Grünstadt Ebertsheim: „Protestmarsch“ beim Kerweumzug

Die Ebertsheimer Kerwejugend hat beim Umzug mit Schildern die strengen Sicherheitsauflagen für Motivwagen kritisiert.  Foto: lor
Die Ebertsheimer Kerwejugend hat beim Umzug mit Schildern die strengen Sicherheitsauflagen für Motivwagen kritisiert.

Kerweborsch und die Kindergartenkinder sind die Farbtupfer beim überschaubaren Ebertsheimer Kerweumzug am Sonntag gewesen. Die Kerwejugend nutzte die Veranstaltung sozusagen als „Protestmarsch“ gegen die strengeren Sicherheitsauflagen für die Umzugswagen, die dieses Jahr gelten.

„Die Roll will rolle – aber ohne Knolle“ oder „Tradition erhalten – Verbote stoppen“ stand auf den Transparenten der Kerweborsch-Fußgruppe, die symbolisch eine Puppe auf ihrem Umzugswagen angegurtet hatte. In der Kerwerede wurden sie später konkreter: „Tüv brauchen mer Kerweborsch seit dem Johr fer die Roll, än Meter Brüschtung und rutschfeschde Bodde fallen do beispielsweise zu Protokoll.“

Für viele kleine Hingucker sorgte der Ebertsheimer Kindergarten mit der größten Gruppe. Die Kinder waren als „Frechdachse“ oder „Dreckspatzen“ mit ihren Mamas und Papas auf der Strecke. In ihren Regenmänteln zeigten sie im Dauerregen auch gleich mal, dass sie in ihrer Waldkindergartengruppe bereits genug gelernt haben, um zu wissen, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung.

Mit drei Abordnungen war der TSV vertreten und natürlich drehte sich bei den Jugendkickern der SG Kerzenheim/Ebertsheim, den „Alten Herren“ der SG EbRo und den Aktiven als ungeschlagener Meister der C-Klasse alles ums runde Leder. Zum Nachdenken regte der Umzugswagen des Natur- und Vogelschutzvereins an: Darauf wurde anschaulich auf den kranken deutschen Wald und das Abbrennen des Regenwalds in Brasilien hingewiesen. Ebenfalls wieder mit dabei: die „Malle-Määd“, die in bunten Ballermann-Outfits und mit Bollerwagen dieses Jahr auch als Fußgruppe gefeiert haben.

Umzugsunterstützung gabs von der Bockenheimer Burschenschaft sowie den Kerweborsch aus Hertlingshausen und Kindenheim. Die Eisenberger Blaskapelle begleitete den Lindwurm mit zünftiger Musik, um schließlich nach dem Umzug vorm Rathaus mit flotten Rhythmen zur Kerwerede überzuleiten.

Da haben die Kerweborsch auf das bewährte Kerwe-Redner-Duo Nathalie Kreis und Jan Hummel gesetzt, die im Wechsel über einige Missgeschicke der Ebertsheimer berichteten und für reichlich Lacher sorgten. Etwa über einen „Helden von der Feuerwehr“, der einen in einem Erdloch feststeckenden Hund befreit hat: „Am Schwanz geschnappt, der Hund war frei – dodemit geht er in die Feierwehrgeschichte ei.“ Oder von den schmerzhaften Erfahrungen eines jungen Manns auf der Toilette: „Un als er fertig war mim Dricke, hot er sich – bei de Bewegung zum Knöppsche hie – verdreht de Ricke.“

Am Ende gab es reichlich Beifall für die pointiert vorgetragene Rede der beiden und Extra-Applaus für den Hinweis, dass Kerweborsch und TSV auf dem Festplatz gemeinsam zu den zentralen Kerwefeierlichkeiten einladen: „Die Kerb geht noch weiter, des is wohr, mit uns un em TSV, es erschde mo in diesem Johr.“

Kennen sich mit Regenwetter aus: Die „Frechdachse“ und „Dreckspatzen“ der Ebertsheimer Kita, die neuerdings eine Wald-Gruppe hat
Kennen sich mit Regenwetter aus: Die »Frechdachse« und »Dreckspatzen« der Ebertsheimer Kita, die neuerdings eine Wald-Gruppe hat.
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