Grünstadt Das Problem mit dem Linksfuß

10 Uhr an diesem Samstag, die Frisur sitzt bei den Fußballerinnen des SV Obersülzen. Das hat seinen Grund: Der SWR ist vor Ort und dreht eine Szene für „Wer war’s“, das Fußball-Quiz, das in der Sportsendung „Flutlicht“ ausgestrahlt wird. Deshalb haben die Mädels von Trainer Sascha Gerber nicht nur gelb-schwarze Trikots in den Vereinsfarben an, sondern auch rote mit dem Schriftzug „Flutlicht“ – schließlich braucht der Sender ja auch Gegnerinnen, dafür müssen die Abwehrspielerinnen des SVO ran. Es gilt ein besonderes Tor nachzustellen. Doch bis es los geht, vergeht erst einmal eine gute Stunde.

Die Torfrauen Eliane Dauth und Carola Wahl bekommen vom Trainerteam einige Bälle auf das Tor geschossen, die Kameramänner machen erste Aufnahmen, die Spielerinnen machen sich derweil warm. „Kommt mir ja keine in den nächsten Tagen und sagt, ich kann nicht spielen, weil …“, mahnt Gerber seine Frauen, die sich in der laufenden Runde in der Verbandsliga wacker halten und derzeit Platz sieben belegen. Dann endlich ist es soweit: Moderator Christian Döring zückt den Tablet-PC, die Spielerinnen umringen ihn, um zu sehen, welches Tor nachgestellt werden sollen. Es gibt einiges Gelächter, die Aufgabe wird als machbar eingestuft. Einziges Problem: Es geht um einen Linksschuss. Wer macht’s? – Dorothee Mock, die kann als eine der wenigen im Frauen-Team des SVO mit beiden Füßen Tore schießen. „Machbar“, lautet die Einschätzung von Spielführerin Sandra Hanewald auf Nachfrage der RHEINPFALZ. „Das kann dauern“, meint hingegen die SVO-Fußball-Legende Arthur Buch, der sich das Schauspiel mit den Fernseh-Aufnahmen von der Terrasse der Vereinsgaststätte Sülzer Tor aus ansieht. Zwischendurch kommt Julian Wolf, der Trainer der zweiten Mannschaft vorbei, um für Trainer Sascha Gerber einen Kaffee zu besorgen. „Einmal hat es bislang geklappt, der Schuss sitzt nur etwas zu nah am Pfosten, deshalb machen wir noch ein bisschen weiter. Kurz später brandet bei den Mädels dann wieder Jubel auf, die zweite brauchbare Szene ist im Kasten. Dabei bleibt es am Ende auch. Gegen 11.15 Uhr beginnt Christian Döring ein bisschen Druck aufzubauen: „Noch fünf Versuche!“ gibt er vor, denn der Dreh soll insgesamt nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen. Mittlerweile schießt Lisa Reimann, die sonst eigentlich in der Abwehr spielt, sogar ein Trikotwechsel war mittlerweile nötig. Lea Reimann, bislang als Abwehrspieler in rotem Trikot, versucht sich jetzt als gelb angezogene Torschützin. Rund 50 Versuche werden es nach etwa 90 Minuten sein. Die Akteure im Mittelfeld sind entsprechend angestrengt, deutlich entspannter kommt Sandra Hanewald vom Platz, sie war stets links außen zu sehen, musste aber nicht weit laufen, um eine gute Figur im Blickwinkel der Kamera zu machen. Das entsprechende Frotzeln von Trainer und Team steckt sie mit einem Grinsen weg. Gedreht hat der SWR in dieser Zeit rund 60 Minuten Filmmaterial, von denen 2,5 Minuten letztlich gesendet werden. Dass Frauenmannschaften für „Wer war’s“ zum Einsatz kommen, sei selten der Fall. „Das Verhältnis ist etwa 1:15“, so Döring. Mittlerweile werden noch Interviews aufgenommen, die ersten Frauen verschwinden in der Kabine, Sascha Gerber hat Zeit für ein Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Ich bin zufrieden mit den Mädels, das hat Spaß gemacht“, kommentiert Gerber die Aktion, die er seiner Mannschaft durch die Bewerbung beim SWR eingebrockt hat. „Man hat schon gemerkt, dass die Spielerinnen nervös waren. Gut wäre auch, wenn wir ihnen zeigen können, wo die Probleme bei den Pässen liegen“, analysiert Spielleiter Peter Fruth, was er auf dem Platz beobachtet hat. „Das ist aber auch schwierig, gerade bei einer solchen Situation, wenn eine feste Szene gestellt werden muss“, wirft Julian Wolf ein. Die drei fiebern jetzt schon genau wie ihre Spielerinnen der Ausstrahlung der Sendung im Fernsehen entgegen. (jös)

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