Grünstadt Faulturm wird runderneuert

Grünstadt: Gut 20 Meter hoch sind die Faultürme auf dem Gelände der Grünstadter Kläranlage. Einer der beiden wird jetzt saniert: Für 850.000 Euro erhält er eine neue Innenbeschichtung, die Maschinen- und Schalttechnik wird erneuert, außerdem sollen Energieeffizienz und Wärmerückgewinnung gesteigert werden. Ein Besuch auf der Baustelle.

Von außen merkt der Betrachter nichts davon, was sich im Innern tut. Erst wenn man den Faulturm über das danebenliegende Treppenhaus besteigt, sieht man, dass die Gashaube entfernt wurde. Sie schließt normalerweise den Turm ab, über sie wird das beim Faulprozess entstehende Gas abgezogen und zum Blockheizkraftwerk geleitet, das daraus neben Strom auch Wärme erzeugt. Oben hat man zurzeit nicht nur einen tollen Rundumblick über Grünstadt, sondern kann auch in das Klärschlamm-Silo hineinsehen, das vor den Arbeiten zunächst zwei Wochen lang geleert wurde. Eine durchaus diffizile Angelegenheit, wie der technische Leiter des Entsorgungs- und Servicebetriebes Grünstadt (EBG), Steffen Albert, und Abwassermeister Hans-Jürgen Schüler beim Ortstermin erklären. Denn es musste vermieden werden, dass sich durch den nachströmenden Sauerstoff aus der Luft ein explosionsfähiges Gemisch mit dem Faulgas bildet. Nach der Leerung des 1500 Kubikmeter fassenden Turms waren die Gerüstbauer an der Reihe. Sämtliche Teile des Gerüsts mussten durch das kleine Mannloch am Boden des Turms in dessen Inneres geschafft und dann dort aufgebaut werden. Etwa drei Monate lang, bis Ende August, dauert die eigentliche Sanierung des Turms, der in den 1960er Jahren gebaut und 1992/93 schon einmal erneuert wurde. Eine harte Arbeit für die Mitarbeiter der Spezialfirma, die nach einer deutschlandweiten Ausschreibung den Auftrag dafür bekommen hat. Denn die alte Beschichtung wird mittels Hochdruck- und Sandstrahler entfernt. Ohne Atemmasken wird da gar nichts gehen, und das in den Sommermonaten. Auch Schäden am Beton werden behoben. Danach erhält der Turm eine komplett neue Innenhaut. Ausgetauscht werden auch Maschinentechnik, Schaltanlagen und Pumpen: Diese stammen noch aus den 1970er Jahren. Insgesamt soll damit auch ein Optimum bei der Gasausbeute erreicht werden. Die Mikroorganismen, die den Klärschlamm stabilisieren und in anorganische, geruchsarme Feststoffe und Gas umwandeln, fühlen sich bei einer Temperatur von 37 Grad am wohlsten. Diese mollige Wärme liefert das mit dem Faulgas betriebene Blockheizkraftwerk außer bei extremer Kälte fast das ganze Jahr hindurch. Das Faulgas setzt sich aus 65 Prozent Methan, 30 Prozent Kohlendioxid und 5 Prozent Edelgasen zusammen, das sind 60 bis 65 Prozent des Brennwerts von Erdgas. (cn)

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