Grünstadt 13-Stunden-Fahrt für 90 Minuten

Inzwischen sind der Grünstadter Adrian Tabacki, der Sausenheimer Daniel Rumpf und ihre Freunde, die der deutschen Nationalmannschaft nach Brasilien gefolgt sind, gefragte Interviewpartner. Zur Vorbereitung auf das letzte Gruppenspiel Deutschland – USA hatten sie sich zu einem Tag voller Gesellschaftsspiele in das deutsche Fancamp zurückgezogen. Sie berichten:

„Wir wollten an unserem Taktik- und Teamverständnis arbeiten. Gestört wurden unsere Vorbereitungen durch zahlreiche TV- und Radio-Interviewwünsche, die wir alle gerne bedienten. Als neben unserem Tisch zwei andere Personen von der ARD interviewt wurden, erkannten wir die beiden Protagonisten erst nicht. Bei ihren Vorgängern, Wolfgang Niersbach und Harald Stenger, wäre das wohl anders gewesen. Zum Kennenlernen luden wir also kurzerhand den neuen DFB-Generalsekretär, Helmut Sandrock, und den Pressechef, Ralf Köttker, zu einer Runde Spiele ein. Nach wenigen Bieren waren wir auf Du und Du mit der DFB-Spitze, und Helmut und Ralf gaben uns einige interessante Einblicke in das Innenleben der deutschen Elf. Vor Abreise der DFB-Delegation aus dem Fancamp stellte uns Helmut noch Wolfgang Niersbach vor und fragte nach unserer Kontaktadresse mit dem Kommentar: „Wir planen bei Gewinn der Weltmeisterschaft ausgewählte Fans zur Mannschaftsfeier einzuladen!“ Na, dann hoffen wir mal, dass wir Kevin Großkreutz am 13. Juli zeigen können, wie man ohne Eskapaden feiern kann. Am nächsten Tag um 13 Uhr war Anstoß, das Stadion 50 Kilometer entfernt. Zum Glück hatten wir den richtigen Riecher und bestellten unser Taxi bereits für 8 Uhr. Wie sich herausstellte, hatte der Dauerregen dafür gesorgt, dass die Schlaglöcher in den Straßen sich in Krater verwandelt hatten und wo früher eine Seitenstraße war, plötzlich Wildwasserachterbahn herrschte. Der typische Brasilianer lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen, selbst Mopedfahrer gleiten ohne mit der Wimper zu zucken durch hüfttiefes Wasser. An der einen oder anderen Stelle entwickelte sich aber ein Verkehrschaos, das bei uns zu THW-Einsätzen geführt hätte. Gerade noch rechtzeitig für ein Vorbereitungsbier und den Verkauf der überschüssigen Tickets waren wir am Stadion und nahmen rechtzeitig zu den Hymnen unsere Plätze ein. Die Superstimmung im Stadion wurde lediglich getrübt von der FIFA, die es sich nicht nehmen ließ, mit Unterstützung der Militärpolizei in den deutschen Block einzurücken und die Fahnen und Banner abzuhängen. Das Stadion ist leicht außerhalb der Stadt, aber es wurde ja nicht nur in Stadien, sondern auch in Infrastruktur investiert. Mal eben mit der Metro reinfahren, dann werden wir schon etwas Passables finden. Drei Stunden später, nach Fahrten durch Elendsgebiete, war uns die Lust vergangen. An den Umsteigestationen standen Horden von Favellakindern, die sich über unsere Fanutensilien gefreut haben. Am Ende hatten wir für ein Spiel von 90 Minuten eine Reise von 13 Stunden durch den Monsun von Recife hinter uns gebracht, mit dem FCK hätte man zu guten Zeiten bis nach Lissabon und zurück reisen können. Unsere Haushälterin erwartet ein Berg Kochwäsche.“ (red)

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