Grünstadt Zeit für schöne Bilder

Werkschau: Burkhard Braunbehrens mit den Großen der Welt, wie er sie sieht.
Werkschau: Burkhard Braunbehrens mit den Großen der Welt, wie er sie sieht.

Wer sich am kommenden Wochenende aufmacht zur Werkschau des Malers und Grafikers Burkhard Braunbehrens in die Ebertsheimer Papierfabrik, der bringe genug Zeit mit: Denn die Räume und Hallen, die hier bespielt werden, sind größer als manches Museum, und manches Wunderschöne lässt sich in ebenso improvisierter wie reizvoller Umgebung entdecken. Es lohnt wirklich. Die RHEINPFALZ hat bereits am zurückliegenden Wochenende vorbeigeschaut.

Mitte der 1980er Jahre kam Braunbehrens mit dem Soziologen Wolf Schluchter nach Ebertsheim, um die überflüssig gewordene Papierfabrik Eduard Mann in einen innovativen, ökologisch-alternativen Lebensraum zu verwandeln. Manches von dem, was er jetzt zeigt, brachte er damals schon mit, vor allem aus der politisch-zeitgeschichtlichen Abteilung, das meiste aber ist seither in Ebertsheim entstanden. In der Hauptsache handelt es sich dabei um großformatige Acrylgemälde, die in freier, gestischer Bewegung, in raschen, großzügigen und treffsicheren Pinselstrichen menschliche Gestalten in Bewegung nachzeichnen und den Körper dabei bisweilen zu geradezu kubistischen Gebilden abstrahieren. Oft paraphrasiert Braunbehrens dabei berühmte Werke der Kunstgeschichte, Gemälde des Manierismus oder des Barock, und vor allem immer wieder Szenen aus dem in Berlin aufbewahrten hellenistischen Relieffries des Gigantensturzes vom Pergamon-Altar. Es ist kein Zufall, dass man vor manchen Gemälde nicht weiß, ob tanzende oder kämpfende Gestalten zu sehen sind. Die frühesten Arbeiten, in einem Raum konzentriert, sind anderer Art. Sie befassen sich mit Gestalten der Politik und Zeitgeschichte. Braunbehrens interessierten da die öffentlichen Inszenierungen von Macht in Ost wie in West. Fotografien der Bundesregierung, des Zentralkomitees der KPdSU, diverser Versammlungen kirchlicher Würdenträger, wie er sie in der Presse vorfand, paraphrasierte er zeichnerisch und deformierte dabei die Gestalten auf charakteristische Weise, um die Hohlheit derartiger Arrangements aufzudecken. Spätere Nachkommen sind die großen Acrylportraits auf unserem Foto. Ein Kanister Bitumen, der verbraucht werden musste, führte Braunbehrens Ende der 1980er Jahre zur freien, rasch hingesetzten abstrahierenden Zeichnung auf Papier, die, wenn sie gelang, in faszinierender Weise Bewegung abzubilden wusste. Bald war ihm das zu eintönig, er wollte Farbe, kam zum großformatigen Aquarell, das immer wesentliche Teile des Grundes frei ließ. Der nächste Schritt war großformatige Acrylmalerei auf Leinwand. Einer ihre Höhepunkte ist gewiss der sechs Meter hohe, aus einzelnen Tafeln zusammengesetzte „Höllensturz“ nach Peter Paul Rubens – eine hinreißende Bild-Sinfonie aus Form und leuchtender Farbe, die jetzt im Maschinenhaus in Gesellschaft altertümlicher Technik zu erkunden ist. Auch die Bruchsteinhalle, in der manchmal Konzerte sind, und der würfelförmige Kubus ergeben vorzügliche Ausstellungsräume, in denen man verweilen möchte. Zwischendrin ist manches andere zu entdecken: Satirische Skulpturen, Blumenbilder („Schon immer ein Hobby von mir!“) und da und dort ein Landschaftsaquarell, das die charakteristischen Hügel rund um Ebertsheim ansprechend abbildet. Gewiss wird man über all das im Gespräch mit Burkhard Braunbehrens einiges erfahren können. Termin —Noch einmal im Rahmen der „Offenen Ateliers“ am kommenden Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr. Eingang von der Eduard-Mann-Straße aus

x