Grünstadt Auf der Suche nach der Jugend

Im Bogenschießen sieht Dieter Kilian Potenzial für die Zukunft des Schießsports.
Im Bogenschießen sieht Dieter Kilian Potenzial für die Zukunft des Schießsports.

«Ramsen.» Der Schießsport muss beim Werben um Nachwuchs immer wieder mit Vorurteilen kämpfen, sagt Dieter Kilian vom SV Ramsen. Für den Jugendtag des Sportschützenkreises Kaiserslautern-Donnersberg am heutigen Samstag rechnet der Verein deshalb gerade einmal mit rund zwei Dutzend Nachwuchssportlern.

Das Zauberwort heißt „aktiv.“ Denn auch wenn Dieter Kilian beim Durchforsten seiner Mitgliederlisten immer mal wieder auf Jugendliche stößt: Aktiv am Wettkampfsport des SV Ramsen nehmen offenbar nur die Wenigsten teil. „Die sind alle nur passiv“, brummt der Zweite Vorsitzende des Schützenvereins und sucht weiter. Er steckt zu diesem Zeitpunkt gerade mitten in den Vorbereitungen für den Kreisjugendtag des Sportschützenkreisen Kaiserslautern-Donnersberg, der heute beim SVR steigen wird. Und das bevorstehende Ereignis hat ihn unweigerlich wieder auf das altbekannte Problem gebracht: mangelnder Nachwuchs. „Wenn zum Jugendtag zwanzig bis dreißig Schützen kommen würden, wäre das schon toll“, verdeutlicht Kilian. Sein Wunsch wurde zwar erhört: Am Donnerstag hatten sich bereits 23 Jugendliche aus sieben Vereinen angemeldet. Dennoch: Nicht gerade viel für ein Gebiet mit rund 280.000 Einwohnern. Manche Jugendtage waren wegen geringer Resonanz auch schon abgesagt worden. Der Schießsport hat dieses Problem nicht exklusiv. Sportartenübergreifend beklagen Vereine und Verbände, dass es immer schwerer werde, junge Menschen zum langfristigen Einsatz für eine Sportart zu bewegen. Doch während die meisten Disziplinen mit denselben Ursachen konfrontiert sind – Ganztagsschulen, demografischer Wandel, vielfältigeres Freizeitangebot – haben die Schützen in Deutschland zusätzlich zu diesen noch ein Imageproblem. Man muss dabei noch nicht einmal die in den Medien oft zitierten Amokläufe an deutschen Schulen als Erklärung bemühen. „In der öffentlichen Wahrnehmung sind generell einfach Kinder mit einer Waffe in der Hand ein Problem“, sagt Kilian. Der 62-Jährige hält dagegen, dass Schützen ihre Pistolen und Gewehre eben nicht als Waffe, sondern als reines Sportgerät betrachten würden. Besorgten Müttern ist das oft nur schwer zu vermitteln. „Und natürlich gibt es auch bei uns schwarze Schafe – wie überall.“ Auch der Gesetzgeber sieht in Bezug auf den sportlichen Umgang von Kindern mit Waffen Regelungsbedarf und hat deshalb Altersbeschränkungen festgelegt. Frühestens ab zwölf Jahren dürfen sich junge Schützen an Luftdruckwaffen versuchen. Ab 14 Jahren ist der Wettkampf mit Kleinkaliberwaffen erlaubt. Für die Vereine wird so die Nachwuchssuche erschwert, glaubt Kilian. „In diesem Alter haben sich die meisten Kinder ja schon längst für andere Sportarten entschieden.“ Frei von solchen Vorgaben ist der Bogensport – nicht nur Kilian sieht deshalb in dieser Disziplin noch am meisten Potenzial. Auch der Deutsche Schützenbund hat das Bogenschießen in einem Strategiepapier von 2016 als Zukunftsmotor zur Mitgliedergewinnung identifiziert. Klar ist aber auch: Zum einen war der Schießsport im Jugendbereich schon immer eine Randsportart. Und zum anderen tun sich viele Vereine und Verbände schwer, das oftmals angestaubte Image durch ein dynamischeres und frischeres Bild zu ersetzen. Das zeigt sich dann in der Altersstruktur der Vereine. Nur etwa zwölf Prozent der 260 Mitglieder beim SV Ramsen sind aus dem Jugendbereich. „Die meisten, die zu uns kommen, sind schon über 30“, sagt Kilian. Er selbst ist dafür eigentlich das beste Beispiel. Auch der Eisenberger hat erst nach seiner Zeit als aktiver Handballer zu seinem aktuellen Sport gefunden. Warum sollten also Eltern ihre Kinder zum Schützenverein schicken? „Vielen ist gar nicht klar, wie sehr unser Sport Konzentration und Ausdauer fördert“, sagt Kilian. Dann erzählt er von einem Jungen aus dem Verein, der sich zuvor in der Schule nur schwer auf seine Aufgaben konzentrieren konnte. „Das Training hier hat ihm auch dabei geholfen, seine schulischen Leistungen zu verbessern.“

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