter anderem: Trinkwasserhygiene, Lüftungskonzept, Elektroinstallation). Der Gesamtinvestition für die Erweiterung von 2,7 Millionen Euro stehe für einen ungefähr 1000 Quadratmeter großen Neubau ein Aufwand von 3,75 Millionen Euro (Stand: 2022) gegenüber.

Obwohl Letzteres auf der Basis aktueller Zahlen 4,12 Millionen Euro entspricht und dazu noch der Grundstückserwerb plus Erschließung käme, waren sich die in den Gremien vertretenen Parteien einig: Ein Neubau ist dem Anbau vorzuziehen. Ortschef Brauer hob die Kita als wesentlichen Standortfaktor hervor und blickte auf die 35 Grundstücke im Neubaugebiet „Am Bild“, von wo einige Kinder zu erwarten seien.

Personal mit attraktivem Arbeitsumfeld locken

Sein Fraktionskollege Bernhard Korz schaute auf den Fachkräftemangel, bei dem es von Vorteil sein könnte, mit einer hochmodernen Kita ein ansprechendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Stefan Langenstein (WG Nagel) meinte, mit der Flickschusterei der wiederholten Erweiterungen und Umgestaltungen solle Schluss sein und schlug vor, das alte Kita-Gebäude zu veräußern. Hartmut Armbrust (SPD) sagte: „Es ist richtig, zunächst zu versuchen, das Beste zu verwirklichen. Falls uns die Finanzierung nicht genehmigt wird, könnten wir immer noch einen Schritt zurückgehen und einen Anbau ins Auge fassen.“ Das sieht auch die Beigeordnete Sandra Neumann von den Freien Wählern so. Außerdem befürchtet sie böse Überraschungen, die bei der Modernisierung des Altbaus zutage treten könnten. Der Bürgermeister bemerkte nach diesem einstimmigen Votum für den Neubau: „Es lässt sich für eine Sache wesentlich besser kämpfen, wenn man Rückendeckung hat.“

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