Grünstadt Grünstadt: Zwei Ministerinnen besuchen die Cloud-Schule
1000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung kommen am 12. und 13. Juni im Ludwigshafener Pfalzbau zum Digital-Gipfel der Bundesregierung zusammen. Aber auch Grünstadt wird am Montag, 12. Juni, für zwei Stunden im Mittelpunkt stehen: Denn die Bildungsministerinnen Johanna Wanka (CDU) und Stefanie Hubig (SPD) diskutieren im Leininger-Gymnasium mit Vertretern des Digitalverbands Bitkom, des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts und der Kultusministerkonferenz darüber, wie digital die Schulen in Deutschland sind. Das Leininger-Gymnasium ist mit seinen 1081 Schülern schon einen Schritt weiter, als viele anderen Schulen in Deutschland – und deswegen als Ort für die Diskussion mit geladenen Gästen gewählt worden. Schulleiterin Cornelia Diehl sagt: „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir den Zuschlag bekommen haben.“
Gymnasium testet Schul-Cloud
Die Schule erprobt die Schul-Cloud. Cloud ist Englisch und heißt Wolke. Mit einer Cloud kann man überall auf seine Daten zugreifen. Man braucht also nicht mehr zu Hause vorm Computer zu sitzen, sondern kann über sein Smartphone auch andernorts Urlaubsbilder betrachten – oder eben an Arbeitsblättern weiterarbeiten, mit denen man in der Schule begonnen hat. Die Idee der Schul-Cloud erklärt Studiendirektor Peter Graff so: „Es gibt für Schüler und Lehrer die Möglichkeit, Daten abzulegen. Die Schüler können zu Hause an den Dateien weiterarbeiten.“ Das Gute sei: Diese Daten (beispielsweise ein Deutsch-Aufsatz, der von vielen Schülern gemeinsam erarbeitet wird) könne mit allen Endgeräten – Smartphone, Laptop, Tablet – genutzt werden. Die Grünstadter Schule ist eine der Pilotschulen, in der die vom Hasso-Plattner-Institut entwickelte Schul-Cloud erprobt wird. Das Gymnasium wurde ausgewählt, die Cloud zu testen, weil sie besonderen Wert auf die naturwissenschaftlichen Fächer legt und seit dem Schuljahr 2011/12 eine so genannte Mint-Schule ist. Sie darf sich „Exzellenz-Zentrum für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften“ nennen. 26 dieser Mint-Schulen sind nun deutschlandweit Vorreiter, um die Schul-Cloud zu testen. Die Pilotphase ist im April gestartet und dauert bis Herbst kommenden Jahres. „Wir arbeiten mit einer ersten Testversion“, sagt Graff – und Schulleiterin Diehl fügt mit Blick auf die Zukunft an: „Für uns ist es so, dass wir die Cloud im Unterricht einsetzen wollen und mit Inhalten füllen.“ Diehl nennt einen weiteren Vorteil, den sich die Schule erhofft: „Für uns ist spannend, dass wir die Administration nicht mehr selbst übernehmen müssen.“ Das mache Kollege Graff derzeit, er warte das ganze Netzwerk der Schule, was aufwendig sei. „Das könnte revolutionär sein, wenn es gelingt, dass es von Experten außerhalb gemacht wird.“
Schnelleres Internet gibt es schon
Einen Vorteil erkennen die Lehrer und Schüler schon jetzt: Es gibt schnelleres Internet in der Schule – aus bislang 16 Mbit/s werden 100. Was das ausmacht, kann Lehrer Graff anschaulich erläutern: „Wenn zwei Lehrer auf Youtube was gezeigt haben, brach das Netz zusammen.“ Das hat sich geändert. Es soll übrigens nicht so sein, dass die Kinder gezwungen sind, sich ein Smartphone kaufen zu lassen, betont Schulleiterin Diehl: „Es darf nicht so sein, dass ein Druck entsteht, dass sie ein Smartphone haben müssen.“ Es gibt Geräte an der Schule, mit denen die Kinder arbeiten könnten, der Kreis Bad Dürkheim als Schulträger stelle auch Geld für die Ergänzung der Ausstattung zur Verfügung. Aber heute haben fast alle Kinder ein eigenes Smartphone – ein Beispiel: von den 25 Schülern einer sechsten Klasse am Gymnasium sind nur zwei ohne Smartphone. Für die Schule ist der Besuch der Ministerinnen organisatorisch zu stemmen: „Der Aufwand hält sich in Grenzen“, sagt Schulleiterin Diehl. Die Wege, die die Ministerinnen in der Schule zurücklegen werden, würden zuvor abgegangen. Denn die Politikerinnen werden sich nach der Diskussionsrunde drei der insgesamt elf Projekte, die an dem Tag in der Schule gezeigt werden, besonders genau anschauen. An einem davon arbeiten die Kinder diese Woche: Schüler der sechsten und neunten Klassen programmieren heute und morgen eine App zum Thema Gesundheit und Sport. Kleines Glossar —Der Digitalverband Bitkom (Berlin) vertritt mehr als 2400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, unter ihnen 1000 Mittelständler, 300 Start-ups und fast alle Global Player. —Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam bietet die Studiengänge IT-Systems Engineering und ein Zusatzstudium in der Innovationsmethode Design Thinking an. Das HPI vereint Forschung und Lehre. Finanziert wird das Institut von Hasso Plattner, Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender des Software-Konzerns SAP.