Grünstadt Ältere Mitbürger zeigen wenig Interesse

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung machen sich die Verantwortlichen der Carlsberger Gemeinde und des Seniorenbeirats Gedanken darüber, wie sie ihr Dorf attraktiv für ältere Menschen gestalten können. Im Herbst wurden mit dem Amtsblatt Fragebögen dazu an alle 1600 Haushalte mit rund 3500 Einwohnern verteilt. Der Rücklauf war ernüchternd, und die Interessenvertretung der Generation 60 plus stellt bis auf Weiteres ihre Aktivitäten ein.

1040 Männer und Frauen jenseits des 60. Geburtstags hätten sich dazu äußern können, wie sie sich ein „altersfreundliches Carlsberg-Hertlingshausen“ vorstellen, gerade einmal 100 haben sich auf 90 Fragebögen zu Wort gemeldet. Geantwortet haben zudem nicht nur Bürger aus der Zielgruppe, es waren unter anderem 32- und 53-Jährige dabei. „Das muss man als Desinteresse werten“, sagt der enttäuschte Beigeordnete Valentin Hoffmann, zu dessen Geschäftsbereichen die Senioren gehören. Zu beobachten sei ein immer geringerer Zuspruch bei den Veranstaltungen, die für die ältere Bevölkerung organisiert werden. Die Vorsitzende des Seniorenbeirates, Roswitha Mayer-Karl, zählt die im Monatsabstand laufenden Aktionen auf: Kino-Café, Singen, Grillen, Basteln, Zaubervorführungen, Ausflug, Weihnachtsfeier und Vorträge. „Als wir die Polizei zum Thema ,Sicherheit im Straßenverkehr′, einschließlich Rollatortraining eingeladen hatten, kam genau eine Frau, und die war aus Altleiningen“, erzählt sie. „Das Angebot hier im Ort ist breit und gut, aber die Resonanz nimmt stetig ab – trotz aller Mühe und Fahrdienst“, bestätigt Gemeindechef Werner Majunke. Und vieles werde nicht wahrgenommen, obwohl in den kostenlos verteilten Blättchen und in der RHEINPFALZ darauf hingewiesen werde. 37 Befragte gaben an, die Veranstaltungen nicht zu kennen. So hätten sich einige Leute beispielsweise Seniorenturnen gewünscht, berichtet Mayer-Karl frustriert. „Seit Jahrzehnten gibt es Gymnastik- und Turngruppen für Ältere, beim TuS und beim TSV“, betont sie und kündigt an, dass der vor acht Jahren gegründete und inzwischen auf vier Mitglieder geschrumpfte Seniorenbeirat die Konsequenz zieht: „Wir haben unser Programm auf Eis gelegt.“ „Wir sollten die Seniorenarbeit überdenken“, bekräftigt Majunke. Genau überdacht wurden die Ergebnisse der Umfrage im Sozialausschuss. Zu beurteilen waren laut Hoffmann die Bedeutung, die Umsetzbarkeit und die Finanzierbarkeit. Bei etlichen Kritikpunkten müssten sich die Befragten an die eigene Nase fassen, weist Mayer-Karl auf Beschwerden wegen zugeparkter Gehwege und nicht gefegter Straßen hin. Kein Thema sei der öffentliche Nahverkehr, hat der Ortschef überrascht festgestellt. „Da diskutieren wir seit Jahren über eine zusätzliche Bushaltestelle am Kerweplatz, doch der ÖPNV wird kaum genutzt“, sagt er. Die Hälfte der Befragten machte dazu entweder keine Angaben oder erklärte, den Bus noch nie genutzt zu haben. Zudem zeigten sich 17 Carlsberger „zufrieden“ mit dem Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Gros geht zu Fuß, fährt Auto oder wird mitgenommen. „Auch für Hilfe beim Einkaufen besteht kaum Bedarf“, erläutert Majunke. Nur sechs Bürger nehmen angebotene Einkaufsfahrten nach Grünstadt oder Eisenberg in Anspruch. (abf)

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