Grünstadt Wir müssen es nur wahrnehmen

In diesen Wochen des Advents und so kurz vor Weihnachtsfest und Jahreswechsel werden uns wieder viele gute Wünsche erreichen. Unter der üblichen Post im Briefkasten werden Weihnachtsbriefe und Karten von Freunden und Bekannten zu finden sein. Ein Freund schrieb mir dieser Tage einen Weihnachtsgruß mit einem Gedanken von Dietrich Bonhoeffer. „Es wird Weihnachten, ob mit uns oder ohne uns, das liegt bei jedem Einzelnen von uns. Advent schafft Menschen, neue Menschen. Neue Menschen sollten wir im Advent werden. Sehet auf, ihr, deren Blick unverwandt auf diese Erde gerichtet ist, die gebannt sind von den kleinen Geschehnissen und Veränderungen auf der Oberfläche dieser Erde, sehet auf, die ihr euch vom Himmel enttäuscht abgewendet habt, zu diesen Worten, sehet auf, ihr, deren Augen von Tränen schwer sind und dem nachweinen, das die Erde uns gnadenlos entrissen hat, sehet auf, eure Erlösung naht. Es geschieht noch etwas anderes, als ihr täglich seht, nehmt es nur wahr, seid auf der Wacht, wartet nur noch einen kurzen Augenblick, wartet und es wird etwas ganz Neues über euch hereinbrechen. Gott wird kommen.“ Wenn unser Blick allzu sehr auf den Boden gerichtet ist. Wenn es uns nicht gelingen will, unseren Kopf über das hinweg zu erheben, was uns täglich niederdrückt an Erfahrungen und an belastenden Momenten. Wenn wir uns verrannt haben in Haltungen und Meinungen, die uns und anderen schaden und die Kluft zwischen Menschen immer größer zu werden droht. Wenn wir nur unsere eigene Wahrheit gelten lassen wollen über das, was andere Menschen betrifft, das Leben und die Lage dieser Welt. Dann sehet auf. Ändert eure Blickrichtung. Nehmt eine andere Perspektive ein. Nehmt die Zeichen wahr, die vom Leben erzählen, von Erfüllung und Glück, von Freude und Hoffnung, von Erlösung und Heil, vom Miteinander und von Gott. Der Advent lädt uns ein, aufzusehen. Auf Gott, der seine Wunder an uns geschehen lassen möchte. Der mit unserer Hilfe ein Ende all dem bereiten will, was unsere Erde immer mehr zerstört, Mensch und Natur ausbeutet und vernichtet und so vielen unter uns so sehr zu schaffen macht; sie an dieser Welt und auch an Gott in die Irre gehen lassen will. Dietrich Bonhoeffer hat Recht: In unserer Welt geschieht noch etwas anderes, als wir täglich sehen: Gott sucht unaufhaltsam einen Weg zu uns Menschen. Er will unser Herz berühren, damit Neues für jeden von uns hereinbrechen kann. „Es wird Weihnachten, ob mit uns oder ohne uns, das liegt bei jedem Einzelnen.“ Ich freue mich und bin dankbar dafür, dass Gott sich nicht davon abhalten lässt, sich immer wieder einen Weg zu uns zu bahnen und sich unter uns Menschen zu mischen. Weihnachten erzählt davon, wie er uns nahegekommen ist und nahekommen will, in seinem Sohn Jesus Christus. Alles hinge davon ab, zu ihm aufzusehen, weil der Blick auf ihn Neues in unserem Leben entstehen lässt. „Sehet auf!“ Der Autor —Pfarrer Thomas Diener, Pfarrei Hl. Theresia vom Kinde Jesus, Bad Dürkheim.

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