Rheinpfalz „Parteipolitik spielt keine Rolle“

HERCHWEILER. „Ich habe hier ein bestelltes Haus“, sagt Sigrid Stolingwa, die neue Ortsbürgermeisterin von Herchweiler im Ostertal. Die Straßen seien bis auf eine ausgebaut, das Dorfgemeinschaftshaus in Ordnung. Dennoch: Die Arbeit ihres langjährigen Vorgängers Helmut Weyrich fortzuführen, das ist für die 54-Jährige eine Herausforderung.

Den Ausbau einer Dorfstraße sowie die Installation eines Windrades nennt Stolingwa als wichtige Projekte. „Wir kämpfen für ein Windrad“, berichtet das Grünen-Mitglied. Doch im Moment kreuze der Rote Milan diesen Plan. Während der Vogel sein Gebiet wieder verlassen und somit neue Chancen für Windenergie eröffnen kann, fordert ein weiteres Thema jedoch Eigeninitiative: „Ich möchte versuchen, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken“, betont die Ortsbürgermeisterin. In einer starken und lebendigen Dorfgemeinschaft, wie sie sie beim Dorffest Anfang August erlebt hatte, sieht Stolingwa dazu Ansätze. Überhaupt sei das Dorffest für sie ein erster – durchaus positiver – Test gewesen. Sogar aus den Nachbargemeinden und aus dem Saarland seien Neugierige ins Dorf gekommen. Stolingwa gehörte dem Gemeinderat seit 2009 an. Nachdem Weyrich nach 20 Jahren als Ortsbürgermeister seinen Rückzug angekündigt hatte, sei ein Kandidat gesucht worden, erzählt sie. „Ich könnte mal etwas Neues machen“, schildert die 54-Jährige einen weiteren Beweggrund ihrer Kandidatur. In der gut 500 Einwohner zählenden Hochburg der Freien Wähler erhielt die Grüne mit rund 73 Prozent ein respektables Ergebnis. Es zeige auch, dass Parteipolitik im Gemeinderat keine Rolle spiele, folgert die Ortsbürgermeisterin. Genauso wenig wie die Herkunft. Sigrid Stolingwa stammt aus Reichweiler. Ihr Abitur legte sie in Kaiserslautern ab. Bald danach folgte die Hochzeit mit dem jetzigen Stadtwerke-Chef Friedrich Beck. Damals noch für die Bundeswehr unterwegs, folgte sie dem Ex-Mann nach Hamburg, ins Münsterland und nach Hessen. „Ich bin viel herumgekommen“, erzählt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Irgendwann habe ihr die Umzieherei jedoch gereicht. Es folgten 16 Jahre in Kusel. Während dieser Zeit sei sie zu den Grünen gekommen, in deren Kreisvorstand sie schon alle Ämter ausgefüllt hat. Derzeit fungiert sie als Beisitzerin. Für die Grünen war sie auch im Kuseler Verbandsgemeinderat. Erfahrungen mit der Verwaltung und ihre Halbtagstätigkeit bei der Blaubacher Internetfirma Deinfo nutzen der Ortschefin, die inzwischen mit Georg Stolingwa verheiratet ist und seit viereinhalb Jahren in einem schmucken Neubau über den Dächern Herchweilers wohnt, nun in ihrem neuen Amt. „Es ist viel Verwaltungsarbeit und Büroorganisation“, lauten erste Erfahrungen. Zum Entspannen greift Sigrid Stolingwa gerne zu (rotem!) Farbtopf und Pinsel. Kreativ wirkt sie darüber hinaus auch gern im Garten – ein weiteres ihrer Hobbys. (suca/Archivfoto: M. Hoffmann)

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