Wattenheim Bürgermeister Brauer: „Werden mit Aufgaben allein gelassen“

Bürgermeister Carsten Brauer drückt ein Riesenprojekt: die Erweiterung der Kita.
Bürgermeister Carsten Brauer drückt ein Riesenprojekt: die Erweiterung der Kita.

Rückblick und Vorschau: Jahrelang hat die Zukunft des Hauses Fernekeß die Wattenheimer Gremien beschäftigt. In nächster Zeit wird das Riesenprojekt jedoch nicht weiter vorangebracht werden, denn es steht ein ebenso großes, aber wichtigeres Vorhaben an.

Die Entwicklung einer Gemeinde hängt stark davon ab, wie viele Menschen im erwerbsfähigen Alter dort leben und Einkommensteuer zahlen. Ein wichtiger Standortfaktor ist neben dem Wohnraum die Infrastruktur – darunter auch Grundschule und Kindergarten. Daher muss eine Kommune ihre Kita stets an die Erfordernisse der Zeit anpassen, was aber nicht so einfach ist.

Größte Enttäuschung

Die Vorgaben des Landes darüber, was zeitgemäß ist, bringen Wattenheims Ortschef Carsten Brauer (CDU) auf die Palme. Nicht, weil er das Kita-Zukunftsgesetz falsch findet, sondern weil die Kommunen mit der Umsetzung allein gelassen werden. „Wenn das Recht auf die Sieben-Stunden-Betreuung eingeführt wird, muss sich das Land auch fragen, ob genügend Personal dafür da ist und ob die vorhandenen Gebäude überhaupt entsprechend genutzt werden können“, meint der 44-Jährige.

Es werde auf den Bedarf der Familien eingegangen, ohne die Mittel zu haben, dafür die Voraussetzungen zu schaffen. „Wir haben nicht einmal genügend Platz, um eine reine Ausgabeküche einzurichten, in der von einem Caterer geliefertes Essen portioniert wird“, beschreibt er die Lage. Die Architektin habe errechnet, dass die Ortsgemeinde einen Neubau neben die Kita stellen müsse, der so groß sei wie der Bestand. Das sei eine Investition von zwei bis drei Millionen Euro und geringe Fördermittel gebe es nur, wenn zusätzliche Kita-Plätze geschaffen würden.

Wichtigste Vorhaben

„Wegen der Erweiterung der Kita, die aktuell Priorität hat, werden andere Projekte wie die Sanierung des Hauses Fernekeß und der Festhalle und der Straßenausbau auf lange Sicht zurückgestellt“, sagt Brauer. Mehrere Großprojekte gleichzeitig würden den finanziellen Rahmen und die Kapazitäten der Ehrenamtlichen sprengen. Der Ortschef hofft, im zweiten Halbjahr den Planungsauftrag für die Kita vergeben zu können.

Ebenso würde er gern einen Schritt in Richtung Umsetzung bei einem zweiten sehr wichtigen Vorhaben machen: dem Baugebiet „Am Bild“. 2024 soll endlich mit der Erschließung begonnen werden. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion habe jetzt eine Wasserhaushaltsbilanz verlangt, sagt Brauer. Dabei gehe es um die Frage, inwieweit Niederschläge auf dem 4,24 Hektar großen Gelände versickern können. Ziel sei, in diesem Jahr eine rechtskräftige Satzung zu beschließen. Allerdings könnte es dann weitere Verzögerungen wegen einer erneuten Normenkontrollklage eines Anliegers geben.

Gewerbegebiet und Rundweg

Definitiv im laufenden Jahr weiterkommen will Brauer mit der Vergrößerung des Gewerbegebiets Hettenleidelheimer Straße. Die 1,73 Hektar große Fläche, die zurzeit noch landwirtschaftlich genutzt wird, schließt an das neue Firmengelände von ASS an. „Auch hier hoffe ich, am Ende des Jahres Baurecht geschaffen zu haben“, sagt der Bürgermeister.

Auch der geplante Rundweg entlang der Gemarkungsgrenze soll dieses Jahr auf jeden Fall in Angriff genommen werden. An der mehr als 30 Kilometer langen Strecke durch den Wald bis zum Wattenheimer Häuschen sollen Infotafeln, teils mit QR-Codes, aufgestellt werden. „Da wird der Wanderer viel über die Historie erfahren“, kündigt Brauer an.

Schönste Projekte

Stolz ist er darauf, dass mit Mawa eine im Ort ansässige Firma den Breitbandausbau in die Hand genommen hat und bereits vielfach Vollzug melden kann. Zahlreiche Haushalte seien bereits an die schnelle Datenautobahn angeschlossen. Toll sei auch, dass die kürzlich in Betrieb gegangene Technikzentrale, der Point Of Presence (POP), das ganze Leiningerland versorgen könne.

Besondere Freude hat Brauer das Jubiläumsfest 800 + 1 Jahre Wattenheim gemacht. Die Feierlichkeiten hätten das gesellschaftliche Leben gestärkt. „Ich bin auch froh, dass inzwischen alle früheren Veranstaltungen wieder laufen“, blickt er unter anderem auf Kerwe, Halloween und Weihnachtsmarkt.

Bauchschmerzen

„Wenn ich mir anschaue, was in den vergangenen Jahrzehnten in den Bereichen Erziehung und Bildung versäumt wurde, bekomme ich beim Blick in die Zukunft Bauchschmerzen“, meint Brauer. Eigentlich sollte Deutschland ganz vorn mitspielen, „denn wir haben weder Gold noch Öl. Unsere Hauptressource sind die Köpfe“, macht er deutlich. Statt am Schulsystem herumzudoktern, müsste es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt werden.

Neujahrsempfang

Samstag, 7. Januar, 18 Uhr, Festhalle.

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