Leiningerland Das sagen die Feuerwehrleute vor der Abfahrt ins Katastrophengebiet

Wehrleiter Markus Ittel.
Wehrleiter Markus Ittel.

„Ihr Leut’, da müssen wir aufpassen“ – dieser Satz eines Feuerwehrmanns bringt die Stimmung vor der Abfahrt der 50 Wehrleute aus der Verbandsgemeinde ins Katastrophengebiet im Norden des Landes auf den Punkt. Dort sind nach den Überflutungen Menschen gestorben – das macht die Männer betroffen.

Markus Ittel, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Leiningerland, führt die 50 Mann und Frau starke Truppe aus dem Leiningerland an, die am Donnerstag gegen 16 Uhr vom Grünstadter Autohof aus mit zehn Fahrzeugen und reichlich Material (Pumpen, Feldbetten, Notstromaggregaten) im Gepäck losfährt. Sie wollen den von Starkregen und Überflutung gebeutelten Menschen im Norden von Rheinland-Pfalz helfen. Ihr erster Anlaufpunkt ist ein Parkplatz bei Emmelshausen an der A 61 – ein Sammelpunkt für alle Feuerwehrleute, die zum Helfen kommen. Der Einsatz soll bis Sonntag dauern.

Ittel sagt angesichts der Bilder aus dem Einsatzgebiet: „Man fährt mit einem bedrückten Gefühl dorthin, weil wir gesehen haben, wie viele Leute umgekommen sind.“ Nachdem die Kreisverwaltung Bad Dürkheim angefragt habe, welche Wehren fahren könnten, hätten sich die Kameraden aus dem Leiningerland spontan bereiterklärt. „Es war kein Problem, die Mannschaft zusammenzubekommen“, berichtet Ittel und fügt an: „Vom Verbandsbürgermeister haben wir die 100-prozentige Unterstützung.“ Er sagt: „Wenn bei uns etwas wäre, wären wir auch über jede Hilfe froh.“

Frank Rissel von der Feuerwehr in Carlsberg sagt: „Wo wir gebraucht werden, fahren wir hin. Wer weiß, wann wir die anderen brauchen?“ Die Carlsberger sind mit sieben Mann und zwei Fahrzeugen (vier Pumpen, 20 Feldbetten) dabei. „Wir wissen noch nicht, wo wir eingesetzt werden. Wir sind immer wieder auf alles gefasst“, erzählt Rissel. Angesichts der Bilder, die er aus dem Gebiet gesehen hat, sagt er: „Das ist megaextrem dort.“ Er hofft, dass alles glatt läuft: „Wollen wir das Beste hoffen.“ Im Gepäck hat er unter anderem Ersatzstiefel. „Die sind ganz wichtig“, findet Rissel.

Andreas Michel von der Feuerwehr Hettenleidelheim/Wattenheim haben die Bilder aus dem Katastrophengebiet sehr mitgenommen: „Das wird ein großes Chaos dort sein. Es ist erschreckend, was man im Radio hört: Ganze Familien sind obdachlos, Menschen ertrinken.“ Aus Hettenleidelheim/Wattenheim sind acht Kameraden vor Ort: „Die hatten wir ruckzuck zusammen“, sagt er und: „Wir geben unser Bestes.“ Die Hettenleidelheimer und Wattenheimer sind für die Stromversorgung gerüstet, sie haben zwei normale Aggregate und ein großes Notstromaggregat an Bord. Michel hat ein zweites Paar Einsatzklamotten dabei, denn: „Es ist eklig, wenn die Klamotten nass sind und es dann auch noch kühl wird ...“

Katrin Ulrich (22) hat nicht nur ihre Tasche für den Einsatz gepackt, sondern auch die ihres Freundes Bastian Walter (28), der vorher noch an der Arbeit war. Ulrich hat derzeit Urlaub, deswegen war das schnelle Wegkommen kein Problem, Walter hat einen guten Arbeitgeber, der das Ehrenamt schätzt und den Leuten dafür auch Extraurlaub gibt: „Mein Chef hat gesagt: Geh los!“ Für die beiden, die zur Gruppe aus Hettenleidelheim/Wattenheim gehören, ist es der erste überregionale Großeinsatz. Ulrich sagt: „Da kommt bestimmt viel Arbeit auf uns zu.“ Walter ist sich sicher: „Das wird kein Zuckerschlecken. Da wird jede Hand gebraucht werden.“

Stephan Zwiener ist mit vier Kameraden der Wehr Bockenheim/Kindenheim im Einsatz, sie haben Pumpen, hydraulische Rettungsgeräte und ein Hygienewaschbecken dabei. Er sagt, er wünscht sich, dass sie dort nichts sehen werden, „was lange hängenbleibt: Ich hoffe, dass meine Mannschaft das gut verkraftet“. Die daheim gebliebenen Kameraden hätten angeboten, dass sie auch schon vor der Zeit (geplant ist der Einsatz bis Sonntag) kommen könnten, um sie abzulösen, sollte es kräftemäßig nicht mehr gehen.

Torsten Göhring und seine Kollegen von der Feuerwehr Dirmstein sind für die Verpflegung der Kameraden zuständig: „Wir haben auf die Schnelle beim Globus eingekauft: Brote, Getränke, Dosenwurst, zehn Kilo Nudeln, Tomatensuppe, Müsliriegel“, zählt er auf. Hauptsache, nichts Verderbliches. Hauptsache, Dinge, die den Männern und Frauen Kraft geben für den Einsatz. Am Freitagabend wird dann Nachschub geliefert: „Da fahren wir noch mal hin.“

Dank an die Wehrleute

Die Ehrenamtlichen der Wehren aus Altleiningen, Bockenheim/Kindenheim, Carlsberg, Dirmstein, Gerolsheim, Großkarlbach/Laumersheim, Kirchheim/Kleinkarlbach und Hettenleidelheim/Wattenheim, bleiben bis Sonntag vor Ort, dann werden sie – so ist derzeit der Plan – von anderen Wehrleuten aus dem Landkreis Bad Dürkheim abgelöst. Auch Männer von der Führungsunterstützungsgruppe, die normalerweise in der Feuerwehr-Einsatzzentrale in Obersülzen Dienst tun, sind mitgefahren. Keine Bange: „Falls im Leiningerland etwas passieren sollte, sind immer noch genügend Feuerwehrleute da, um zu helfen“, betont Wehrleiter Markus Ittel. Der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (früher hieß das Kreisfeuerwehrinspekteur) Kai Bühler verabschiedete die Männer und Frauen vor der Abfahrt am Donnerstag in Grünstadt und dankte ihnen für ihre Einsatzbereitschaft.

Kreisbeigeordneter Sven Hoffmann (CDU) hätte die Männer und Frauen gern verabschiedet, hatte aber zu der Zeit eine Bauausschuss-Sitzung. „Es ist klar, dass die Menschen dort jede Unterstützung brauchen“, sagt Hoffmann. Am Sonntag sollen die Kameraden mit einem Bus nach Hause gebracht werden – und eine neue Gruppe ins Einsatzgebiet gefahren werden. Am Donnerstagmittag informierte Hoffmann: „Wir sind gerade dabei, die zweite Schicht zusammenzustellen.“ Die Fahrzeuge sollen vor Ort bleiben – so war gestern der Plan. Das Material für den Einsatz stammt übrigens von Wehren aus dem ganzen Kreis. Auch das Rote Kreuz im Kreis könnte laut Hoffmann mit 30 Personen sofort losfahren, wenn es gebraucht würde.

Frank Rissel von der Carlsberger Wehr.
Frank Rissel von der Carlsberger Wehr.
Andreas Michel von der Feuerwehr Hettenleidelheim/Wattenheim.
Andreas Michel von der Feuerwehr Hettenleidelheim/Wattenheim.
Bastian Walter und Katrin Ulrich von der Feuerwehr Hettenleidelheim/Wattenheim.
Bastian Walter und Katrin Ulrich von der Feuerwehr Hettenleidelheim/Wattenheim.
Stephan Zwiener von der Feuerwehr Bockenheim/Kindenheim.
Stephan Zwiener von der Feuerwehr Bockenheim/Kindenheim.
Torsten Göhring von der Feuerwehr Dirmstein.
Torsten Göhring von der Feuerwehr Dirmstein.
Sie sind bereit.
Sie sind bereit.
Beim Verladen des Materials auf dem Autohof in Grünstadt.
Beim Verladen des Materials auf dem Autohof in Grünstadt.
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