Grünstadt Grünstadt: Tafel kann auch Bedürftige aus anderen Orten mit Waren versorgen

Während der Corona-Krise darf kein Kunde in den Laden der Tafel. Deshalb packen die Mitarbeiter Monika Geiger und Norbert Sendho
Während der Corona-Krise darf kein Kunde in den Laden der Tafel. Deshalb packen die Mitarbeiter Monika Geiger und Norbert Sendhoff Kisten auf Rollwagen, um sie draußen den Bedürftigen bereit zu stellen.

Als eine der wenigen Tafeln im Land hat die Grünstadter Ausgabestelle für Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs auch während der Corona-Krise ohne Pause geöffnet. Versorgt werden nun auch Bedürftige aus anderen Orten. Kein Problem, denn Ware ist mehr als genug da.

„Wir sind derzeit sehr gut bestückt“, sagt Barbara Böckmann, die Vorsitzende und Gründerin der gemeinnützigen Einrichtung, die im Dezember 2007 eröffnete. Sie deutet auf einen Stapel Kisten mit Limetten, Berge von Salatköpfen, Zwiebeln und Paprikaschoten. Im Kühlhaus lagern zahlreiche Pizzen. Grund für die großen Mengen ist, dass die Gastronomie und die Tafeln der Region wegen der Pandemie geschlossen haben. Bad Dürkheim, Neustadt, Rockenhausen, Kirchheimbolanden hätten zu, auch die Eisenberger Brücke. „Manche Leute weinen am Telefon“, erzählt die stellvertretende Vorsitzende Sanaa Schumacher.

Vorwürfe an den Verein

„Dafür, dass wir unbeirrt weitermachen, sind wir getadelt worden“, berichtet Böckmann. Der Vorwurf: Der Verein würde sich nicht mit der Risikogruppe der älteren Bevölkerung solidarisch zeigen. „Unsere 69 Helfer sind alle jenseits der 60“, erläutert sie. Das Gros habe sich deshalb entschieden, keinen Dienst mehr zu schieben, solange das neuartige Virus Covid-19 grassiert. Momentan hält Böckmann den Laden mit etwa einem Dutzend Ehrenamtlichen am Laufen. Demnächst würden aber auch wieder einige andere Tafeln öffnen, beispielsweise die in Worms, weiß Böckmann.

Die Abgabe erfolgt in Corona-Zeiten anders als sonst, schließlich soll ja der direkte Kontakt vermieden werden. Die Kunden, die ihre Bedürftigkeit belegen und einen Euro pro Person in ihrem Haushalt bezahlen müssen, dürfen den Laden nicht betreten. Stattdessen warten sie geduldig – jeweils in zwei Metern Abstand – vor dem Geschäft in der Schillerstraße. Mittendrin steht Schriftführerin Elke Mian und passt auf, dass nichts passiert. „Manchmal kommt auch ein Vertreter des Ordnungsamtes“, sagt Schumacher. Bedient werden freitags 180 und mittwochs 105 Familien – teilweise sieben- oder achtköpfig. Dazu kommen – solange andere Tafeln geschlossen sind – noch Kunden, die nicht in Grünstadt oder der Verbandsgemeinde Leiningerland leben.

Auf dem Gehweg im Eingangsbereich sind Tische mit Spuckschutz aufgebaut. Giorgi Bedoshvili stellt im Minutentakt voll gepackte Kisten drauf. Gefüllt werden sie von den Freiwilligen im Laden. Norbert Sendhoff, der neu im Team ist, hat gerade einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen. Darauf stehen neben einer Kundennummer „1/1“ und „K“. „Das bedeutet, ich packe für einen Erwachsenen und ein Kind, die kein Schweinefleisch essen“, erläutert er und schiebt die Kiste auf einem Rollwagen an den Regalen, den Kühl-, Brot- und Wursttheken vorbei. Wie alle Helfer trägt Sendhoff Handschuhe und einen Mund-Nase-Schutz.

Markise gegen Regen installiert

„Nach dem Aufruf in der RHEINPFALZ haben wir von allen Seiten Masken bekommen“, freut sich Böckmann. Ein Altleininger hat beispielsweise am Donnerstag zwölf selbst gemachte Gesichtsschilde aus dem 3D-Drucker vorbeigebracht. Am Freitagmorgen sind 60 Mundschutze, die drei Frauen fleißig genäht haben, vom Patchworkhimmel gespendet worden. Derweil hat Sendhoff die Wochenration für zwei Leute in der Kiste verstaut. Bedoshvili trägt sie nach draußen. Damit die Ware bei Regenwetter nicht nass wird, ist eine große, stabile Markise installiert worden, die ausgefahren auf einer Länge von 6,50 Meter den Bürgersteig vor der Tafel überspannt. Bezuschusst worden ist die Neuanschaffung laut Schumacher nicht.

„Wir sind froh, dass wir zu Jahresbeginn von der Verbandsgemeinde die alljährliche Zuwendung von 6000 Euro zu unseren Nebenkosten erhalten haben“, sagt Böckmann. Allein für Strom muss die Tafel jeden Monat 780 Euro aufbringen. „Und alljährlich zahlen wir mehr als 800 Euro an Abfallgebühren“, so die Vorsitzende, die es schade findet, dass solche Beiträge einer gemeinnützigen Organisation nicht erlassen werden.

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