Grünstadt Wattenheim: Heimat für Kinder

Walter und Gabriele Schott haben zwei Pflegekinder bei sich aufgenommen: Heute sind die beiden Jungen, die als Babys in die Fami
Walter und Gabriele Schott haben zwei Pflegekinder bei sich aufgenommen: Heute sind die beiden Jungen, die als Babys in die Familie kamen, fester Teil der Familie.

Seit zehn Jahren geben Gabriele und Walter Schott Pflegekindern ein Zuhause. Die Familie ist damit eine von 43 Pflegefamilien im Leiningerland, die Kindern Geborgenheit und Perspektiven schenken.

Es war eher eine kuriose Episode, die Gabriele Schott zur Pflegemutter werden ließ. Eine Urlaubsbekannte erzählte der Wattenheimerin kurz nach einem gemeinsamen Urlaub in Spanien am Telefon, dass sie ein Baby habe. Gabriele Schott wunderte sich: „Denn im Urlaub hatte man noch gar keinen Babybauch gesehen.“ Wie sich herausstellte, hatte die Bekannte ein Pflegekind aufgenommen. Schott informierte sich danach über die Bedingungen, die gestellt werden, wenn man sich für ein Pflegekind entscheidet, und kontaktierte das Jugendamt. Eine besondere Qualifikation sei nicht notwendig gewesen, sagt sie. Ein Vorteil sei allerdings gewesen, dass sie bereits eigene Kinder hatte. „Wir führten viele Gespräche, und das Jugendamt wollte schließlich auch meine Familie kennenlernen, um auszuloten, wie unsere vier Mädels auf ein Pflegekind reagieren würden“, erzählt die gelernte Einzelhandelskauffrau, die seit 32 Jahren die RHEINPFALZ in Wattenheim austrägt. Als alles geklärt war, ging es sehr schnell. „Das Jugendamt rief an und suchte dringend einen Platz für ein Baby – wir sagten direkt zu.“ Der kleine Junge, der in die Familie kam, war damals drei Monate alt. „Wir nahmen ihn zunächst als Bereitschafts-Pflegekind auf, und erst nach vier Monaten wurde entschieden, dass er dauerhaft bei uns bleiben darf“, erinnert sich Schott (59). Sie, die Kinder und ihr Mann waren froh, hatten sie den kleinen Jungen doch sofort in ihr Herz geschlossen. Zwei Jahre später kam ein zweites Pflegekind hinzu. „Der Altersunterschied der beiden Jungs beträgt nur eineinhalb Jahre, sie verstehen sich prächtig und sind beide aus unserer Familie nicht mehr wegzudenken“, sagt Schott und ergänzt: „Ich finde, je kleiner die Kinder sind, umso einfacher ist die Integration.“ Häufig – auch unbewusst – seien bei den Kindern Situationen abgespeichert, die sie verunsichern. Deshalb sei es wichtig, dass die Kinder Vertrauen aufbauen können, sagt Schott, die im Laufe der Jahre viele Seminare besucht hat, die häufige Probleme von Pflegekindern wie beispielsweise Trennungsängste thematisieren. Für die Kontakte der Kinder zu ihren leiblichen Eltern werde gemeinsam mit allen Beteiligten die beste Form angestrebt, sagt Schott. In einigen Fällen werde das Umgangsrecht aber auch über das Gericht geregelt. „Eines unserer Pflegekinder hat deshalb keinen Kontakt zu seinen Eltern, bei dem anderen Kind finden alle sechs Wochen betreute Besuche an einem neutralen Ort statt“, erklärt Schott. Außerdem komme einmal monatlich der Vormund vom Jugendamt vorbei und schaue nach dem Rechten. „Innerhalb der letzten zehn Jahre waren wir zusätzlich Auffangstation für fünf Bereitschaftskinder“, erzählt Schott. Zu allen habe sie noch heute gute Kontakte: „Die Kinder wissen, da ist noch jemand, auf den wir uns verlassen können.“ Von ihrem Entschluss, Pflegekinder aufzunehmen, ist Schott bis heute überzeugt: „Es ist schön, zu sehen, wie die Kinder Fortschritte machen. Natürlich gibt man viel, aber man bekommt alles tausendfach zurück.“

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