Grünstadt Neuleiningen: Falco-Double trotzt Regen und streikender Technik

Im Auge des Sturms: Falco-Double Michael Patrick Simoner ließ sich durch nichts aus der Bahn werfen. Foto: abf
Im Auge des Sturms: Falco-Double Michael Patrick Simoner ließ sich durch nichts aus der Bahn werfen.

Unter widrigsten Bedingungen haben Michael Patrick Simoner und seine Crew beim Neuleininger Burgsommer am Samstagabend eine grandiose Falco-Show abgeliefert. Sie trotzten Wolkengüssen und streikender Technik und brachten die Bühne – auch mit Hilfe des Publikums – zum Beben.

Mit empörten Pfiffen hat die Veranstaltung des Neuleininger Burgsommers am Samstagabend begonnen. Nicht deshalb, weil die Musik schrecklich gewesen wäre, sondern weil die Organisatoren Rainer Klundt und Tobias Ueberschaer eine Verschiebung des Starts der Falco-Show ankündigten. Grund war eine Unwetterwarnung. Und das war nur der Anfang einer Pannenserie, mit der die Musiker aber sehr professionell umgingen und ein grandioses Konzert ablieferten.

Zunächst soll Michael Patrick Simoner – das einzige von Maria Hölzel, der Mutter des 1998 verstorbenen „Falken“, autorisierte Falco-Double – lediglich eine halbe Stunde später auftreten. Die Wetter-App hat für Neuleiningen gegen 20.10 Uhr kräftigen Regen und Gewitter vorausgesagt. Die Feuerwehr sperrt den Turm, dann ist der Wolkenbruch auch schon da. Die Besucher flüchten sich in die Zelte und belagern die überdachte Bühne. Kaum ist es wieder trocken und alle haben sich gleichmäßig in der Ruine verteilt, gibt es eine erneute Unwetter-Warnung. Letztendlich kann die Show erst mit einer Stunde Verspätung starten.

So laut, dass es der Falke im Himmel hört

Als die Wolken um 21 Uhr weitergezogen sind, kommt Helge Schneiders Gute-Laune-Song „Sommer, Sonne, Kaktus“ über die Lautsprecher, während Bassist Freddi Lubitz noch auf Strom warten muss. Er überbrückt die Zeit mit humorvollen Sprüchen. Kurz darauf streckt Klundt den Daumen in die Höhe und es kann losgehen. Simoner – in roter Sgt.-Pepper-Jacke mit Sonnenbrille und gegelten Haaren – stürmt auf die Bühne und erobert im Nu die Herzen der Besucher. Erneut öffnet Petrus seine Schleusen. „Wir scheißen auf den Regen!“, ruft der Wiener da. Sogleich beweist er sich als großer Entertainer, indem er aus den rund 900 Menschen vor sich einen Chor formt. Alle singen kräftig mit bei dem Hit „Egoist“.

„Ich konnte keine Noten lesen und stand da vor 25.000 Menschen“, blickt der 53-Jährige auf das Jahr 1988 zurück, als er Falco erstmals Falco im Rampenlicht vertrat. Den Hit „Ganz Wien“ wünscht er sich gemeinsam mit dem Publikum „so zelebriert, dass der Falke es im Himmel hört“. Er streckt die Arme senkrecht in die Luft. Generell spart der singende Friseur nicht an Gestik und Mimik. Das Energiebündel sitzt, kniet, liegt, springt wie ein Flummi, tanzt und wirbelt den Mikroständer durch die Luft, der ein Sportlenkrad als Fuß hat. Immer wieder unternimmt der Frontmann auch Ausflüge ins Publikum, wobei er den Menschen mit Handicap besondere Aufmerksamkeit schenkt.

In lebendigem Sprechgesang präsentiert er das nachdenkliche Stück „Europa“. Die Stimmung im Burghof ist ausgezeichnet, als das Falco-Double in einem neuen Outfit ans Mikrofon tritt. Doch plötzlich hat Gitarrist Chris Vega keinen Strom mehr: In der Anlage hat sich Wasser gesammelt. Simoner reagiert gut gelaunt: „Heute ist alles anders, aber irgendwie geil, oder?“ Jubel. Während Techniker emsig versuchen, das Instrument wieder mit Energie zu versorgen, unterhält der Sänger, nur unterstützt vom Bassisten, mit „The Sound Of Music“. Im Lauf der Veranstaltung muss noch öfter auf Vega verzichtet werden, der das schließlich mit einem besonders langen, fantastischen Solo zu „Auf der Flucht“ ausgleicht.

Besucher stimmen a capella „Der Kommissar“ an

Über einen erneuten Stromausfall hilft Steffi Barth hinweg, die mit ihrer tief berührenden Stimme der zweite Star des Abends ist. Immer wieder erhält sie Zwischenapplaus, bei „Emotional“ kniet Simoner vor ihr. Als auf der Bühne technisch gar nichts mehr gehen will – nur Drummer Sven Hansen kann noch ungestört agieren – stimmen die Besucher a capella „Der Kommissar“ an und als der Strom wieder da ist, tut das Ensemble unter Leitung des Keyboarders Axel Steinbiss dem Publikum den Gefallen und spielt diesen Titel.

Kurz darauf kommt wieder kein Saft aus der Steckdose und Barth sorgt mit „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ für Stimmung. Einer der vielen Höhepunkte des Konzerts ist „Out Of The Dark“ zu fortgeschrittener Stunde im dunklen Burghof. Bei der Zugabe wird mit „Jeanny“ erneut direkt ein Zuschauerwunsch erfüllt, ehe dem Konzert mit „Rock Me Amadeus“ die Krone aufgesetzt wird.

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