Eisenberg Ernährungs-Umfrage: So isst Eisenberg
Die Beobachtungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bestätigen, was man zu wissen glaubte: Die Deutschen schauen immer genauer hin, was bei ihnen auf die Teller kommt. Immer weniger Befragte essen täglich Fleisch- und Wurst, berichtet das Ministerium in seinem jüngsten Ernährungsreport. Gleichzeitig werde immer häufiger zu vegetarischen und veganen Alternativen gegriffen. Der Ernährungsreport zeigt auch: Die Menschen wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Sie wollen wissen, wie sie erzeugt wurden. Für viele Befragte spielt auch eine Rolle, wie das Tier gehalten wurde, von dem das Lebensmittel stammt. Und am besten ist ein Lebensmittel auch nachhaltig produziert und aus der Region. Decken sich diese Trends mit den Essgewohnheiten der Menschen aus der Region?
Birgit Hoffmann aus Tiefenthal achtet auf eine ausgewogene Ernährung. „Ich koche und esse oft Gemüse und Obst, vergesse bei der ganzen Geschichte aber auch nicht den Genuss“, sagt sie schmunzelnd. Damit meine sie durchaus mal ein Stück Schokolade, gerade Sahnetorten hätten es ihr angetan. Fleisch kaufe sie in der Metzgerei im Supermarkt, so auch Milchprodukte, wie Joghurt und Käse. „Wir trinken zu Hause viel Wasser und Cola, aber auch mal ein Bierchen oder ein Glas Wein“, bestätigt die Rentnerin. Selten kaufe sie Bio-Produkte und vegan schon gar nicht. Sie sagt lachend: „Das schmeckt meinem Mann nicht, damit brauche ich gar nicht zu kommen.“
Volker Weber aus Hettenleidelheim ernährt sich zu Hause überwiegend vegan. „Vegetarisch geht auch, aber das ist dann schon die Notlösung, wenn wir essen gehen“, erzählt er. Dann würde auch mal auf Salat mit Pommes oder Schafskäse mit Pommes ausgewichen. „Sonst könnten wir unsere sozialen Kontakte komplett abschreiben“, meint er lachend. Gemeinsam mit seiner Frau habe er vor über zehn Jahren zunächst mit vegetarischer Ernährung begonnen, bevor das Paar dann vor etwa sechs Jahren auf vegan umgeschwenkt sei.
Für die vegane Ernährung habe er sich wegen des Tierwohls entschieden. „Als Veganer oder Vegetarier muss man sich immer erklären, die Fleischesser müssen das nicht, die werden viel einfacher von der Gesellschaft akzeptiert“, meint er. Er mache etwa mit Vorliebe vegane Burger aus Erbsenproteinen in veganen Brötchen. Gerne erinnere er sich an seine Kindheit, in der es nur sonntags Fleisch gegeben habe, wochentags sei fleischlos gekocht worden. „Da gab es Nudeln mit Obst oder Spinat mit Kartoffeln und Ei – damals allerdings bei den meisten Familien aus Kostengründen“, sagt er. Bei seiner veganen Ernährung vermisse er nichts, er nehme aber Nahrungsergänzungsprodukte ein, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Ganz von veganer Ernährung überzeugt ist auch Andrea Bringmann aus Eisenberg. Die 46-Jährige Sportlerin ist ausgebildete Ernährungswissenschaftlerin und legt schon immer viel Wert auf bewusste Ernährung. „Ich kaufe nach Möglichkeit regional und biologisch ein, esse seit über 20 Jahren keine Milchprodukte und verwende Eier nur zum Backen“, erzählt sie. Gesüßt werde mit Datteln oder Mandelmus, da beide basisch seien. Sonst ernähre sie sich vegan. Ihre Aufstriche mache sie häufig selbst, etwa aus Linsen. Sie kaufe auch fertige Aufstriche. „Für die Familie koche ich auch mal Fleisch, achte aber auf regionale Haltung und biologischen Anbau“, betont sie.
Sie habe sich noch vor ihrem Studium damit beschäftigt, welche Ernährung ihr eigentlich guttue, habe Seminare besucht und viel ausprobiert. „Ich hatte verschiedene Phasen, das ging von vegetarisch über vegan, dann roh/vegan bis heute, wo ich bei überwiegend vegan plus Eiern hängengeblieben bin“, meint sie . Ihre Familie esse gerne auch ihre veganen Gerichte. „Scheint zu schmecken“, sagt sie schmunzelnd und ergänzt: „Erst kürzlich hat mich meine Tochter gefragt, wann ich mal wieder einen Chia-Samen-Pudding mache.“ Im Winter nehme sie Vitamin D als Nahrungsergänzung.
Sabrina Scheib aus Eisenberg schaut sehr auf die Preise. „Ich vergleiche immer die Angebotsheftchen und kaufe dort, wo es am billigsten ist“, sagt die alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Sie versuche aber, immer auch Obst und Gemüse einzukaufen, verzichte aber auf Bio-Qualität. „Hier ist nicht unbedingt der Preis entscheidend, ich habe festgestellt, dass etwa die herkömmliche Gurke viel besser schmeckt als die Bio-Gurke“, sagt die 34-Jährige. Bei Getränken kaufe sie Wasser, Apfelschorle und Cola.
Seine Frau überlässt Jürgen Scheifling aus Eisenberg meist das Einkaufen. „Ich achte bei Fleisch, Obst und Gemüse darauf, regionale und saisonale Produkte zu kaufen, ebenso bei Fisch“, sagt der 70-Jährige. Überwiegend kaufe er in Supermärkten ein. „Richtige Metzgereien und Bäckereien gibt es ja leider immer weniger“, bedauert er. Zu Bio-Produkten hat er eine ganz eigene Meinung. Er sagt: „Ist ein Acker mit Bio-Gemüse neben einem Acker mit konventionellem Gemüse und es regnet, läuft das gleiche Regenwasser vom konventionell angelegten und mit Spritzmittel behandeltem Acker über den Bio-Acker, dann sind die Spritzmittel auch im Bio-Gemüse – macht alles nicht wirklich Sinn.“
Bei Beate Müller aus Ramsen steht Fleisch nur selten auf dem Speiseplan. „Es schmeckt uns einfach nicht mehr so gut“, sagt die 55-Jährige. Höchstens am Wochenende gebe es manchmal noch Fleisch, sonst überwiegend vegetarisch. „Es gibt so viele leckere vegetarische Gerichte, wie Gemüseaufläufe und herzhafte Suppen und wir essen auch gerne Salat“, sagt sie. Ihre Obst- und Gemüseeinkäufe tätigt sie meist im Supermarkt, achte dabei weniger auf Bio-Qualität. „Bio ist bloß teurer, schmeckt auch nicht besser und die giftigen Spritzmittel, die der Bauer auf seinem konventionell angelegten Feld versprüht, fliegen durch den Wind auch auf die Bio-Felder nebenan“, ist sie überzeugt.