Grünstadt Zur Sache: Was Grünstadt mit dem Klärschlamm macht

Der Klärschlammreformer in Grünstadt.
Der Klärschlammreformer in Grünstadt.

Der Klärschlamm, der in der Grünstadter Kläranlage anfällt, wird zunächst gepresst und dann in einer Solaranlage getrocknet, sodass er danach statt 75 nur noch 25 Prozent Wassergehalt hat. Dadurch verringert sich das Gewicht um Zweidrittel auf 500 Tonnen. Im Klärschlamm-Reformer verglimmt der Schlamm, der einen Brennwert wie Braunkohle hat. Die Wärme, die dabei erzeugt wird – die Anlage hat eine Wärmeleistung bis zu 300 Kilowatt –, wird der Solartrocknung zugeführt. Das Endprodukt dieses Prozesses ist ein mineralisches Substrat mit einem Phosphatgehalt von 15 Prozent, das als Dünger verkauft werden soll und frei von organischen Schadstoffen sei. Mit der Kombination aus Solartrocknung und Reformation werden aus ursprünglich 1600 Tonnen, die pro Jahr in der Grünstadter Kläranlage anfallen, nur noch 250 Tonnen Substrat, das als Dünger eingesetzt werden kann. „Wir wissen noch nicht, welche Kapazitäten wir aufnehmen können. Deshalb können wir der Verbandsgemeinde Leiningerland zum jetzigen Zeitpunkt kein Angebot machen“, bestätigte Steffen Albert, der technische Leiter des Entsorgungs- und Servicebetriebs Grünstadt, die Aussage des Werke-Leiters der Verbandsgemeinde, Norman Geisler, im Verbandsgemeinderat. Allerdings stehe die Monoverbrennungsanlage in Mainz auch noch nicht, wo die Kommunale Klärschlammverwertung (KKR) einen Teil des Klärschlamms aus der VG Leiningerland verbrennen lassen will. Albert sieht das Konstrukt KKR generell skeptisch: „Ich bin kein Freund davon.“ Auch deswegen, weil die KKR seines Wissens einen Einheitspreis verlange, unabhängig davon, wie belastet der Klärschlamm jeweils sei. Allerdings habe er auch Verständnis für die Verbandsgemeindewerke, die in Zugzwang seien. Wenn die Grünstadter im Moment auch keinen „fremden“ Klärschlamm im Reformer verarbeiten können: Es hätte die Möglichkeit bestanden, den nassen Klärschlamm aus dem Leiningerland zur Kläranlage zu liefern. Dort hätte er im Faulturm zur Gasgewinnung für das Blockheizkraftwerk genutzt und anschließend in der Solaranlage getrocknet werden können. „Solche Versuche mit Nassschlamm aus der VG hatten wir schon, das lief gut“, so Albert. Am 30. Juni soll die Endabnahme des Klärschlamm-Reformers erfolgen. Steffen Albert ist optimistisch: „Die Anlage läuft im Moment gut, die Werte sind super, die Automatisierung klappt. So positiv gestimmt wie jetzt waren wir noch nie.“ Phosphor wertvoller Rohstoff Phosphor ist ein Mineral, das für Menschen, Tiere und Pflanzen unersetzlich ist – ohne Phosphor kein Leben. In Düngemitteln kann er durch keinen anderen Stoff ersetzt werden. Phosphor ist aber ein knapper Rohstoff, dessen Vorkommen begrenzt sind. Klärschlamm dagegen gibt es massenhaft, und er enthält Phosphor. Bisher wird aber der meiste Schlamm verbrannt – mitsamt dem wertvollen Material, das damit unwiederbringlich verloren ist. Das soll sich mit der neuen Klärschlammverordnung ändern. Weil die Technik dafür aber noch in den Anfängen steckt, haben die Klärwerkebetreiber dafür je nach Größe der Anlagen noch zwischen zwölf und 15 Jahre Zeit.

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