Grünstadt Europakino wird Filmwelt

Der erste Schritt wurde vor einer Woche mit dem Kauf eines rund 8000 Quadratmeter großen Grundstückes getan. Oliver Lebert und Alexander Cyron, die beiden Geschäftsführer der CLC-Kinobetriebe, strahlen, denn nach drei Jahren Planung ist es nun endlich soweit. Dabei gehen die beiden ein gewaltiges Risiko ein, denn das Projekt wird rund 4,7 Millionen Euro verschlingen. Doch in der Jakobstraße ist ihr Unternehmen, in dem derzeit zehn Mitarbeiter beschäftigt sind, an seine Grenzen gestoßen. „Wir hätten ein bis zwei Millionen Euro investieren müssen und doch nicht das bieten können, was wir gern wollten“, beschreibt Lebert das Dilemma. Das Gebäude ist über 100 Jahre alt, es sind keine Erweiterungsmöglichkeiten vorhanden, es fehlt an Parkplätzen, nicht zuletzt ist das Lichtspielhaus recht abgelegen. Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen haben der gelernte Filmkaufmann und der Realschullehrer mit über 20-jähriger Erfahrung im Kinogeschäft ihr Lichtspielhaus erfolgreich geführt. Seit der Übernahme im Mai 2003 stieg die jährliche Besucherzahl von 20.000 auf 70.000, laut Lebert zu 80 Prozent Auswärtige. Nach einer sehr konservativen Rechnung eines unabhängigen Gutachters soll das neue Domizil in Autobahnnähe schon zu Beginn 117.000 Menschen aller Altersschichten und Interessenlagen anlocken. Geplant sind vier moderne Kinosäle mit 215, 182, 117 und 80 Sitzplätzen, wobei jeder einen anderen Charakter bekommen soll. Schon der kleinste Raum wird größer sein als der jetzige (mittlere) Saal 2 und eine ähnlich dimensionierte Leinwand wie der heutige Saal 1 (Europa) haben. Der Reihenabstand wird großzügiger und die Sessel werden breiter sein. „Das Kino mit den 215 Plätzen wird ein Multifunktionssaal“, kündigen Lebert und Cyron eine installierte Bühne mit professionellem Backstage-Bereich an, unter anderem für Lesungen, Präsentationen, Kabarett. Tickets wird man zwar noch an der Kasse holen können, aber nicht mehr müssen, weil es bequeme Wege übers Internet geben wird. Apropos bequem: Alles soll ebenerdig erreichbar sein, natürlich sind auch Behindertentoiletten und -parkplätze vorgesehen. Insgesamt sind knapp 100 Pkw-Stellflächen geplant. 88 Sitzgelegenheiten wird die angeschlossene Gastronomie haben, in der ein renommierter Koch Küchenchef sein wird. Serviert werden soll – auch auf der Terrasse – eine breite, abwechslungsreiche Palette an Speisen und Getränken, für jeden Geldbeutel etwas. In dem Restaurant wird voraussichtlich auch eine Leinwand hängen, kleine Veranstaltungen wie Jazz-Abende sind angedacht. Ob Frühstücksmatinee, Spätkino, Seniorenkino mit Kaffee und Kuchen – die beiden CLC-Chefs haben viele Ideen, die sie zusätzlich zu ihren bereits bewährten Aktionen wie Kino Vino, Wintergrillen und Sneak Preview verwirklichen wollen. Sogar die Metropolitan Opera aus New York wollen sie herholen. Ihre Filmwelt wird ein Frequenzbringer für das Mittelzentrum im Leiningerland, wo Menschen gern arbeiten und wohnen, sind der 44-jährige Lebert und sein jüngerer Geschäftspartner überzeugt. Rund 40 bis 50 Festangestellte und Aushilfen werden dort tätig sein. Seit drei Wochen liegt die Baugenehmigung vor. Sechs Monate nach dem ersten Spatenstich im Hochsommer soll das Gebäude mit dem weithin sichtbaren, werbewirksamen Kamin stehen. Und – wenn alles nach Plan läuft – wird im Frühjahr 2015 eröffnet. (abf)

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