Grünstadt Von total nützlich bis völlig abgefahren

Ideenreich: Hildegard Stehle mit einem Teil ihrer unverkennbaren Kreationen in der heimischen Nähstube.
Ideenreich: Hildegard Stehle mit einem Teil ihrer unverkennbaren Kreationen in der heimischen Nähstube.

Gestreifte Aliens, knuffige Häschen und knallbunte Portemonnaies – in der Bastelstube von Hildegard Stehle ist ordentlich was los. Die Wahl-Quirnheimerin lässt ihrer Kreativität gern freien Lauf. Handarbeit ist für sie eine Herzenssache. Sie freut sich, wenn ihre Schöpfungen bei Kindern gut ankommen und schreitet nur ein, wenn es um Leben und Tod geht.

Im Hause Stehle gibt es ein besonderes Häkeltier: einen großen schwarzen Drachen, der eigentlich Papa Thomas gehört und an dem Mama Hildegard lange gearbeitet hat. Die Stoff-Kreatur lebt auf der Couch im Wohnzimmer, muss aber gelegentlich als Bösewicht herhalten, wenn die Playmobil-Ritter der Kinder Streit suchen. Dann kann es passieren, dass Lanzen in den Leib des Untiers gerammt werden – und das tut Hildegard Stehle schon ein bisschen weh. „Das ist der einzige Fall, in dem ich einschreite“, erzählt sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Im Normalfall ist Einschreiten aber nicht nötig, denn die Häkelfiguren von Stehle sind ziemlich robust. Das sieht man ihnen auch an. Sie bestehen aus Wolle und einem leicht formbaren synthetischen Innenleben. Die meisten haben derart niedliche Gesichter, dass der Gedanke, sie könnten von etwas durchbohrt werden, schlichtweg entsetzt. Die kleinen Kerlchen – meist Häschen oder Puppen – sind individuell gestaltet. Sie tragen ganz verschiedene Klamotten, manche haben rote Bäckchen oder eine Haartolle, es gibt welche mit Bart oder Schal. So hat jede Figur ihren eigenen Charakter und genau darauf kommt es Stehle an. Ideen, in manchem Fall auch einen Rohbau, holt sich die 45-Jährige aus dem Internet, für den Feinschliff ist sie allerdings allein verantwortlich. „Mir ist es wichtig, dass jede Figur ihre eigene Geschichte erzählt“, sagt sie und investiert deshalb gerade in Outfits und Gesichter viel Zeit. Sie ist handwerklich geschickter geworden, in den vergangenen Jahren, und kann ihre Geistesblitze daher immer besser umsetzen. Das Ergebnis ist ein bunter Reigen an Puppen, Portemonnaies und Taschen, die einen unverkennbaren Stil haben: knuffig, aber nicht kitschig. „Mit der Handarbeit habe ich schon als Kind angefangen“, erzählt die gebürtige Kölnerin. Sie sei erst sieben oder acht Jahre alt gewesen, als die Oma ihr das Stricken beibrachte. „Das fand ich damals toll und habe viel gemacht“, erinnert sich Stehle. Von der Mutter habe sie später Häkeln gelernt und sich irgendwann selbst das Nähen beigebracht. Dann kam allerdings eine Pause, denn als Jugendliche hatte sie andere Dinge im Sinn. „Eigentlich habe ich erst wieder angefangen, als die Kinder kamen, ich zu Hause war und die freie Zeit sinnvoll nutzen wollte“, berichtet sie. Davor kam der Umzug in die Pfalz. In die verliebte sich Stehle bei einem Arbeitseinsatz in Bad Dürkheim auf den ersten Blick. Und im Dürkheimer Tanzcafé Baccara verliebte sie sich auf den ersten Blick in ihren Ehemann Thomas. Und der leiht ihr seine Blicke heute, um zu beurteilen, ob eine der Häkelfiguren gut gelungen ist, oder seiner Ansicht nach noch etwas daran gemacht werden muss. Über die familiäre Unterstützung freut sich Gabriele Stehle sehr: „Eine zweite Meinung ist immer total hilfreich.“ Meinungen bekommt sie sonst aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis, in dem die Mundpropaganda gut funktioniert. Das beschert Stehle seit Jahren immer wieder neue Aufträge. Es begann in der Zeit nach der Geburt ihrer Kinder, als sie die Liebe zur Handarbeit wiederentdeckte. Da schneiderte Stehle eine Handtasche, die bei Freundinnen und Bekannten so gut ankam, dass sie Bestellungen erhielt und nachproduzierte. „Es ging damals mit einer kleinen Bastelecke im Schlafzimmer los“, erzählt sie. Dann habe die Sache aber überhandgenommen. Es kamen immer mehr Stoffe und auch eine Nähmaschine dazu. Irgendwann musste ihr Kreativreich in die Waschküche verlegt werden, weil es einfach zu groß geworden war. „Da gibt es jetzt eine ganze Wand voll mit Materialien“, berichtet die 45-Jährige strahlend. Die kann sie auch gut gebrauchen, denn mittlerweile ist sie auf Weihnachtsmärkten vertreten und bietet ihre Handarbeit im Internet zum Verkauf an. Ideen hat Hildegard Stehle noch eine ganze Menge in petto. Nach der Arbeit, vor allem abends, nimmt sie sich jeden Tag ein oder zwei Stunden, um an ihren Projekten zu feilen. So entspannt sie. „Manche hängen überm Handy, ich arbeite eben an meinen Stoffpuppen“, meint die Quirnheimerin. Vier Tage braucht sie für eine der kleinen Figuren und nimmt um die 15 Euro dafür. „Den Materialwert bekomme ich so am Ende raus, die Arbeitsstunden berechne ich nicht. Das würde nicht gehen“, erklärt sie. Wenn die Kunden deutlich größere Figuren als ihre in jedem Geschäft für einen deutlich niedrigeren Preis bekämen, würde wohl keiner mehr ihre Handarbeit haben wollen. Das ist Stehle im Grunde aber auch gar nicht wichtig. Ihr geht es einfach darum, ihre Leidenschaft ausleben zu können, und sie freut sich, wenn sie sieht, dass ihre Werke anderen Menschen gefallen. Die Handarbeit ist eben vor allem eine Herzenssache. Kontakt Hildes Kreativ-Style, Telefon 0173/ 1004103, E-Mail info@hildes-kreativ-style.de, im Internet unter www.facebook.de/hildes’s-kreativ-style.

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