Grünstadt Filmwelt Grünstadt: Mit Popcorn zur Trailer-Show

RHEINPFALZ-SOMMERTOUR: Wie es hinter den Kulissen des fast noch neuen Kinos aussieht
«GRÜNSTADT.» Bevor Alexander Cyron, einer der beiden Geschäftsführer, den Technikraum und die Popcorn-Küche öffnet, geht es zunächst in die große Küche des Restaurants Didier`s. „Wir haben keinen Imbissbetrieb mit Aufback-Pizza und Fertigsoßen“, stellt Cyron klar. Alles werde frisch zubereitet, weshalb es auch einen Moment dauere, bis die Gerichte auf dem Tisch stehen. Von der Spülküche aus, wo an einem guten Freitagabend stündlich etwa 250 Gedecke zu säubern sind, läuft die Gruppe in den Vorführraum. „Bitte keine Knöpfe drücken, Regler drehen oder Kabel herausziehen“, appelliert Cyron vor allem an die Kinder. Als es noch die gute alte Filmrolle gab, habe eine Kopie 3000 Euro gekostet, erinnert der Geschäftsführer an Zeiten, in denen Kleinstadtkinos einen Blockbuster mitunter erst mit zwei Monaten Verzögerung zeigen konnten. Heute sei die Vervielfältigung deutlich günstiger. Noch im alten Europakino in der Jakobstraße haben Cyron und sein Kompagnon Oliver Lebert auf Digitalisierung gesetzt. Warum im Kino mit Festplatten gearbeitet wird und nicht einfach eine Blue-ray-Disc eingeschoben werden kann, erklärt der 41-Jährige mit der auf großen Leinwänden benötigten hohen Auflösung und der daraus resultierenden Datenmenge. „Planet der Affen benötigt 585 Gigabyte, also mehr als ein halbes Terabyte“, so Cyron. „Was kostet so ein Projektor?“, möchte die Grünstadterin Anne Lottermoser wissen. Für die Anlage des großen Saals 1 seien 150.000 Euro investiert worden, informiert der Geschäftsführer. Und obwohl das Gerät noch nicht sehr alt ist, habe man schon Teile austauschen müssen. „Im Europakino hatten wir bis zum Schluss einen Projektor, der Baujahr 1963 und nie kaputt war“, sagt Cyron. „Welche Leistung bringt die Lampe in dem Projektor für Saal 1?“, fragt er in die Runde. Achselzucken. Man versucht, sich der Antwort über die normale Deckenleuchte daheim zu nähern. Unglaubliche 4500 Watt hat die Lichtquelle. „Dadurch entsteht eine enorme Wärme, die wir aber nicht einfach nach draußen blasen, sondern dafür nutzen, unsere Säle zu heizen“, erläutert Cyron. „Und im Sommer?“, erkundigt sich eine Teilnehmerin. Da sorge der Wärmetauscher für Kühlung. Allerdings reiche das allein nicht aus. „Wir brauchen zusätzlich eine Klimaanlage.“ Energetisch sei der Sommer für die Filmwelt ungünstiger als der Winter. Wie viele Leute denn die Projektoren kontrollieren, fragt Lottermoser, die drei Jungen im Schlepptau hat. „Wir haben keine Vorführer mehr“, informiert Cyron. Früher habe man für jeden Beamer einen Mitarbeiter benötigt, ab den Siebzigern habe dann ein Mann sämtliche Projektoren eines Lichtspielhauses im Auge gehabt. Von den 50 Voll- und Teilzeitkräften der Filmwelt werden lediglich vier benötigt, damit der Kinobetrieb läuft: ein Theaterleiter, eine Person am Einlass und zwei an der Theke mit Ticket- und Snackverkauf. Nachdem Alexander Cyron hinter dem Gebäude schon mal das imaginäre Kino 5 betreten hat – wie berichtet, soll die Filmwelt um zwei Säle erweitert werden – fragt Jochen Walter (Eisenberg), wieso denn kein Autokino errichtet wird. „Ach, das können wir ganz spontan machen. Einen kleinen Stau auf der Autobahn erzeugen und dann den Film dorthin projizieren“, scherzt Cyron und schreitet voran in die Popcorn-Küche, wo er jedem gratis eine Tüte dampfenden Puffmais anbietet. Damit sind die Teilnehmer der Sommertour gut gerüstet für die abschließende Trailer-Show im Saal 1.