Grünstadt Eine schauspielerische Glanzleistung

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Mit einer schauspielerischen Glanzleistung machte das Werschtzibbel-Theater mit der Komödie „Heinrich und die leichten Mädchen“ sich selbst, vor allem aber dem Publikum zum 20-jährigen Bühnenjubiläum das schönste Geschenk. Chapeau für eine erfrischend-spritzige Premiere am Samstag in der Festhalle Gut Heil.

Der Vorhang geht auf und schon gibt es Applaus für das Bühnenbild: ein langes Sofa mit vielen Kissen, ein mit Samt bezogener runder Sitzhocker, eine Bar-Theke, eine nackte Schönheit auf einem großen Bild an der Wand. Dazu der musikalische Einspieler „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang. Unverkennbar: Hier ist das rosa-rote Etablissement, der heiter-vergnügliche Schauplatz des turbulenten Geschehens. Die leichten Mädchen Babsi (Simone Mick) und Uschi (Bettina Herbst) klagen über schlecht laufende Geschäfte. Eigentlich haben sie das ganze Getue um die „Mannsleit“ eh so langsam satt. Wenn da nicht das liebe Geld wäre. Eine Zimmervermietung soll für zusätzliche Einnahmen sorgen. Just der einfältige Bauer Heinrich Engelmann (Bernd Lange), der von zu Hause wegen seiner Verlobten Klärchen (Annette Schwab), vor allem aber wegen der Schwiegermutter in spe, der „alt Schrull“ (Karin Neuss) , die Flucht ergriff, landet in dem Gewerbe-Haus. Völlig nichtsahnend, glaubt Heinrich den beiden liebreizenden Damen in den hohen Stiefeletten, die so wunderbar „Hhallooo“ säuseln können, dass er in eine Physiotherapie-Praxis eingezogen ist. Was ihm gelegen kommt. Plagen ihn doch, als schwerst arbeitender Landwirt, starke Rückenschmerzen. Die Erkenntnis stellt sich bei Heinrich peu à peu ein, als die Stammkunden von Uschi und Babsi, Manfred (Karl-Heinz Hofrath) und Walter (Thomas Andel) auftauchen. So langsam dämmert es nicht nur dem Biedermann vom Lande, wo er da gelandet ist. Auch dessen tugendhaftes Gschpusi Klärchen samt dessen überfürsorglicher Mama, die sich beide inkognito im Haus der roten Lämpchen und Himmelbetten eingeschlichen haben, fallen (fast) aus allen Wolken. Der Reiz des vom niederländischen Autor Carl Slotboom (Jahrgang 1947) geschriebenen Drei-Akters liegt darin, wie er die verschiedenen Charaktere aufeinandertreffen lässt. Köstlich ausgespielt wird das etwa dann, wenn sich der ungelenk-arglose Heinrich (mit Schiebermütze, kariertem Hemd, Strickweste, Hosenträgern) in der Physiotherapiepraxis wähnt und auf den Kunden Walter trifft. „Du kannscht der des leischde, doher zu komme?“, fragt dieser. „Des is gar net deier, isch hab jo moi Krankenkassekärtsche debei“, antwortet der treuherzige Bauer Heinrich. Das Publikum biegt sich vor Lachen – auch weil sich in jenen Szenen eine Pointe, bei trefflicher Mimik der Agierenden, an die nächste reiht. Amüsant ist auch anzusehen, wie sich das „Unschuldslamm“ Klärchen, unter der gestrengen Fuchtel der weltfremden Mama stehend, wandelt und sich in locker-gelöster Manier an Walter „ranschmeißt“. Oder Mama, „die alt Schnepp“, die sich allein schon bei dem Wort „Bordell“ entweder die Ohren zuhält oder in Ohnmacht fällt. „Wie kummen mer dann aus dem ganze Schlammassel wieder raus?“, fragen sich die beiden leichten Mädchen angesichts der Irrungen und Wirrungen in ihrem Haus, in dem nicht zuletzt Heinrich und sein Klärchen wieder zusammen finden. Dass es bei manch angedeuteter Zweideutigkeit bleibt und nichts unter die Gürtellinie gerät, ist gut so. Noch besser, dass alles mit einem Augenzwinkern geschieht, wie es Babsi und Uschi einige Male vormachen. Gut umgesetzt fanden das Stück auch die Weingräfin des Leiningerlandes, Franca I. Lichti aus Laumersheim, und weitere Zuschauer, die der Einladung des Theaterteams folgten, sich im Anschluss noch auf und hinter der Bühne umschauen zu können. Zu Beginn überreichte Thomas Sold vom Vorstand der RV Bank Rhein-Haardt einen 500-Euro-Scheck für die Clubheim-Sanierung an Manfred Rankel, den Vorsitzenden des VfR Hettenleidelheim, dem das Werschtzibbel-Theater angehört. Info Weitere Aufführungen sind am Freitag, 16., Samstag, 17., Freitag, 23., Samstag 24. Oktober, jeweils 20 Uhr. Restkarten zu erfragen im Blumenladen Mittelhaide 5, Telefonnummer 06351/1230970.

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