Grünstadt Über Felsen und Kanalrohre

Marco Armbrust muss Hinter- und Vorderrad zentimetergenau manövrieren, um die Hindernisse in den Sektionen zu bewältigen.
Marco Armbrust muss Hinter- und Vorderrad zentimetergenau manövrieren, um die Hindernisse in den Sektionen zu bewältigen.

«GEROLSHEIM/Kerzenheim.» Trial-Fahrer Marco Armbrust vom AMC Kerzenheim hat es geschafft: Er gewann in dieser Saison zum zweiten Mal nach 2015 die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft (wir berichteten). Im vergangenen Jahr war er Vizemeister. Der 21-jährige Elektrotechnik-Student aus Gerolsheim zählt zu den besten Fahrern in Deutschland.

Das Sportjahr hat für Marco Armbrust schon gut angefangen. Vor der Saison holte er sich in einem Trainingslager im Saarland Tipps vom amtierenden Trial-Vizeweltmeister und sechsmaligen Weltmeister Adam Raga aus Spanien. „Er war total nett und unkompliziert und hat uns viel von seiner Fahrtechnik vermittelt“, sagt Armbrust. Denn anders als auf der Rundstrecke oder im Motocross geht es im Trial-Sport nicht um Geschwindigkeit. Im Vordergrund steht die Motorradbeherrschung in den Sektionen genannten Wertungsprüfungen. Die Zeit spielt dagegen eine untergeordnete Rolle – solange man unter einer Minute und 30 Sekunden bleibt. „Wir fahren meist sehr langsam, manövrieren zentimetergenau mit Vorder- und Hinterrad“, erklärt Armbrust, der selbst eine Beta Evo mit 300 Kubikzentimetern Hubraum fährt. „Der Gasgriff wird sehr beherrscht eingesetzt, um das Vorderrad mit einem gezielten Gasstoß über das Hindernis zu fahren.“ Und das kann nicht nur ein Baumstamm oder Felsen, sondern auch schon mal ein aufrecht stehendes Kanalrohr sein. Punktrichter beobachten dabei jede Bewegung von Fahrer und Maschine. Schon das Aufsetzen eines Fußes wird mit einem Fehlerpunkt bestraft. Das Training mit dem spanischen Champion sei die Krönung seiner Vorbereitung gewesen und habe für einen besonderen Motivationsschub gesorgt, erzählt Armbrust. Im Frühjahr ging es dann in der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft mit einem zweiten Platz auf der heimischen Anlage in Kerzenheim auch gleich gut los für den Gerolsheimer. Im Laufe der Saison kamen vier weitere zweite Plätze hinzu, schlechter schnitt er bei keinem Lauf ab. In Werl, Winningen und Idstein stand er ganz oben auf dem Treppchen. Mit dem Endergebnis von 50,20 Punkten ließ der 21-Jährige in der höchsten rheinland-pfälzischen Klasse (Experten) seinen Vereinskollegen Max Reeb (40,20) auf dem zweiten Gesamtplatz hinter sich. „Es war eine gute Saison für mich, auch wenn ich nicht alles erreicht habe“, sagt Armbrust. Mit dieser Einschränkung meint er seinen siebten Platz in der deutschen Meisterschaft. Gerne wäre er dort in die Top fünf gefahren. Sein bestes Ergebnis auf nationaler Bühne war der dritte Platz im letzten Lauf in Wüsten. „Da habe ich aufgeatmet, weil ich die Saison noch gut beendet habe“, erklärt Armbrust. Vierter in Frammersbach, Fünfter in Osnabrück und Sechster in Schwemlitz – auch das kann sich sehen lassen. Ganz zufrieden ist Armbrust dennoch nicht: „Ich war nicht konstant genug. Alles, was in Rheinland-Pfalz sehr gut war, hat in der Deutschen Meisterschaft nicht hundertprozentig geklappt.“ So war der Student einige Male weiter hinten im Tableau zu finden. Der Tiefpunkt sei der zwölfte Platz am zweiten Tag in Osnabrück gewesen. „Da war ich ziemlich geknickt, weil ich gemerkt habe, dass es besser gehen könnte.“ Die Meisterschaft sei in diesem Jahr aber auch sehr umkämpft gewesen, berichtet Armbrust. „Es war grundsätzlich eng. Entscheidend war dann oft die Tagesform oder wer besser mit den Bodenverhältnissen zurechtkam.“ Die deutsche Meisterschaft in Armbrusts Klasse gewann Philipp Mackroth aus Langenfeld. Seine Ziele – konstantere Ergebnisse und ein Platz im Endklassement unter den ersten Fünf – nimmt Marco Armbrust nun mit ins nächste Jahr. 2019 oder 2020 will er auch in der höchsten deutschen Trial-Klasse starten, die in diesem Jahr Franz Kadlec (Reichersbeuern) gewann. Auch auf internationaler Bühne will sich Armbrust 2018 beweisen. Ihn reizt eine Teilnahme am dreitägigen Trial im italienischen Bormio. „In Italien ist unser Sport viel populärer als in Deutschland“, sagt Armbrust. Hierzulande sei Trial weit weniger bekannt. Hohe Preisgelder gibt es nicht. Weil in Deutschland niemand vom Trial-Sport leben kann, ist auch er auf Sponsoren angewiesen. Für die nächste Saison sucht er noch weitere Unterstützer. Das Nischendasein stört Armbrust, der seit seinem siebten Lebensjahr Trial fährt, aber nicht: „Es ist ein toller Sport, der körperliche Fitness mit technischem Verständnis verbindet.“

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