Eisenberg Spätes Glück

Rolf Wahl und Hannelore Kluckert sind von einer Bekannten verkuppelt worden.
Rolf Wahl und Hannelore Kluckert sind von einer Bekannten verkuppelt worden.

Die Liebe auf den ersten Blick – sie ist kein Klischee aus irgendwelchen Groschenromanen. Es gibt sie. Und sie macht auch vor dem fortgeschrittenen Alter nicht Halt. Den Beweis dafür treten Hannelore Kluckert und Rolf Wahl an, die miteinander ihr spätes Glück gefunden haben. Eine Liebesgeschichte zum Valentinstag.

Liebe geht durch den Magen, heißt es ja oft. In diesem Falle ging sie aber durchs Ohr. Schuld an der Beziehung der beiden Turteltäubchen ist nämlich der Gesang- und Musikring (GMR) Eisenberg. Und das kam so: Vor fünf Jahren ist Hannelore Kluckerts Mann verstorben. 54 Jahre lang war Hannelore Kluckert, Jahrgang 1937, mit ihm verheiratet, die beiden haben drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Eine der Lieblingsbeschäftigungen ihres verstorbenen Mannes, erzählt Kluckert, die seit ihrem dritten Lebensjahr in Eisenberg wohnt, sei das Singen gewesen. „Er war viele Jahre im Gesang- und Musikring Mitglied, wohin ich ihn oft begleitet habe und auch nach seinem Tod regelmäßig zu Gast war“, erinnert sie sich. Der Chor ist ein reiner Männerchor. Viel gutes Zureden sei erforderlich gewesen, bis der damalige Vorsitzende zur Gründung eines zusätzlichen Frauenchors bereit gewesen sei, dessen Mitgründerin sie ist. „Obwohl der Frauenchor zunächst auf große Ablehnung bei den Herren stieß, haben wir uns nach und nach angenähert und sind mittlerweile akzeptiert“, erklärt die leidenschaftliche Hobbysängerin. Eine Bekannte, die viele Jahre beim Chor „GV Eintracht 1886 Mannheim“ gesungen habe, habe beim ersten öffentlichen Konzert des Frauenchors in Eisenberg im Allgäu anlässlich der Eisenberger Tage zu ihr gesagt, sie habe einen Mann für sie, der ihr sicherlich gefallen würde und umgekehrt. „Lorchen, den stell ich dir mal vor“, habe die Bekannte damals gesagt. Bei einem Treffen der ehemaligen Sänger des Mannheimer Chors wurde Kluckert dann mit Rolf Wahl bekannt gemacht. „Bei mir hat es sofort gefunkt, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen“, erinnert sich Kluckert schmunzelnd. Hatte Wahl doch beim Verabschieden gefragt, ob sich die beiden wiedersehen könnten. Wenig später stand die Weihnachtsfeier des GMR in Eisenberg an, zu der die Bekannte auch den gebürtigen Mannheimer eingeladen hatte, der ebenfalls seit Jahren verwitwet ist und eine erwachsene Tochter hat. „Für mich war es eine Überraschung, dass er da war, ich wusste nicht, dass meine Bekannte ihn eingeladen hatte“, erzählt Kluckert. Umso größer war die Freude. Man saß zusammen, erzählte viel, aß zusammen, lernte sich kennen. „Eigentlich war ich nach dem Hauptgang gar nicht mehr hungrig, aber da Hannelore am Kuchenbuffet stand, holte ich mir noch ein Stück für zu Hause“, erzählt der 79-Jährige. Obwohl er nur ein Stück wollte, habe sie ihm vier von ihrem eigenen Käsekuchen eingepackt, was Wahl erst zu Hause in Mannheim bemerkte. „Ich habe mir dann ihre Telefonnummer besorgt, um mich zu bedanken und bei diesem Telefonat haben wir dann unser erstes Treffen verabredet, denn auch bei mir hatte es gefunkt“, verrät er lachend. Nach dem Treffen im Bad Dürkheimer Fass sei klar gewesen, dass sie zusammengehören. Anfangs habe man eine Wochenendbeziehung geführt, 2014 habe er dann den Entschluss gefasst, sein Haus in Mannheim zu verkaufen und zu Kluckert nach Eisenberg in deren damalige Wohnung zu ziehen. „Ich bin sehr heimatverbunden und konnte mir nicht vorstellen, in Mannheim zu wohnen, und die ständige Hin- und Herfahrerei ist sehr teuer“, so Kluckert. Im August 2016 sind die beiden in eine gemeinsame Wohnung in der Würzgasse gezogen und genießen ihr Beisammensein, machen alles gemeinsam, haben Zeit füreinander. Auch die Kinder freuen sich über die späte neue Liebe ihrer Eltern. „Wir reisen gerne zusammen und demnächst sogar ins 1300 Kilometer entfernte Ungarn, wo ich noch ein Haus habe“, erzählt Wahl und ergänzt: „Zu dieser Reise begleiten uns die beiden Töchter von Hannelore – darüber freuen wir uns besonders.“

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