Grünstadt Überraschend klares Ergebnis
Vor fünf Jahren war die Wahl des Ortsbürgermeisters in der Großgemeinde ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Stefan Muth (SPD) hatte nur drei Stimmen mehr als Helmut Wagner (FWG). Gestern ging der Amtsinhaber mit 782 Stimmen als klarer Sieger durch Ziel. Joachim Stefan Müsel (FWG) erhielt 574 Stimmen, 32 Wahlzettel waren ungültig.
„Egal, wie es ausgeht, ein Stefan M aus O wird Bürgermeister“, hatte Müsel noch vor der Auszählung der Stimmen mit einem Schmunzeln gesagt. Doch schon bald, als Colgenstein-Heidesheim als erster Stimmbezirk ausgezählt war, ahnte der Kandidat der FWG, dass der künftige Bürgermeister wohl nicht Müsel heißen würde: 210 Muth, 155 Müsel. Das gleiche Bild in Albsheim-Mühlheim: 233 Muth, 209 Müsel. „80 Stimmen Vorsprung, das machen wir nicht mehr wett“, kommentierte er. Und in Obrigheim, im Bürgerhaus, setzte Stefan Muth noch einen drauf: 339:210 Stimmen bescherten ihm einen satten Vorsprung von gut 200 Stimmen. Vor fünf Jahren hatte Wagner, wenn auch knapp, in zwei Stimmbezirken vorn gelegen. „200 Stimmen sind eine deutliche Sprache“, sagte Müsel, als das Ergebnis feststand. Er vermutete, dass ihm etliche Wähler den Wechsel von der SPD zur FWG nicht verziehen haben oder nicht nachvollziehen konnten. Aus dem Ergebnis der Ortsbürgermeisterwahl lasse sich aber nicht unbedingt ein Trend für die Zusammensetzung des Gemeinderats ablesen, glaubt Müsel. Im „alten“ Rat lagen SPD und FWG mit je neun Sitzen gleichauf. Dass deshalb der eine oder andere in Obrigheim eine „unruhige Nacht“ verbracht haben wird, ehe heute die Stimmzettel für den Ortsgemeinderat ausgezählt werden, das vermutete auch der SPD-Vorsitzende Siegfried Sell-Sommerrock. Er sei „einfach nur froh, dass Obrigheim für fünf weitere Jahre einen ehrlichen und kompetenten Bürgermeister“ habe. „200 Stimmen sind schon ein großer Vorsprung“, sagte VG-Bürgermeister Reinhold Niederhöfer (SPD). Auch der FWG-Vorsitzende Christian Gönnheimer gratulierte Muth. An was die Niederlage gelegen habe, könne er noch nicht sagen. Christa Odermatt, CDU-Vorsitzende, hielt sich bedeckt. Muth habe seine Sache gut gemacht, für Müsel hätte sie aber ein paar Stimmen mehr erwartet. „Ich hatte ein engeres Ergebnis erwartet.“ „Ich freue mich, dass ich weitermachen kann“, meinte Stefan Muth gestern Abend im Bürgerhaus, noch etwas angespannt, aber erleichtert. Noch eine halbe Stunde vor Wahlschluss schien er gelassen: „Wie’s kommt, so kommt es.“ Hinter sich hatte er da schon eine angenehme Amtshandlung. Gegen 12.30 Uhr war Stefan Muth zusammen mit seinem Parteikollegen, Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer, in der Pro Seniore Residenz Rosengarten und gratulierte Hermann Noll zu seinem 102. Geburtstag. Mit dem Geburtstagskind stießen sie auf der Terrasse mit einem Gläschen Sekt an. Der noch geistig rege Senior hatte die Briefwahl genutzt, wegen der vielen Zettel unterstützt von seinem in Obrigheim wohnenden Sohn. Obwohl im Vorfeld viel von einem „umständlichen Ausfüllen der Formulare“ die Rede war, hätten relativ wenige Wähler nach Hilfe beim Einsortieren der Stimmzettel in die Umschläge gefragt, hieß es aus den drei Wahllokalen. War das mit den vielen Kreuzchen doch besser zu bewältigen als gedacht, machte etlichen Wahlhelfern und Urnengängern die Farbe der Wahlzettel von Kommunal- und Europawahl zu schaffen; beide Blätter hatten in etwa den gleichen weiß-gräulichen Farbton. (gsp/ks)