Grünstadt Spiel mit Stil

Kleine Stadt, kleine Bühne, großes Publikum, großartiger Künstler. Max Mutzke hat am Donnerstagabend bei seinem Konzert wohl rund 2000 Besucher auf den Kirchheimbolander Schlossplatz gelockt. Er hat gefallen, kam mit seiner Musik beim Publikum gut an. Der Stilmix des Sängers aus dem Schwarzwald, der mit der Band Monopunk angetreten war, ist aufs gefällige Zuhören ausgelegt, weiche Klänge dominieren.

Max Mutzke live zu hören ist ein musikalisches Erlebnis, geboten bekommt das Publikum einen Cross-Over aus Pop, Soul, Jazz- und Funkelementen. Der Stilmix hat dabei zu jeder Zeit seinen Sinn, eine Linie, die zeigt: Mutzke macht da vorn auf der kleinen Bühne recht nah bei seinem Publikum sein Ding. Und genau damit gefällt er, der zusammen mit der Band Monopunk viele musikalische Höhepunkte in der Kleinen Residenz geliefert hat. Langsam tastet sich der Sänger über ein, zwei Songs ans Publikum heran, dann geht er zur direkten Ansprache über, beim dritten Song hat er die vorderen Reihen soweit, dass sie mitsingen, die Lieder „Ohne dich“ und „Marie“ sind bereits verklungen. Jetzt zeigt sich, Mutzke ist Entertainer, er weiß, wie er seine Zuhörer einzubinden hat, er animiert zum Mitsingen, sogar die Polizei, die mit einem kleinen Aufgebot Präsenz am Schlossplatz zeigt. Schnell sammelt er sie alle ein, die Kinder ganz vorne an der Bühne mit den ganz hohen Stimmen, die Frauen in der oberen Oktave und dann auch noch die Männer im Bass und Bariton. Während Frau jetzt schon bereit ist, sich anstecken zu lassen, hält Mann sich noch zurück. Überhaupt ist zu spüren, Mutzke spricht in erster Linie sein weibliches Publikum an, das die oft deutschen Texte meist mitspricht und mitsingt. „Kirchheimbolanden, was für ein Wort“, lässt er verlauten, als sich die Stimmung langsam steigert. Die Gäste lassen sich auf dieses Werben um die Publikumsgunst ein. Dann ertönt „Die Welt hinter Glas“, wieder so einen Frauen-Mitsing-Titel, der Bewegung in die Reihen bringt, aber auch dem einen anderen männlichen Zuhörer zusagt. Die Frage: „Habt Ihr Lust auf Soul?“, meint Mutzke rhetorisch. Er hat den Soul eh im Gepäck und er wird ihn spielen. Warum auch nicht? Soul geht immer. Jetzt bekommt derjenige, der nicht unbedingt eingefleischter Fan ist, einen großartigen Eindruck von der Vielseitigkeit des Sängers, von der enormen Bandbreite, die er mit seiner Stimme abzudecken weiß. Mal betätigt er sich als Vorsänger, mal ergeht er sich im Scat-Duell mit Monopunk-Keyboarder Maik Schott, der die Vintage-Keys perfekt beherrscht. Ihm zuzuhören ist eine wahre Freunde in den rund 90 Minuten, die der Gig dauert. Schott kommt später zu einem sehr Jazz-lastigen Solo, sein Spiel hat Stil. Es wundert nicht, dass er auch bereits mit anderen Größen der deutschen und internationalen Musikszene auf der Bühne stand (etwa Xavier Naidoo oder Roger Cicero). Unprätentiös zeigen sich auch die beiden anderen Musiker, Tobias Held am Schlagzeug und Danny Samar am Bass. Während auch Held zum Solo ansetzt, hält sich Samar im Hintergrund, liefert das Fundament, die Seele des Sounds. Weiter geht es mit „Magisch“ oder „So viel mehr“, ein Song aus dem Jahr 2016, in dem Mutzke beide Seiten einer Liebe, die Höhe- und Tiefpunkte, eingefangen glaubt. Ein Höhepunkt im Programm ist der Song „Catch Me If You Can“, bei dem Maik Schott ein grandioses Solo bietet – wohl der große musikalische Moment dieses Abends. Davon hätte man sich noch mehr gewünscht. Angekommen bei „Unsere Nacht“ geht Mutzke dann auch auf die Hintergründe zu seinem Auftritt ein, lobt die Organisatoren, die zeigen, wie wichtig es ist, bunt zu sein, eine Gesellschaft als die Gesamtheit ihrer Individuen zu verstehen, Inklusion zu leben, möglichst vielen eine Teilnahme zu ermöglichen. Dann der Knaller zum Abschluss: „Charlotte“, das ist mitreißend, da zeigt sich, warum Mutzke mit seiner Musik auf einer Erfolgswelle schwimmt. Noch einmal holt das Publikum die Künstler auf die Bühne, artig werden zwei Zugaben gespielt, bei der zweiten geht es schon um ruhigere Töne. Als die vier Akteure zum zweiten Mal von der Bühne gehen, ist Zufriedenheit zu spüren mit einem Musikerlebnis, mit einem schönen, angenehmen Abend.

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