Grünstadt Zurückgelassenes sichtbar machen

Stellen zum ersten Mal gemeinsam aus: Die Künstler Ulrich Koglin (links) aus Kleinkarlbach und Einald Sandreuther aus Mühlheim i
Stellen zum ersten Mal gemeinsam aus: Die Künstler Ulrich Koglin (links) aus Kleinkarlbach und Einald Sandreuther aus Mühlheim im Atelier von Hui-Ling Yang in Grünstadt.

„Wir wollen Gefundenes und Zurückgelassenes sichtbar machen.“ So fasst Ulrich Koglin, Bildhauer aus Kleinkarlbach, die Intention der Ausstellung „Unbeachtetes geachtet“ im Grünstadter Atelier von Hui-Ling Yang zusammen, die er mit Einald Sandreuther aus Mühlheim veranstaltet. Gezeigt werden mehr als 40 interessante, mitunter skurrile und auch dekorative Exponate beider Künstler. Am morgigen Samstag ist Vernissage.

Die zwei Männer haben sich im Kik-Leerstand kennengelernt, wo Koglin mit anderen Kulturschaffenden ausgestellt hat und Sandreuther als Besucher kam. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir einen ähnlichen Denkansatz haben“, erläutert Koglin. Sie adeln Dinge, die in der Regel links liegen gelassen werden. Er zeigt ein Schwemmholz, das – richtig drapiert – aussieht wie ein Vogel mit einem langen Schnabel. Gartenwerkzeug wie Spaten und Harke erhebt der 70-Jährige zu Skulpturen, aus Brennholz schnitzt er eine Statue, ein schweres Stück Eisen mit einer ungewöhnlichen Form hat er auf der Schmalseite knallrot angemalt und das Objekt dann auf einen Holzstamm montiert. „Manchmal sind das ganz spontane Eingebungen“, erzählt der aus Schwäbisch-Hall stammende Erzieher, der sich seit 1989 der Bildhauerei widmet. Dabei arbeitet er unter anderem mit Ytong, Speckstein, Pappmaché und Gips. Sein größtes Exponat, das er in Grünstadt präsentiert, ist ein meterhoher verwitterter Balken aus einer Scheune, um den er eine dicke, rosa lackierte Kette vom Schrottplatz gewickelt hat. „Es ist ein Symbol für Unfreiheit. Was hier gefesselt sein soll, überlasse ich dem Betrachter“, so Koglin, der auch ansprechende Reliefs aus Holzstückchen gemacht hat, aus einem mit einer Axt gespaltenen Stein blutrote Farbe rinnen lässt und einen Dschingis-Khan-Stuhl konstruiert hat. Die Werke des gebürtigen Mannheimers Sandreuther sind stets mit lösbaren Verbindungen zusammengefügt, also nicht geklebt oder geschweißt, sondern genagelt, geschraubt oder einfach gesteckt. „Ich mache aber keine Kunst, sondern kreativen Nonsens“, betont der 84-Jährige und blättert in einem Fotoalbum. Auf einer Aufnahme ist eine überdimensionale rote Tulpe zu sehen, die in seinem Garten in Mühlheim steht. „So habe ich einer ausgedienten Betonmischmaschine einen neuen Inhalt gegeben“, erklärt er. Witzig: ein Freischwinger mit einer Mistgabel auf der Sitzfläche und einer Säge in der Lehne. Er versichert: „Darauf kann man sich gefahrlos setzen.“ Wenn nach dem Aufbau der Ausstellung noch Platz ist, wird er den Stuhl wohl auch zeigen. Schon an Ort und Stelle sind unter anderem eine Ein-Ton-Orgel mit nur einer Pfeife, monochrome Reliefs in Grund- und Nichtfarben sowie ein Bild mit einer Rose aus Dachpappe auf einer Leinwand, die Sandreuther selbst gemacht hat: Der Rahmen ist aus Böcken alter Zeichentische gefertigt, über den er Jute von Kartoffelsäcken gespannt hat, die noch von seinem Großvater stammen, der Landwirt war. „Ich bin ein absoluter Gegner von Wohlstandsmüll“, sagt der Architekt, der mit 68 Jahren noch anfing, Saxofon zu spielen. Mit 57 Jahren kam Guido Paliot zu diesem Blasinstrument. Der Saarländer, der 1980 nach Grünstadt zog und von 1985 bis 1995 an der Käthe-Kollwitz-Schule unterrichtete, wird die Vernissage musikalisch untermalen. Der heute 67-Jährige, der unter anderem in der Blue-Light-Bigband des Polizeipräsidiums Ludwigshafen aktiv ist, kündigt für Samstag Blues-, Swing- und Latinstücke an. ÖFFNUNGSZEITEN Dienstags bis freitags, 14 bis 18 Uhr, samstags, 10 bis 15 Uhr. Vernissage ist am Samstag, 21. Juli, 11 Uhr. Die Ausstellung läuft bis Freitag, 31. August. Die nächsten Workshops im Atelier von Hui-Ling Yang sind am Samstag, 11. August, 14 bis 18 Uhr (Speckstein, 40 Euro zuzüglich Material) und am Wochenende, 25. und 26. August, jeweils 14 bis 18 Uhr (Ton, 85 Euro plus Material); Anmeldung: Telefon 0157/70350989.

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