Grünstadt Bürger fürchten „hohes Häusermeer“

Sorgt derzeit für emotionale Diskussionen in Bockenheim: Wie das Baugebiet zukünftig aussehen soll, darüber gibt es unterschiedl
Sorgt derzeit für emotionale Diskussionen in Bockenheim: Wie das Baugebiet zukünftig aussehen soll, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.

Der Bebauungsplan „An der Jakob-Böshenz-Straße, Schule und Kindergarten“ westlich der Kindertagesstätte, wo 16 Wohnhäuser entstehen sollen, schlägt in Bockenheim weiter hohe Wellen. Geschätzte 160 Einwohner kamen am Montag zur Bürgerversammlung in die Emichsburg.

Bis Freitag dieser Woche können die Bürger noch ihre Bedenken gegen die Planung bei der Verwaltung der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land vorbringen und Unterlagen dazu einsehen. Danach werde sich der Gemeinderat mit jeder einzelnen Stellungnahme beschäftigen, sagte Erwin Fuchs, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde. Über ein Fazit aus allen Einwänden wird in rund sechs Wochen im Bauausschuss beraten. Danach kommen die Pläne wieder in den Gemeinderat. Dass die Emichsburghalle am Montagabend fast voll besetzt war, dürfte einem Flugblatt geschuldet sein, das am Samstag zuvor im Dorf verteilt worden war. „Endlich Bürgerversammlung zum Bebauungsplan – Das Gebiet prägt unser Dorfbild und die Dorfentwicklung. Das geht uns alle an! Es ist noch nicht zu spät“, ist dort unter anderem zu lesen. Unterzeichner des Wurfzettels sind Beatrix Kraml und Ilka Bengel. Kraml ist die Ehefrau von Dieter Schlottmann, der zusammen mit Volker Griebel zum Bürgerforum Bockenheim gehört. Den Plan stellte Ulrich Villinger vom Planungsbüro Piske, Ludwigshafen, vor. 16 Einzel- und Doppelhäuser sollen auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal zwischen Kita, großem Festplatz, Weißenborner Weg und Weinstraße errichtet werden. Investor ist Hans Mayer von der Frankenthaler bm-Bauträgergesellschaft, der am Montag ebenfalls anwesend war. Zwei Baugrundstücke von einer Größe von 600 Quadratmetern soll die Gemeinde bekommen, um eventuell die Kita, die an das Areal angrenzt, erweitern zu können. Die Traufhöhe der Häuser dürfe maximal 6,50 Meter und die Firsthöhe maximal 12 Meter betragen. Zum Vergleich: Das Kitagebäude sei 10 Meter hoch, die Schule 12,4 Meter und ein ehemaliges Gaststättengebäude in der Nähe 12,9 hoch, sagte Fuchs. Planer Villinger ging auch auf den Schallschutz ein: Lärm, der von Kindern der Kita ausgehe, müsse geduldet werden. Gegen den Lärm der Weinstraße müssten die Häuslebauer mittels Schalldämmung am Gebäude selbst vorsorgen, Festivitäten auf dem großen Festplatz müssten bis zu zehn Mal im Jahr geduldet werden, was in Bockenheim aber nicht der Fall sei, sagte Villinger. Neben der Anhörung der Träger öffentlicher Belange habe es bisher acht Einwände von Bürgern gegeben, sagte Fuchs. Mehrfach appellierte er ans Publikum: „Reichen Sie Ihre Bedenken bis Freitag, 15. September, bei der Verbandsgemeinde in Grünstadt ein.“ Die Gemeinde habe das Sagen, sie habe die Planungshoheit. Bürger sprachen mehrfach die zunehmende Anzahl der Autos an: „16 Häuser bedeuten mindestens 32 Autos mehr – und das direkt vor Schule und Kita.“ Befürchtet wurden auch Probleme bei der Oberflächenentwässerung in den umliegenden Straßen wegen der Versiegelung im geplanten Baugebiet. Dazu Fuchs: „Natürlich muss ein Rückhaltevolumen gebildet werden“. Eine Frau bekam Beifall für den Vorschlag, besser an dieser Stelle ein Mehrgenerationenhaus, Betreutes Wohnen oder eine Seniorentagesstätte zu bauen. „Da kommen Sie aber mit 12 Meter Höhe nicht hin“, erwiderte Fuchs. Gefragt wurde auch, warum die Gemeinde dort nicht selbst baut. „Weil die Gemeinde das nicht finanzieren kann“, sagte Fuchs. Er erklärte, dass der Investor Regressansprüche stellen könnte. Denn dieser habe für Gutachten und Pläne bereits Geld ausgegeben und sich die Grundstücke über Vorverträge gesichert. Erst wenn die Kaufverträge unterschrieben seien, könne es einen Bebauungsplan geben, stellte Fuchs klar. Er habe selbst schon längst Supermarktinteressenten kontaktiert, entgegnete der Bauamtsleiter auf die Bemerkung von Volker Griebel, der am Montagvormittag „mit einer Frau von Wasgau“ wegen des Standorts in der Dorfmitte gesprochen habe. „Sie werden für die im Ort zulässigen 800 Quadratmeter Fläche für Einzelhandel keinen Investor finden“, prophezeite Fuchs. Auch Sprecher der Fraktionen im Rat richteten sich kurz an die Besucher, mit der Bitte, ihre Stellungnahmen oder Bedenken bei der Verbandsgemeinde-Verwaltung bis Freitag einzureichen.

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