Grünstadt Grabsteine auf jüdischem Friedhof sollen gesäubert werden

Der jüdische Friedhof in Grünstadt.
Der jüdische Friedhof in Grünstadt.

Richarda Eich sucht Helfer, die mit ihr die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Grünstadt säubern. Moos und Flechten haben die Steine auf dem denkmalgeschützten Gelände grün werden lassen.

Grünstadt. Der jüdische Friedhof in Grünstadt liegt wie die meisten jüdischen Friedhöfe außerhalb der Stadt. Mit seinen über 8000 Quadratmetern Fläche gehört er zu den größten jüdischen Begräbnisplätzen in der Pfalz. 1700 angelegt, wurde er im Jahr 1881 vergrößert. Der Historiker Bernhard Kukatzki schreibt im Vorwort zum Buch „Jüdischer Friedhof Grünstadt“: „Der jüdische Friedhof ist eines der bedeutendsten Baudenkmale auf Grünstadter Gemarkung.“ Er steht seit 1989 unter Denkmalschutz und gehöre teils der Stadt, teils der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit Sitz in Speyer. Die Mitarbeiter des Bauhofs mähen die Wiese und schneiden die Bäume zurück. Pro Jahr bekommen die Kommunen 1,10 Euro pro Quadratmeter Fläche als Pauschale für Pflegemaßnahmen, Land und Bund teilen sich die Kosten.

Richarda Eich will die Grabsteine mit Helfern säubern.
Richarda Eich will die Grabsteine mit Helfern säubern.

Richarda Eich vom Altertumsverein, die sich mit der jüdischen Geschichte in der Stadt auskennt und dazu auch Führungen anbietet, sagt: „Es ist so viel Arbeit, der Bauhof kann das nicht alleine leisten. Das geht nicht.“ Eich ist befreundet mit Susan Adler Thorp aus Memphis, Tennessee, Nachfahrin von Grünstadter Juden, die in den 1930er Jahren in die USA gegangen sind. „Susan hat mich gefragt, ob ich den Grabstein ihres Opas reinigen kann. Ihr ist es ein Herzenswunsch, dass er ordentlich aussieht“, sagt Eich. Durch die Gespräche mit der Amerikanerin sei ihr klar geworden, wie wichtig Friedhöfe für die Menschen jüdischen Glaubens sind. Und deswegen wolle sie jetzt dafür sorgen, dass die Steine, auf denen Moos und Flechten wachsen, wieder sauber werden. In letzter Zeit hat Eich drei Grabsteine gereinigt – pro Stein dauert es eine halbe bis eine Stunde. Deshalb hofft sie nun auf weitere Helfer.

Mehrere Grabsteine liegen

Öffentlich wurde ihr Wunsch, als Gregor Grzonkowski (SPD) am Dienstag in der Ratssitzung Fragen zum Friedhof stellte, unter anderem die, ob eine Wasserstelle für die Reinigung der Gräber geschaffen werden könne. Der für Friedhöfe zuständige Beigeordnete Hans Tisch (CDU) informierte, dass ein Behälter aufgestellt werden soll.

Geschockt war Richarda Eich, als sie entdeckte, dass auf dem Friedhof mehrere Grabsteine umgelegt worden waren, erzählt sie am Mittwoch. Sie sei von Vandalismus ausgegangen. Glücklicherweise habe es sich schnell geklärt. Mitarbeiter des Bauhofs hatten die Steine hingelegt, weil sie nicht mehr standsicher gewesen seien.

Eich, Tisch sowie Martin Fluch und Ralf Sahr vom Bauhof haben sich unlängst mit Eberhard Dittus (Beauftragter der Kultusgemeinde für die jüdischen Friedhöfe) und Slava Nechitailo von der Kultusgemeinde in Speyer getroffen, um zu erfahren, wie mit jüdischen Grabsteinen am besten umzugehen ist. Es war ein bereicherndes Gespräch.

Grabsteine dürfen aufgerichtet werden

Bauhof-Leiter Martin Fluch berichtet: „Es hieß früher immer, wenn ein Grabstein umgefallen ist, dürfen wir ihn nicht wieder aufstellen.“ Nun aber habe er von den beiden Besuchern erfahren, dass man die Steine sehr wohl wieder hinstellen dürfe. Verboten sei es nur, Gräber zu öffnen. Nach jüdischer Tradition haben die Toten ewiges Ruherecht. Für den Sommer sei geplant, die Grabsteine wieder aufzurichten und weitere Steine standsicher zu machen, sagt Fluch. Er ist froh über das Engagement von Richarda Eich. Im Laufe der kommenden Woche soll ein 1000-Liter-Wasserfass am Friedhof aufgestellt werden. Dann müssen die Freiwilligen kein Wasser von zu Hause mitbringen.

Bislang hat Richarda Eich Granitsteine mit glatten Oberflächen gesäubert, an die weichen Sandsteine hat sie sich noch nicht getraut: „Ich muss mich noch kundig machen, wie man mit den alten Sandsteinen umgeht. Ich habe Angst, da etwas falsch zu machen“, sagt sie. Aber bis alle glatten Steine gereinigt sind, habe sie auch in Erfahrung gebracht, wie man die anderen am besten von Moos und Flechten befreit, ohne ihnen zu schaden.

Termin

Richarda Eich ist jeden Donnerstag, 16 Uhr, auf dem jüdischen Friedhof (nördlich der Obersülzer Straße, Nähe Kläranlage) anzutreffen. Sie freut sich, wenn Freiwillige mit Eimer und Schwamm dazukommen, um beim Säubern der Steine zu helfen. Start ist am Donnerstag nach Ostern. Kontakt: 06359 1556.

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