Grünstadt Von Ruanda lernen

Es kann sein, dass demnächst Gäste aus Ruanda ins Leiningerland kommen, um zu sehen, was hier getan wird, um den Klimawandel zu stoppen – oder ihm zumindest entgegenzuwirken. Der Verbandsgemeinderat hat am Gründonnerstagabend einer Klimapartnerschaft mit einem ruandischen Distrikt zugestimmt.

Annette Maurer (Grüne, Obrigheim) hat das generelle Problem des Klimaschutzes gut auf den Punkt gebracht: Dass man ins Flugzeug steigen müsse, um über den Klimaschutz zu sprechen, sei ja nicht besonders toll. Andererseits biete eine Klimapartnerschaft mit einem afrikanischen Land auch eine Chance, den Klimawandel besser zu begreifen. Denn das Ziel der Partnerschaft zwischen der Verbandsgemeinde Leiningerland und dem Distrikt Rubavu ist es, zu lernen, wie die Menschen im Nordwesten Ruandas mit den Folgen des Klimawandels umgehen und was sie tun, um die Umwelt zu schützen. Gleiches gilt umgekehrt. Die Kosten für Reisen, Dolmetscher und Berater übernimmt das Bundeswirtschaftsministerium – allerdings nur für zwei Jahre, bis ein gemeinsames Programm erarbeitet ist. Bürgermeister Frank Rüttger (CDU) warb bei den Ratsmitgliedern für diese Partnerschaft: „Zwei bis drei Personen werden dorthin reisen, und Gäste aus Ruanda werden kommen.“ Erich Weyer (FWG, Gerolsheim) zeigte sich skeptisch: Das Programm werde nur zwei Jahre lang bezahlt, wolle man danach noch tätig sein, müsse man Beratungsleistungen einkaufen. Eine solche Partnerschaft sei eher für die Kreisebene geeignet. Zudem, so Weyer, solle man lieber diejenigen Dirmsteiner unterstützen, die Brunnen in Afrika bohrten. „Ich habe Angst, dass Gelder, die von Land oder Bund kommen, verschwinden“, sagte Weyer, der sich wie zwei weitere FWG-Mitglieder und eine CDU-Frau bei der Abstimmung enthielt. Rüttger erwiderte, es gehe nicht um Entwicklungshilfe, sondern um Erfahrungsaustausch. Steffen Blaga (CDU, Hettenleidelheim) betonte, dass afrikanische Länder in Sachen alternativer Energiegewinnung viel weiter seien als Deutschland: „Man verkennt die Situation, wenn man denkt, dass sie hinterherhinken. Gerade im Solarbereich sind afrikanische Länder Vorreiter.“ Er sehe das Programm als Chance. Der ehemalige Landtagsabgeordnete Norbert Mittrücker (CDU, Hettenleidelheim), der selbst schon in Ruanda war, regte an, sich mit dem Land und dem Partnerverein kurzzuschließen. Denn: Rheinland-Pfalz unterhält seit 1982 eine Partnerschaft mit dem 12 Millionen Einwohner zählenden Ruanda – das Leininger-Gymnasium in Grünstadt pflegt beispielsweise mit einer Schule dort Kontakte. Wenn die Delegation aus dem Leiningerland nach Ruanda fliegt, sollte sie Plastiktüten daheim lassen: Sie sind seit elf Jahren verboten.

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