Grünstadt Zufrieden sein ist das Rezept

Barbara Jutzi
Barbara Jutzi

Auf ein volles Jahrhundert „gutes Leben“ kann Barbara Jutzi, geborene Schäffer, zurückblicken. Dabei habe ihr ein Arzt vor 46 Jahren gesagt, dass sie „ein altes Herz“ habe. Doch es funktioniert weiterhin tadellos – immer noch ohne Medikamente. So kann die gebürtige Bodenheimerin, die 1972 nach Altleiningen zog, heute ihren 100. Geburtstag feiern, zu dem Kreisbeigeordneter Sven Hoffmann (CDU) auch die Grüße der Ministerpräsidentin überbringen wird.

„Ich habe eine schöne Jugend verbracht“, blickt die Jubilarin zurück. Im Ersten Weltkrieg sei rund um ihren Heimatort nicht so viel kaputt gegangen. „Wir hatten immer genug zu essen“, erzählt die Tochter eines Huf- und Wagenschmieds, die noch einen jüngeren Bruder hatte. Die Bauern hätten die Reparatur ihrer Fahrzeuge und das Beschlagen ihrer Pferde gern mit Naturalien bezahlt. Ein großes Ereignis sei es gewesen, als Ende der Zwanzigerjahre der Sohn eines Schreiners das erste Auto im damals 3300 Einwohner zählenden Bodenheim hatte. Nach acht Jahren Volksschule und zwei Jahren städtische Schule in Mainz hat Jutzi in der chemischen Fabrik Böhringer in Ingelheim gearbeitet. An Ostern 1934 lernte sie bei einer Tanzveranstaltung bei Trautmann (heute: Gasthaus Zur Krone) in Altleiningen, woher ihr Vater stammte, ihren künftigen Mann Friedrich kennen. „Er hatte bei Gensheimer Werkzeugmacher gelernt und sich ein Leichtkraftrad selbst gebaut“, erinnert sich die Jubilarin. An Silvester 1939 wurde in Bodenheim geheiratet, wo Barbara Jutzi noch bei den Eltern wohnte. 1942 kam Tochter Ingeborg zur Welt, 1946 Ursula. Da ihr Gatte bei der Bahn arbeitete – zuletzt war er Lokbetriebsinspektor – durfte er früh aus dem Krieg zurückkehren. Die Familie wohnte in Kirrweiler bei Neustadt und in Albsheim bei Grünstadt. „Dort hielten wir Geflügel und Hasen. Von der Zuckerfabrik gab es Säcke, aus denen ich Kleidung nähte“, so Jutzi. Tochter Ingeborg Grimm sagt, ihre Mutter habe stets etwas Tolles daraus gemacht. Schließlich zog man ins Haus der Großeltern nach Altleiningen. „Das hatten wir so lange umgebaut, bis es ein Neubau war“, sagt Jutzi schmunzelnd. Mit den Freikarten der Bahn, die ihr Mann erhielt, ging es oft auf Reisen. Seit 1988 ist Barbara Jutzi Witwe. „Mit 95 war Oma noch mit uns in den Alpen“, erzählt Enkel Frank Grimm. „Da ist sie uns ohne unser Wissen auf einer Schneeraupe hoch auf den Berg gefolgt.“ Bis vor fünf Jahren ist Jutzi auch noch regelmäßig ins Burgbad schwimmen gegangen. „Jetzt stricke ich Socken und häkele Spitzen“, berichtet sie. Ihre Mutter sei super im Kopfrechnen, sagt Ingeborg Grimm bewundernd. Und ihr Apfelstrudel sei klasse. Jutzi war viele Jahrzehnte bei den Landfrauen aktiv, auch im Vorstand. Seit 1972 ist sie im TuS Altleiningen. „Ich war dort eine der ersten Turnerfrauen“, so die Jubilarin, die noch in weiteren Vereinen Mitglied war und ist. Nach wie vor kocht sie ihr Mittagessen selbst und verwöhnt damit Urenkel Lukas, wenn er aus der Schule kommt. Ihr Rezept für ein langes Leben: „Zufrieden sein.“

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