Grünstadt Der finanzielle Spielraum beschäftigt beide

Kurt Waßner
Kurt Waßner

«Mertesheim.» Nach der Kommunalwahl stehen am kommenden Sonntag in einigen Orten Stichwahlen an, unter anderem in Mertesheim. Dort hatten sich neben Amtsinhaberin Doris Nitzsche (FWG) Kurt Waßner und Michael Lässig (beide parteilos) als Ortsbürgermeister beworben. 50 der 238 Wähler stimmten für Lässig (21 Prozent), 75 für Nitzsche (31,5 Prozent) und 113 für Waßner (47,5 Prozent), der nur um sieben Stimmen die absolute Mehrheit verfehlte. Joerg Schifferstein befragte die verbliebenen Bewerber.

Frau Nitzsche, Herr Waßner, was sehen Sie in den kommenden fünf Jahren als größte Herausforderung in Ihrer Gemeinde? Nitzsche:

Die größte Herausforderung ist, dass wir dafür kämpfen müssen, mit besseren finanziellen Mitteln ausgestattet zu werden. Das würde uns ermöglichen, mehr für die Bürger zu tun. Waßner: Die Erhaltung und Unterhaltung unserer gemeindeeigenen Gebäude dürfte die größte Herausforderung sein, da sich der finanzielle Spielraum der Ortsgemeinde in Grenzen hält. Die Umlagen, die abgeführt werden müssen, betragen mehr als 80 Prozent unserer Einnahmen, was sehr viel ist. Von den weniger als 20 Prozent müssen die Pflichtaufgaben sowie die wenigen freiwilligen Ausgaben bezahlt werden. Welche Lösungsvorschläge haben Sie dafür? Nitzsche: Aktuell geht es darum, alle Fördertöpfe von Land und Bund für unsere Projekte in Mertesheim auszuschöpfen. Dazu gehört die Einrichtung eines Mehrgenerationenplatzes, was aktuell gefördert wird. Waßner: Das Umlagesystem müsste geändert werden. Solange sich hier nichts ändert, wird die Ortsgemeinde wohl immer wieder auf Schlüsselzuweisungen angewiesen sein, um Fehlbeträge teilweise auszugleichen. Die Haupteinnahmen der Gemeinde sind die Einkommenssteueranteile. Deshalb ist es wichtig, dass die Arbeitslosigkeit gering ist und die Arbeitnehmer anständig bezahlt werden. Eine Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, wäre die Ausweisung eines kleinen Baugebiets, um weiteren Familien und Berufstätigen – vor allem natürlich interessierten Mertesheimern – die Möglichkeit zu geben, Eigentum zu erwerben. Das muss zunächst mit dem Ortsgemeinderat und dann mit den Fachbehörden erörtert werden. Stichwort Klimawandel/Grünflächenmanagement: Welche konkreten Beiträge zum Klima- und Naturschutz könnte Ihre Gemeinde leisten? Wo sehen Sie den größten Nachholbedarf? Nitzsche: CO2-neutrale Gemeinde zu werden wäre toll, dazu müssten sich die Speichermedien für selbst erzeugten Strom erheblich verbessern. Ohne das ergibt es keinen Sinn, da wir unseren Bedarf im Dorfgemeinschftshaus und im Rathaus immer nur abends haben. Beim Naturschutz haben wir das Glück, dass vom Landesbetrieb Mobilität viele Grundstücke oberhalb von Mertesheim als Ausgleichsfläche gekauft wurden und ein Biotop eingerichtet wird. Waßner: Dieses Thema geht uns alle an und muss viel stärker als bisher beachtet werden. Landwirte, Bürger oder die Gemeinde, jeder kann einen Beitrag leisten. Beispielsweise sollte bereits bei der Anpflanzung darauf geachtet werden, dass mehr Blühpflanzen und Bodendecker zum Einsatz kommen. Möglich wäre auch, bestimmte Flächen als Labyrinth zu mähen, was optisch bestimmt gut ankäme, uns immer wieder an die Dringlichkeit des Klimawandels erinnern und unseren Kindern bestimmt Spaß machen würde. In der Vergangenheit waren Sanierungen am Dorfgemeinschaftshaus und am Rathaus häufig Themen. Was soll angepackt werden? Nitzsche: Die Fördermittel für die Sanierung des Rathauses sind genehmigt und die Ausschreibung der Arbeiten steht bevor. Im Dorfgemeinschafthaus muss der Innen- und Außenanstrich erneuert werden. Das sehe ich aber nicht als vorrangiges Projekt an. Als Nächstes steht an, die Fördermittel für unseren Mehrgenerationenplatz zu beantragen. Das hat die Verwaltung vorliegen. Die Spielgeräte sind marode, genauso wie die Sitzbänke. Beides sollte dringend erneuert werden. Daneben müssen wir schon jetzt in die Planung der 1250- Jahr-Feier einsteigen. Waßner: Die Sanierung des Rathauses sowie des Gewölbekellers im Rathaus dürften wohl die dringendsten Maßnahmen sein, da hier durch das Eindringen von Oberflächenwasser Schäden entstehen. Ein neuer Anstrich der Räumlichkeiten im Dorfgemeinschaftshaus ist ebenfalls notwendig und überfällig. Dieser muss schnellstmöglich erfolgen.

Doris Nitzsche
Doris Nitzsche
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