Grünstadt Suche nach einem Markt-Standort

Obrigheim, eine Gemeinde ohne Einkaufsmarkt, von oben: Das Foto zeigt den Ortsteil Colgenstein-Heidesheim, rechts im Bild ist di
Obrigheim, eine Gemeinde ohne Einkaufsmarkt, von oben: Das Foto zeigt den Ortsteil Colgenstein-Heidesheim, rechts im Bild ist die evangelische Kirche zu sehen.

«OBRIGHEIM.»Hans Weber baut jedes Jahr zwei oder drei Supermärkte. Leute wie den 60-jährigen Geschäftsführer der WGD Immobilien GmbH (Darmstadt) nennt man landläufig Investoren: Sie kümmern sich um den Bau von Märkten und vermieten diese langfristig an Einzelhandels- und Drogerie-Ketten. Weber errichtet in ganz Südwestdeutschland Marktgebäude, gerade wurde ein von ihm gebauter Edeka-Markt in Saarburg bei Trier eröffnet, demnächst soll in Lambrecht ein Aldi aufmachen. Seit längerem hat Hans Weber ein Auge auf Obrigheim geworfen: Bis zum vergangenen Sommer gab es Pläne, zwischen den Ortsteilen Mühlheim und Obrigheim einen Treff-3000-Markt zu errichten. Doch die Edeka Handelsgesellschaft Südwest, Betreiberin der Treff-Märkte, hat ihre Strategie geändert: Die Hälfte der Treff-3000-Märkte wurde an Netto abgegeben, der andere Teil soll umgebaut werden (wir berichteten). An einem Neubau in Obrigheim hat Edeka das Interesse verloren: „Wir sehen derzeit kein Potenzial zur Realisierung eines Marktes in Obrigheim“, teilt die Pressestelle in Offenburg auf RHEINPFALZ-Anfrage ebenso knapp wie klar mit. Investor Weber, der vor dieser Wende als Investor und Projektentwickler mit Edeka im Gespräch war, hält trotzdem an Obrigheim fest: „Es ist wirtschaftlich machbar. Deswegen bleibe ich am Standort dran“, sagt er. Mit welchem Markt-Betreiber er ins Rennen geht, werde er „zu gegebener Zeit“ entscheiden. Eine andere Sache hat Priorität: Die Suche nach einem passenden Stück Land für den Bau eines Marktes für die knapp 2900 Einwohner zählende Gemeinde mit fünf Ortsteilen. Denn die gemeindeeigene Fläche westlich von Kita und Feuerwehr, auf die der Treff-Markt (700 Quadratmeter Verkaufsfläche) eigentlich hätte gebaut werden sollen, sei für alle anderen Vorhaben zu klein. So sagt es Investor Weber. Das habe auch damit zu tun, dass sich die Markt-Welt um Obrigheim herum verändert: In Grünstadts Norden laufen die Planungen für den Bau eines neuen Rewe-Marktes und die Umsiedlung eines Aldi-Marktes. Kommunalpolitiker aus den Verbandsgemeinden Leiningerland und Eisenberg hatten über die Grünstadter Pläne geschimpft, sie fürchten zum einen Konkurrenz für ihre Orte, zum anderen aber auch, dass Obrigheim als Folge der Entwicklung bis zum Sankt Nimmerleinstag auf einen Einkaufsmarkt warten müsse. Weber drückt es diplomatischer aus und sagt über die Auswirkungen für Obrigheim: „Durch die Agglomeration mit Rewe und Aldi in Grünstadt sind die Chancen für solche Ansiedlungen schlechter geworden.“ In Obrigheim müsse er sich deshalb auf die neue Situation einstellen: Sollte dort ein Markt gebaut werden, müsse er attraktiv sein, viel Platz zum Einkaufen und zum Parken bieten, Raum für ein Café, ein Bistro, eine Terrasse aufweisen. 800 Quadratmeter Verkaufsfläche sollten es schon sein, dafür benötige er eine Fläche von 5000 bis 6000 Quadratmeter. Das Bauland, auf dem der Treff geplant war, ist „nur“ 4249 Quadratmeter groß. Der Projektentwickler glaubt an Obrigheim, allerdings ist sein Eindruck im Moment: „Jedes Grundstück, das man anpackt, hat irgendwelche Probleme.“ Ortsbürgermeister Stefan Muth (SPD) kann dafür ein einleuchtendes Beispiel nennen: So gibt es eine Privatfläche in Obrigheim, Richtung Heidesheim, die sich für den Bau eines Marktes eignen würde. Problem: Die Fläche liegt in einem Vorranggebiet für den Hochwasserschutz, die Kreisverwaltung hatte schon vor Jahren Bedenken angemeldet. Muth will sich nicht beirren lassen. Er hat den Bürgern beim Neujahrsempfang versprochen, in Sachen Supermarkt am Ball zu bleiben. Projektentwickler Weber schätzt solche Bemühungen: „Ich mache gerne solche Standorte, weil ich dort Situationen vorfinde, wo man die Ansiedlung eines Marktes richtig will“, sagt er. Er betont, wie wichtig Geschäfte für das soziale Leben seien: „Es geht um viel mehr als Einkaufen.“ Die Suche nach einem Bauplatz für einen Supermarkt in Obrigheim wird weitergehen. Zur Sache Obrigheim erstreckt sich auf knapp elf Quadratkilometer, 77 Prozent der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt.

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