Grünstadt Eine „frische“ Zeitung in zwei Minuten
Hinter die Kulissen der Zeitungsproduktion gucken konnten am Mittwoch 20 Teilnehmer der RHEINPFALZ-Sommeraktion im 1979 gebauten Oggersheimer Druckzentrum. Fasziniert beobachten die Besucher aus dem Leiningerland, mit welcher Präzision die 44 Meter lange, 810 Tonnen schwere Druckmaschine die RHEINPFALZ von morgen in rasender Geschwindigkeit ausspuckt: eine Zeitung in zwei Minuten.
Pro Sekunde jagen zwölf Meter Papier durch die Walzen des Stahlungetüms, das nie wirklich stillsteht und täglich neben rund 250.000 RHEINPFALZ-Exemplaren eine Million Anzeigenblätter fabriziert und 1,2 Millionen Fremdaufträge bewältigt, wie das katholische Presseorgan „Pilger“ und die Fachzeitschrift „Pfälzer Bauer“. Der Papierverbrauch liege, je nach verwendeter Dicke, an jedem Tag zwischen 35 und 80 Tonnen, erläutert Sandra Sevilla-Walls aus der IT-Abteilung. Ja, das Papier habe einen gewissen Recyclinganteil, versichert sie auf die entsprechende Frage und führt die Gruppe, darunter auch fünf Jugendliche zwischen 13 und 19, vorbei an den riesigen Rollen. Nach dem Auspacken werden sie ins klimatisierte Tageslager transportiert, wo sie auf ihren Einsatz warten. Neigt sich das Papier in der Druckmaschine dem Ende zu, wird es bei voller Laufgeschwindigkeit ausgetauscht: Die rund 20 Kilometer lange Bahn einer neuen Rolle wird an den Rest angeklebt; die Zeitung mit dem Klebestreifen vollautomatisch verworfen. Ausschuss sind auch die ersten Exemplare nach dem Andruck gegen 23 Uhr. Sie fallen den Druckern buchstäblich auf den Tisch, wo sie hektisch kontrolliert werden. Die Teilnehmer der Sommeraktion sehen, wie über Touchscreen-Bildschirme Feineinstellungen vorgenommen werden. „Bis die Farbe steht, mussten früher rund 1000 Zeitungen weggeschmissen werden, heute nur noch 100“, so Sevilla-Walls über das umweltfreundlich wasserlose Offset-Verfahren. 145 Redakteure, gut 1500 freie Mitarbeiter sowie Korrespondenten und Agenturen arbeiten für die Redaktion. Fotos und Texte werden für den Druck in Mischungen der drei Grundfarben Yellow, Magenta und Cyan sowie Schwarz aufbereitet. „Sie brauchen also für jede Seite vier Druckplatten?“, fragt der Tiefenthaler Edwin Gaub. Sevilla-Walls nickt: „Heute Nacht werden für die zwölf Lokalausgaben der RHEINPFALZ 324 Seiten mit 1296 Platten produziert.“ Für die Unterhaardter Rundschau allein werden 80 Platten benötigt. Mit dem Papier in Berührung kommen sie nicht. Vielmehr gibt jede Druckplatte ihre Farbe an ein Gummituch als Zwischenträger ab, wie die IT-Fachfrau die indirekte Offset-Methode erläutert. „Wie hoch ist der Farbverbrauch?“, will Wolfgang Breetzke aus Bissersheim wissen. Für sämtliche Druckerzeugnisse eine Tonne pro Tag, ist die Auskunft des Produktionsleiters Michael Bernstein. Die Lokalseiten der RHEINPFALZ werden in einer Auflage von 9000 (Bad Dürkheim) bis 46.000 Stück (Landau) gedruckt. 97 Prozent der Produktion werden an Abonnenten geliefert, der Rest am Kiosk verkauft oder per Post verschickt. „Wie viele Leser erreichen Sie?“, fragt Silke Limberg aus Ebertsheim. Etwa 60 Prozent der Pfälzer, insgesamt 737.000 Leser. Gerhard Stüber (Kindenheim), der über die RHEINPFALZ-Card auch in den USA seine Zeitung liest, interessiert, welche Ausgabe zuallererst online abzurufen ist. Laut Sevilla-Walls wechselt das von Tag zu Tag. (abf)