Grünstadt „Auweia, immer noch da!“

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20 Jahre ist es her, dass die Sportfreunde Stiller den Schritt vom Platz auf die Bühne machten. Zum Jubiläum haben die drei das neue Album „Sturm und Stille“ veröffentlicht. Am morgigen Freitag, 20 Uhr, stellen sie es im Mannheimer Maimarktclub vor. Unser Mitarbeiter Simon Michaelis sprach mit Sänger Peter Brugger und Schlagzeuger Florian Weber über Angstgegner und Karrierestationen.

20 Jahre Sportfreunde Stiller – wer ist Euer Angstgegner? Peter Brugger:

Mein größter Angstgegner ist die Angst. Immer wenn sie zu groß wird und überschwappt, werde ich klein, eng in der Birne, einfach nicht handlungsfähig. Und dann wird’s schwierig. Andererseits hat die Angst ihre Berechtigung, bereitet einen auf gewisse Dinge vor. Florian Weber: Ich finde es immer eine Herausforderung, in Berlin zu spielen. Das fühlt sich so an wie damals, als ich mit dem FC Schrobenhausen gegen den MTV Ingolstadt gespielt habe. Da musst du ganz hart an die Grenze gehen. Vielleicht ist es nur mein individuelles Gefühl, aber ich habe den Eindruck, Berlin ist nicht so unser Pflaster. Trainiert Ihr genug? Weber: Wir sind eher so Talente. Wie Ansgar Brinkmann – nie ins Training gehen, aber sich doch immer schön ein Bier aufmachen. Brugger: Wir wissen, wir dürfen uns nicht übertrainieren. Es ist nicht gut für uns, wenn wir zu viel tun. „Ohne Proben nach oben“ – das ist unser Leitspruch. Was war die größte Chance, die Ihr versemmelt habt? Weber: Wir haben in den letzten Wochen viel zurückgeblickt und haben uns echt schwer getan rauszufinden, was wir besser nicht gemacht hätten. Wir haben nichts verpasst. Vielleicht hätte man in den Anfangsjahren bei den Backstage-Partys die eine oder andere Anwesende noch mehr von sich überzeugen können. Wie sieht es mit Pokalen aus? Musikpreise habt Ihr doch bekommen? Weber: Die sind eher so Beiwerk. Es ist schon toll zu gewinnen, und irgendwie ärgert man sich auch, wenn man es am Ende nicht schafft. Aber es ist auch kein Beinbruch, wenn andere honoriert werden. Die Aftershow-Party war für uns halt immer wichtig. Brugger: Es war schon super, die „1Live-Krone“ zu gewinnen. Je älter wir als Band werden, desto älter werden auch unsere Fans. Und das sind halt nicht unbedingt die, die großartig im Internet klicken. Mit der „1Live-Krone“ wäre es deshalb heute schwierig. Die einzige Chance wäre vielleicht in der Preiskategorie „Die beste Band mit drei Mitgliedern, die aus der Nähe von München kommen“. Weber: Wenn wir noch fünf Jahre durchhalten, kommen vielleicht langsam auch die Ehrenpreise. Brugger: So nach dem Motto: Auweia, immer noch da!? 2011 habt Ihr von „Identitätskrise“ gesprochen und Euch dann eine Auszeit genommen. Auch nach der letzten Tour gab es Trennungsgerüchte. Stehen die Sportfreunde Stiller vor dem Aus? Weber: Nein! Wir stellen die Band nicht nach jedem Album in Frage. Es muss nach jeder Phase der Kreativität eine Phase der Erholung geben. Wir wollen die Leute mit unserem Sound und Auftreten ja auch nicht zuballern. Brugger: Und wir wollen uns selber auch nicht zuballern. Wir verbringen in dieser Phase sehr viel Zeit auf sehr engem Raum miteinander. Es ist ja auch wichtig, die Hackfressen mal zwei oder drei Tage nicht zu sehen. Was waren die entscheidenden Stationen Eurer Karriere? Weber: Der Moment, in dem man sich zum ersten Mal im Musikfernsehen sieht, oder das erste Konzert in der Olympiahalle. Aber auch solche Momente, in denen du Leute triffst, die du sonst nie kennenlernen würdest: zum Beispiel Pelé oder Beckenbauer. Wie hat sich das angefühlt, als Euer Plattenlabel Euch für das Album „Burli“ Songtexter zur Seite stellen wollte? Weber: Das war ein total wichtiger Moment unserer Karriere. Wir überlegten: Hoppla, geht es der Plattenfirma nun um uns oder nur um einen Marktwert? Wir sind erst mal ans Meer gefahren. Da haben wir zu dritt intensiv darüber gesprochen und sind mit breiter Brust zurückgekommen. „Entweder Ihr nehmt uns so wie wir sind, oder das war’s dann halt“, haben wir zur Plattenfirma gesagt. Und das gilt bis heute. Was unterscheidet die Sportfreunde Stiller von heute von den frühen „Sportis“? Brugger: Wir klingen nicht mehr so schief. Wenn ich mir Aufnahmen von damals anhöre, das ist schon krass. Wir sind bessere Musiker geworden. Weber: Natürlich haben wir uns auch persönlich weiterentwickelt. Jeder hat jetzt eine Familie zu Hause. Damit ändern sich neben der Verantwortung auch die Themen, die man besingt. Brugger: In den letzten 20 Jahren haben wir eine Haltung entwickelt. Wir positionieren uns heute klar zu verschiedenen Themen. Früher ging es nur darum, unterwegs zu sein. Zurück zum Fußballjargon: Was passiert nach Abpfiff? Weber: Erstmal in die Eistonne, wie bei Klinsmann. Brugger: Ich halte es wie Klaus Augenthaler: mit Weizenbier und Zigarette ab unter die Dusche. Und dann den Hodensack baumeln lassen.

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