Grünstadt Deutsch-Französischer Bauernmarkt ist gut besucht

Bei Achim Lingenfelder gibt es Wildobstprodukte.
Bei Achim Lingenfelder gibt es Wildobstprodukte.

Trotz durchwachsenen Wetters ist am verkaufsoffenen Sonntag in Grünstadt viel los gewesen. Sicherlich hat sich dabei der Deutsch-Französische Bauernmarkt als Zugpferd erwiesen. 41 Anbieter von nachhaltig erzeugter Ware aus dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen hatten ihre Stände aufgebaut. Auch einige neue Beschicker waren da.

Grünstadt. Unter den Beschickern des Deutsch-Französischen Bauernmarktes, der zum zehnten Mal in Grünstadt ist und erstmals von dem Akkordeonisten Laurent Leroi musikalisch umrahmt wird, sind diesmal auch ein paar neue Partnerbetriebe des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen.

Sein Debüt in Grünstadt feiert beispielsweise Karl-Heinz Mayer, der seit 2018 Naturseifen herstellt. „Ich habe ein eigenes Rezept, das ich je nach Verwendungszweck abwandele“, erzählt der Chemieingenieur aus Waldsee. Während der Corona-Krise habe er viel Zeit gehabt, um etwas zu entwickeln. In seine Pflege-, Rasier- und Flüssigseifen kämen nur vier Zutaten: Kokosfett, Olivenöl, Tonerde und Parfümöl. Es seien keine Konservierungsmittel und keine Chemie drin. Auf den Preis angesprochen, verweist er auf den langen Produktionsprozess von etwa acht Wochen und sagt: „Das ist billig.“ Dass die Menschen wegen der Inflation weniger kaufen, habe er auf den Märkten bislang nicht beobachtet. „Aber der Fachhandel, den ich auch beliefere, ist am Stöhnen.“

Weniger Umsatz als vor Corona

Yannick Durmeyer hat auf den Biosphären-Märkten in diesem Jahr weniger Umsatz gemacht als vor Corona. Der Franzose verarbeitet in einem kleinen Familienbetrieb in Ingwiller Wildfleisch unter anderem zu Wurst und Schinken. Er beschäftigt drei Metzger. „Wir sind selbst Jäger. Die Tiere stammen ausschließlich aus der Region Elsass-Lothringen“, erläutert er. Für Hirschsalami, Rehkeule und Wildschwein-Beißwurst interessiere sich eine bestimmte Klientel. Von diesen Menschen stelle niemand Fleisch an sich als Produkt infrage. Allerdings: „Die Leute gucken jetzt vermehrt auf den Preis.“

Holger Schorr, der erstmals mit seinem Wagen „Meet & Meat“ auf dem Luitpoldplatz steht, sagt: „Die Kunden wollen mehr wissen, hinterfragen, woher die Tiere stammen und wie die Ware hergestellt wird.“ Sein persönlicher Rat ist: Lieber weniger Fleisch, dafür aber in guter Qualität. „Viel und günstig ist keinesfalls der richtige Weg“, so Schorr. Wenn einem das Tierwohl und der Klimaschutz wichtig seien, müsse man nicht zum Vegetarier werden, findet der Koch aus Bad Bergzabern, der jede Menge Spezialitäten unter anderem vom Bioschwein und Gallowayrind anbietet. Auch „Konserven“ gibt es bei ihm, etwa Rouladen und Gulasch in Pfand-Weckgläsern.

Nicht nur Biobetriebe dürfen mitmachen

Aus Holunderbeeren, Schlehen, Kornelkirschen, Sanddorn, Hagebutten und Speierlingen auf seinen sieben Hektar Land macht Achim Lingenfelder nachhaltig und naturnah Brotaufstriche und Brände. „Vogelbeeren-Rosinen sind sehr lecker im Müsli“, sagt der Obstbauer, der seit Mitte der 1990er Jahre eine Destillerie in Großkarlbach führt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hielten sich die Menschen mit ihrem Konsum zurück. „Die warten erst einmal die Gas- und Stromrechnung ab“, so Lingenfelder. Am Bauernmarkt habe er bislang nicht teilgenommen, „weil ich dachte, das dürfen nur Biobetriebe“. Unter den Neuen auf dem Luitpoldplatz ist auch Alexander Kühn mit seinem „Fassdaubenland“. Gemeinsam mit seiner Schwester Kerstin Hopfinger offeriert er selbstgemachte Dekorationsartikel – auf Märkten und in seinem Laden in Eußerthal. „Wir machen das seit zwei Jahren im Nebenerwerb“, erzählt die Industriekauffrau, die unter anderem Tischdecken und Kissenbezüge näht. Kühn, der in der Medizintechnik-Branche tätig ist, gibt den nach zwei- bis viermaliger Verwendung ausgemusterten Fässern ein zweites Leben. Die Dauben erhebt er vornehmlich zu Kerzenleuchtern.

Der Geschäftsführer des Wirtschaftsforums Grünstadt, Ernst-Uwe Bernard, zeigt sich zufrieden. Keiner der Produzenten habe abgesagt, stellt er – nach dem bei Regen erfolgten Aufbau der Stände – erfreut fest. Die Kunden hätten viel gekauft, ist am Abend von den Händlern am Luitpoldplatz zu erfahren – und in den geleerten Auslagen zu sehen.

Laurent Leroi unterhält mit seinem Akkordeon.
Laurent Leroi unterhält mit seinem Akkordeon.
Yannick Durmeyer bietet Wildfleisch in allen Variationen.
Yannick Durmeyer bietet Wildfleisch in allen Variationen.
Karl-Heinz Mayer stellt Naturseifen her.
Karl-Heinz Mayer stellt Naturseifen her.
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