Grünstadt Nackterhof: Heimatforscher finden Flugzeugteile an Dakota-Absturzort

91-105204243.JPG
Plexiglasreste vom Cockpit und Seitenfenster, Aluminiumteile mit grüner Tarnfarbe sowie Gummi- und Reifenteile. Das sind nur einige der bereits gefundenen Kleinteile am Absturzort des 1944 über Neuleiningen abgeschossenen britischen Transportflugzeugs.

Das Abgehen eines schmalen Streifens im Feld des Dakota-Absturzortes war für die Heimatforscher erfolgreich. Sie entdeckten Plexiglas, Kabel, Reifen und andere Teile des 1944 abgeschossenen britischen Transportflugzeugs. Das komplette Feld wird im Sommer abgesucht. Jetzt gibt es auch noch Hinweise zu anderen Abstürzen.

Gut möglich, dass der Raum Tiefenthal/Neuleiningen/Hettenleidelheim ein interessantes Gebiet für Forscher von Flugzeugabstürzen wird. Denn Erik Wieman von der Interessengemeinschaft (IG) Heimatforschung hat nicht nur zum Absturz der im Sommer 1944 abgeschossenen britischen Dakota „äußerst aussagekräftige Kleinteile des Transportflugzeugs“ auf einem Acker bei Nackterhof gefunden. Augenzeugen haben auch „hochinteressante Hinweise“ zum Dakota-Abschuss geliefert. Und unabhängig voneinander sogar von vier weiteren Abstürzen in der Gegend berichtet. Wieman: „Auf überschaubarem Raum für uns ein sehr, sehr interessantes Gebiet.“ Auf vollen Touren läuft bereits das Dakota-Projekt. Wie berichtet war das Transportflugzeug mit 23 Mann aus Kanada, Australien und England an Bord vor 73 Jahren vom deutschen Jagdflieger Julius Meimberg über Neuleiningen abgeschossen worden. Wiemann hat nun in einem kleinen Bereich des „Epizentrums des Absturzorts“ erste Flugzeugteile gefunden. Genauer gesagt in einer schmalen Traktorspur, die durch das eingesäte Feld führt. Darunter waren laut Wieman „Aluminiumteile, teils mit grüner Tarnfarbe, Alu-Nieten, die ebenfalls am Kopfende grün waren, Perspex/Plexiglasreste vom Cockpit oder Seitenfenster, Bakelitreste sowie Gummi- und Reifenteile. Das sind nur kleine Hinweise – sie sind aber sehr aussagekräftig.“ Und dann gibt es ja noch die Zeitzeugen. Wie Willi Wingertszahn und seine Schwester Gertrud Gölpert-Wingertszahn, beide im Engelhof geboren und aufgewachsen. Damals noch Kinder, konnten sich die beiden genau an den Flugzeug-Abschuss erinnern. Und daran, dass vor dem Absturz des Flugzeugs ein Flügel der Dakota abgebrochen ist, der auf einem Rübenacker eingeschlagen war und sich bis an ihr Geburtshaus durch den Boden gepflügt hatte. Auch andere Zeugen – und der deutsche Pilot – hatten berichtet, dass ein abgebrochenes Flügelteil wie ein Blatt vom Himmel geflattert war. Heute steht dort, wo der Flügel zum Stillstand kam, eine Halle. Die beiden Zeugen konnten aber nicht nur genaue Angaben zu den Absturzorten von Flügel und Dakota machen. Sie wussten auch von anderen, „hochinteressanten Details“ zu berichten, so Wieman. So habe Pilot Julius Meimberg nach den Treffern mit seiner Messerschmidt über der Burg Altleiningen gekreist und den Absturz beobachtet und sei dann, mit den Flügeln wackelnd, weitergeflogen. So hatte das damals auch ein Hettenleidelheimer beobachtet. Der Vater der Wingertszahn-Geschwister habe gar gesehen, dass das britische Flugzeug, das von seinem Kurs abgekommen war, noch farbige Leuchtkugeln abgeschossen habe. Bevor im Sommer das dann abgeerntete Feld komplett untersucht werden kann, muss die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) die Forschungsarbeiten der IG genehmigen. Dazu schicken die Heimatforscher die Fundstücke – darunter auch ein Knochenfragment – zur GDKE nach Speyer. Dort werden alle Teile genauestens untersucht. Anschließend wissen die Forscher auch mehr zur Herkunft des Knochensplitters. Laut Zeugenaussagen hatten damals am Absturzort überall Leichenteile gelegen, sagt Wieman. Viele – aber längst nicht alle – wurden geborgen und auf dem Neuleininger Friedhof beigesetzt, ehe sie auf einen Alliierten-Friedhof kamen; nach dem Krieg gab es beim Pflügen immer wieder Knochenfunde. So unwahrscheinlich wäre es also nicht, wenn die Heimatforscher noch Überreste von Opfern im Boden finden würden. Das Dakota-Projekt hat erst angefangen.

91-105204242.JPG
Durch Hinweise von Zeitzeugen wissen die Heimatforscher nun auch, wo genau sich der vor dem Absturz abgebrochene – auf dem Foto rot umrandete – Flügel durch die Erde gepflügt hat.
91-105204244.JPG
Willi Wingertszahn (rechts) und seine Schwester Gertrud Gölpert-Wingertszahn waren noch Kinder, als der deutsche Pilot Julius Meimberg in seiner Messerschmitt die englische Dakota mit 23 Mann Besatzung über Neuleiningen abgeschossen hat. Wie sie dem Heimatforscher Erik Wieman (links) nun berichtet haben, kam vor 73 Jahren der abgebrochene Flügel nur wenige Meter vorm Geburtshaus der beiden zum Stillstand.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x