Grünstadt Flora, Fauna und Wildtiere spielerisch erklärt

Eine rundherum gelungene Veranstaltung bot die Naturschutzgruppe Bach und Baum am Sonntag einer Vielzahl von Kindern und Erwachsenen. Rund um den Landgraben wurde an sechs verschiedenen Stationen Spannendes und Wissenswertes über Flora, Fauna und Wildtiere spielerisch erklärt und so das Interesse nicht nur der kleinen Besucher geweckt.

„Der Tag des Baumes wird in diesem Jahr zum ersten Mal in Obersülzen gefeiert“, bemerkt Bernd Haas, einer der drei Vorstände des Vereins Bach und Baum in seiner Einleitung und erklärt gleichzeitig die Bedeutung der Eiche in Deutschland. Schließlich erinnert er schmunzelnd an eine alte landwirtschaftliche Tradition, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts auch in Mitteleuropa weit verbreitet war: „Hausschweine wurden in die Wälder getrieben, damit sie sich dort an Eicheln, Bucheckern und Kastanien satt fraßen – und so entstand auch das Sprichwort: Auf Eichen wachsen die besten Schinken.“ Nach dieser kurzen Einführung und dem Hinweis auf den Baum des Jahres 2014, die Trauben-Eiche, die im Renaturierungsgebiet Landgraben gepflanzt wurde, werden die rund 25 Kinder, 30 Erwachsene und fünf Hunde in fünf Gruppen mit jeweils einem „Ranger“ aufgeteilt, um versetzt sechs Stationen zu durchlaufen. Gleich an der ersten Station sollen Bäume bestimmt werden. „Hat jemand eine Ahnung, was das für ein Baum ist?“, fragt der Ranger der Gruppe, David Braun, selbst Mitglied bei Bach und Baum und schaut fragend in die Runde. „Ich glaube, das ist eine Linde, weil ihre Blätter herzförmig sind – wir haben vor kurzem erst die Bäume in der Schule durchgenommen“, sagt der achtjährige Tom überzeugend. Recht hat er und gleich geht’s weiter zum nächsten Baum. „Das könnte ein Ahornbaum sein“, meint Mailin (neun Jahre) und auch sie liegt richtig. Braun erklärt, dass die Früchte durch ihre spezielle aerodynamische Form beim Herunterfallen ins Trudeln geraten, was ein langsameres Absinken der Samen und eine großflächige Verteilung durch den Wind bewirkt. Zur Ross-Kastanie erfahren die Teilnehmer, dass sie für Menschen giftig ist, ebenfalls für Cremes gegen Gelenkschmerzen verarbeitet wird und Mitte des 18. Jahrhunderts aus der Türkei nach Deutschland eingeschleust wurde. An der zweiten Station wird anhand einer verletzten Esche geschildert, warum der Baum seine Rinde zum Überleben braucht. „Zwischen Rinde und Stamm läuft der gesamte Nährstoff- und Wassertransport und wenn dieser unterbrochen wird, stirbt der Baum“, so der Ranger. Die dritte Station ist für Viele der Renner: In einer Fühlkiste sollen vier verschiedene Dinge ertastet werden. „Wer richtig rät, bekommt zum Schluss noch einen kleinen Preis“, spornt Braun die Kinder an. An der nächsten Station wird es spannend: Mit dem Fernglas sollen Exponate von Tieren in etwa 15 Metern Entfernung entdeckt werden, die in Bäumen und im Gras versteckt wurden. „Ich hab’ den Igel und das Eichhörnchen entdeckt und beide Spechte“, erzählt die siebenjährige Anna-Lena stolz. Außerdem gab es noch einen Siebenschläfer, ein Rotkehlchen und einen Eichelhäher. An der fünften Station wurde anhand von Baumringen das Alter eines Baumes bestimmt und erklärt, dass er je nach Feuchtigkeit im Jahr unterschiedlich schnell wächst. An der letzten Station gab es dann die „Doktorspiele“, für die das Stethoskop gebraucht wurde, über das sich manche Teilnehmer anfangs wunderten. „Man kann tatsächlich die Kapillarwirkung, das Hochziehen der Baumflüssigkeiten durch die Rinde, hören, wenn man das Stethoskop anlegt“, so Braun. Dass der Baum auch atmet, wurde gleich nebenan sichtbar, wo eine Plastiktüte um einen Ast mit Blättern gebunden war und sich im Innern der Tüte Kondenswasser gebildet hatte. Die nächste Veranstaltung der Naturschutzgruppe Bach und Baum findet am Sonntag, 11. Mai, unter dem Motto „Wo die Nachtigall singt“ statt und wird eine vogelkundliche Wanderung mit dem bekannten Ornithologen Stefan Kaiser am Landgraben sein. (bbq)

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