Grünstadt Entspannt im Unterricht

An der Hans-Zulliger-Schule werden seit zwei Jahren in Zusammenarbeit mit einer Ergotherapeutin regelmäßig Schulhunde eingesetzt. Dank der Hunde werden nachweislich Prozesse in Gang gesetzt, die bei den Schülern Wohlgefühle auslösen wie durch ein Haustier daheim.

Im Schuljahr 2011/12 hat die Hans-Zulliger-Schule in Grünstadt tiergestützte Pädagogik eingeführt: mit einem reittherapeutischen Angebot auf dem Ringhof in Flörsheim-Dalsheim (wir berichteten). Aufgrund der guten Erfahrungen und des Umgangs während eines Zirkusprojektes mit einem privaten Hund der Rektorin entstand die Idee, regelmäßig einen Schulhund im Unterricht einzusetzen. Vor sechs Monaten wurde das umgesetzt – mit Erfolg. Chico wedelt mit seinem kurzen Schwänzchen und schaut René erwartungsvoll an. Der Junge deutet auf ein Gerät mit einer großen roten Taste aus der Unterstützten Kommunikation (UK). Der Apparat gibt Kindern, die kaum in der Lage sind zu sprechen, eine Chance, sich verständlich zu machen. Der Pinscher-Mischling hat sofort kapiert und drückt den roten Knopf. „Nimm eine Karte“, quäkt das Gerät. Und während René ein Kärtchen vom Stapel nimmt und die darauf abgebildete Uhrzeit abliest, zerkaut Chico genüsslich sein Leckerli. „Immer, wenn ich meinen Hund mitgebracht habe, kam das sehr gut bei den Schülern an“, sagt die Leiterin der Einrichtung mit Förderschwerpunkt Ganzheitliche Entwicklung, Dorothee Braun-Stickel. Als dann noch im Juni 2012 ein Zirkusprojekt mit Chico optimal lief, erkundigte sie sich nach den Voraussetzungen für Schulhunde. „Man muss beispielsweise einen Erziehungsnachweis bringen und Hygienevorschriften streng beachten“, erzählt die Rektorin. Auch müssen die vierbeinigen Unterrichtshelfer einen umfangreichen Eignungstest bestehen. Braun-Stickel erarbeitete ein Konzept, das im Januar 2013 von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Neustadt genehmigt wurde. Es folgte ein Schulhunde-Intensivkurs bei Vogel-Seminare in Biedesheim, der mit der Rettungshundestaffel Donnersberg zusammenarbeitet. Dort lernte Braun-Stickel die Ergotherapeutin Carolin Happersberger kennen, die seit rund vier Jahren mit Besuchshunden in Kitas, Altenheimen und Behinderteneinrichtungen arbeitet. Über das Projekt Erweiterte Selbstständigkeit (Pes), das den Schulen Handlungsspielraum beim Lehrkräfteeinsatz gewährt, wurde Happersberger im November 2013 an der Hans-Zulliger-Schule eingestellt. Seither kommt die junge Frau, die in den Niederlanden einen Aufbaustudiengang zum „Bachelor of Health“ absolviert, zweimal wöchentlich mit ihrem Wäller Kiwi zu den Schülern mit Handicap. Der Einstieg war eine Nachmittags-AG „Rund um den Hund“, deren Teilnehmer auch bei jedem Wetter Spazierengehen mussten. Inzwischen ist der wuschelige Geselle neben dem quirligen Chico ein allgemeiner Unterrichtsbegleiter. Heute geht er mit einem Rucksack in die Oberstufe. Valentin greift hinein und holt ein paar Fotos heraus. Darauf ist Kiwi abgebildet: fröhlich, ängstlich, traurig und wütend. Während die Kennzeichen jedes emotionalen Zustandes erarbeitet werden, schmust Lukas ganz intensiv mit dem großen Tier. Durch den Umgang mit Schulhunden lernten die Kinder und Jugendlichen, das Tier zu respektieren, Verantwortung zu übernehmen sowie es rücksichtsvoll und artgerecht zu behandeln, erklärt Braun-Stickel. Insgesamt motiviere der Hund zum Lernen. Auch gelinge es, Ängste abzubauen. „Gerade mit so einem katzengroßen Hund wie Chico“, sagt die Rektorin. Der Winzling eignet sich auch hervorragend, um hyperaktiven Jungen und Mädchen zu längeren Konzentrationsphasen zu verhelfen. „Chico springt auf den Schoß des Schülers und rollt sich dort ein. Das hat eine beruhigende Wirkung“, so Braun-Stickel. Einen entspannenden Effekt hat auch die direkte Nähe zu Kiwi, wenn sie beispielsweise auf dem Boden liegt und sich die Kinder an sie kuscheln. Dank des Hundes werden nachweislich Prozesse im Körper in Gang gesetzt, die Wohlgefühle auslösen. So sinken etwa Blutdruck und Puls, eventuelle Schmerzen verringern sich. Happersberger: „Grundsätzlich wirkt sich ein Schulhund positiv aus, ebenso wie ein Haustier daheim.“

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