Grünstadt Der Pink Cadillac muss noch warten

HÖNINGEN. „Schon als kleiner Junge habe ich mir das Virus eingefangen“, sagt Randolph Rosenbusch aus Höningen. Auf dem Weg zum Kindergarten sei er immer an einer Corvette Stingray vorbeigelaufen. Mit knapp 20 kaufte er sich den ersten US-Oldie: einen Chevrolet Caprice, „ein Polizeiauto aus den 1970ern“. Inzwischen hat der Autonarr neben zwei Wohnwagen sechs amerikanische und einen deutschen Oldtimer.

Der „Ausländer“ ist ein 67er Opel Rekord C. „Den möchte ich verkaufen, der stört“, erklärt Rosenbusch. Er will nur Fahrzeuge aus den Vereinigten Staaten, wo er eine Zeitlang gelebt hat, in seiner Halle haben. Es zählt nicht, dass die Adam Opel AG zum amerikanischen Konzern General Motors gehört, der all die Modelle herstellt, die der gebürtige Oppauer besaß oder besitzt – mit Ausnahme des Dodge, der bekanntlich aus dem Hause Chrysler kommt. „Ich habe mich langsam hochgearbeitet, vom Chevy über Buick und Oldsmobile bis zum Cadillac“, so der 46-Jährige. Zum Glück sei seine Frau Patricia genauso verrückt wie er. Der graue Caddy, Baujahr 1960, noch mit Original-Nummernschild aus Oklahoma, gehöre ihr, sagt Rosenbusch. Er deutet auf einen wenig ansprechenden Wagen neben einem verstaubt-roten Cadillac Eldorado Cabrio. Auf Wunsch der Gattin wird der graue Straßenkreuzer noch tiefer gelegt und in Pink lackiert – wie die legendäre Limousine von Elvis Presley. Weiße Ledersitze soll er auch bekommen. „Das wird aber erst mein übernächstes Projekt“, erklärt der Autobastler. In Angriff genommen wird vorrangig die Instandsetzung eines hellen 1958er Cadillacs mit riesigen Rostbeulen. „Der stand sieben Jahre in der Scheune – und der Motor läuft noch.“ Sagt’s und demonstriert, wie leicht der Riese tatsächlich anspringt. Der Innenraum ist gegenwärtig komplett leergeräumt. In einer Ecke schlummert unter einer Plane die neue Innenausstattung: Sitze mit einer speziellen Polsterung, Teppich, Himmel und Seitenverkleidung. „In Deutschland hätte ich dafür 8000 Euro bezahlt, in den USA habe ich’s für 3000 Euro bekommen“, berichtet der Lkw-Fahrer, der eine Ausbildung zum Maurer und zum Bürokaufmann absolviert hat, aber die Schlosserei für sich entdeckte. Ersatzteile müsse er auf der ganzen Welt zusammensuchen. Tage verbringe er zu diesem Zweck im Internet und in Fachbücher vertieft. „Man muss genau wissen, welche Teile in welchen Modellen verwendbar sind“, so der Experte, der Fragmente seiner Schätze mitunter auch zweckentfremdet. So wird aus dem Heck eines 69er Caddys ein Sofa. Die passende Sitzgelegenheit für Hochzeitspaare ist Rosenbuschs bestes Stück, ein schwarz glänzender Cadillac Fleetwood 60 Special aus dem Jahr 1957. Tatsächlich fährt er mit dem sechs Meter langen, 2,2 Tonnen schweren und äußerst durstigen (bis zu 40 Liter auf 100 Kilometer) „Schlachtschiff“ mit extra verlängertem Fußraum Braut und Bräutigam zu Standesamt und Kirche. Auch sieht man ihn damit auf Fasnachts- und Kerwe-Umzügen der Region. Patricia Rosenbusch ist oft im Petticoat dabei. Bis zur ersten Fahrt war aber eine Menge zu tun. Rund 3000 Stunden hat er in den Wagen gesteckt, der in einem Vorgarten in Little Rock (Arkansas) regelrecht eingewachsen war. „Ich habe ihn bis auf die letzte Schraube zerlegt. Der 300-PS-Motor und Getriebeteile wurden komplett revidiert, fast alle Aggregate ausgetauscht, Scheiben erneuert und Hunderte Kabel mussten ihren Gegenpol finden“, erläutert der Hobbymechaniker. Bei der Restauration erfuhr der schwer zu fahrende Sechs-Sitzer auch eine Modernisierung: Er bekam Servolenkung, Bremskraftverstärker, elektrische Fensterheber und Beckengurte im Fond. Der elegante chromblitzende Riese hat stets Spezialwerkzeug an Bord. „Aber er ist ein ganz braver. Bisher ist er nur vor der Haustür kaputt gegangen“, so Rosenbusch, der Benzinpumpe und Lichtmaschine klaglos reparierte. Der Familienvater, der seiner kleinen Tochter gerade ein Go-Kart im Stil der 30er-Jahre Hot-Rods baut, lächelt: „Der Weg ist das Ziel.“

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